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Fernsehen: Abgeordnete im Dschungel

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Abgeordnete im Dschungel

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    Der Magier Vincent Raven flog 2012 nach Australien ins RTL-Dschungelcamp.
    Der Magier Vincent Raven flog 2012 nach Australien ins RTL-Dschungelcamp. Foto: Frank Rumpenhorst/ dpa/ lhe

    Knurren, höhnisch Gackern und Hüpfen für mehr Aufmerksamkeit: Wer sich im britischen Unterhaus durchsetzen will, schaut sich am besten ein paar Tricks bei wilden Tieren ab. Ob das auch umgedreht klappt, will jetzt eine Tory-Abgeordnete herausfinden: Nadine Dorries zieht am Sonntag ins britische TV-Dschungelcamp. Das Gebrüll in Westminster ist deshalb groß: Passen Politik und Känguru-Hoden zusammen?

    Nadine Dorries liebt den Drahtseilakt _ und ist berühmt dafür, immer auf der falschen Seite abzustürzen. Premier David Cameron hat das erst kürzlich zu spüren bekommen, als die 55-Jährige ihn als „arroganten Oberschichten-Schnösel“ bezeichnete, der „nicht mal weiß, was ein Pint Milch im Supermarkt kostet“. Ungünstig, dass der Schnösel noch immer ihr Parteichef ist. Der reagierte blitzschnell, als Dorries diese Woche mit ihrem Umzug ins Dschungelcamp nach Australien die nächste Bombe platzen ließ: Die meinungsstarke Abgeordnete ist vorerst von ihrem Mandat suspendiert.

    Dass die Alphatiere in Westminster gerade sehr, sehr böse sind, dürfte Dorries indes kaum interessieren. Ab Sonntag hat sie an der Seite anderer mutiger Halb-Promis viel schlimmere Situationen zu meistern.

    16 Millionen vor dem Fernseher

    Die Show lockt regelmäßig zehn bis 16 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme, indem sie, wie ihre deutsche Schwester-Sendung, die Kandidaten in Kakerlaken baden lässt oder ihnen zum Essen geröstete Vogelspinnen, rohe Fischaugen, Rattenpüree und Mäuseschwänze serviert.

    „Der Politikeralltag ist dafür ein gutes Training“, bemerkte Dorries vor dem Abflug, „Westminster ist mit seinen taktischen Spielchen nichts anderes als ein Dschungel.“

    Zitate einst von Dirk Bach

    Über DSDS: "Diese Art von Sendungen, in denen man arglosen Jugendlichen vorgaukelt, sie werden Stars, und drei Monate später finden sie sich bei Aldi an der Kasse wieder, finde ich unmöglich."

    Über das Dschungelcamp: "„Ich bin ein Star“ ist keine Volksverdummung, sondern eine sehr ironische, satirische Sendung. Da begeben sich professionelle Unterhaltungskünstler für maximal zwei Wochen in den Dschungel, ich weiß wirklich nicht, was daran volksverdummend sein könnte."

    Über seinen TV-Konsum: "Eigentlich schaue ich querbeet, unter anderem politische Sendungen, die man natürlich vor allem bei den Öffentlich-Rechtlichen findet, weil sie einen gewissen Bildungsauftrag haben. Auch wenn sie sich zunehmend schwertun, den zu erfüllen, weil sie auch nur noch nach den Quoten schielen. Und wenn es eine Sendung gibt, die ich wirklich immer sehe, ist das „Lindenstraße“, da habe ich noch keine Folge verpasst."

    Über kleine Tabubrüche: "Das Schlimmste ist doch, wenn die Leute hinterher sagen: „Na ja, war ganz nett.“

    Über seine schönsten Rollen: "Das Schönste an musikalischen Auftritten, war mit Sicherheit damals bei der großen Trude Herr-Revue auf dem Kölner Roncalliplatz. Beim Musical war es ganz klar als ich bei "Die Schöne und das Biest" die Uhr gespielt habe."

    Warum er vegetarisch lebte: "Weil ich keine Tiere essen mag. Meiner Meinung nach sind die nicht zum Essen da.“

    Über guten Geschmack: "Ich finde sicher noch vieles lustig, was anderen schon zu weit geht, aber ich ziehe doch sehr klare Grenzen zwischen dem, was ich tue und was nicht."

    Über Homosexualität: "Homosexualität ist eine ganz selbstverständliche Sache geworden. Aber man ist ja nie am Ende; da gibt es immer noch sehr viel zu erkämpfen, bis das der letzte Schwule/die letzte Lesbe irgendwo im kleinsten Dorf sein Outing haben kann, ohne darüber nachzudenken, ob das zu einem Problem werden kann. Erst dann sind wir am Ziel angelangt, und obwohl wir schon viel erreicht haben, ist das noch ein langer Weg."

    Über sein Outing: "Das lief durch die Gnade der Zeit ganz unkompliziert ab. Meine Eltern waren da ungeheuer fortschrittlich, wenn man bedenkt, dass sie Jahrgang 1926 und 1928 waren."

    Über sein Privatleben: "Von einer Kamera möchte ich mich niemals länger beobachten lassen als notwendig. Ich mache ja nicht mal Homestorys für die bunten Illustrierten. Das würde mein Mann auch gar nicht mitmachen."

    Und was wäre dieser Londoner Urwald ohne fiese Schlangen? „Es ist immer traurig, wenn Politiker, oder Ex-Politiker, sich mit einem solchen TV-Format gemeinmachen“, zischt Parteikollegin Louise Mensch via Twitter. Die Amtswürde leide, jammern manche. Innenministerin Theresa May findet Dorries’ Abflug „einfach unverantwortlich“. Ihr Ekel-TV-Trip fällt zwar zum Teil in sitzungsfreie Wochen, doch die Menschen in ihrem Wahlkreis Mid-Bedfordshire zeigen sich da wenig verständnisvoll. Denn Außenkontakte sind ihr während der gesamten Dreharbeiten untersagt. Dafür will sie ihre provokanten, politischen Thesen in den nächsten Wochen aber am Lagerfeuer im Camp auftischen.

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