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Kinokritik: "Allied": Ein nostalgisches Filmhighlight mit Brad Pitt

Kinokritik

"Allied": Ein nostalgisches Filmhighlight mit Brad Pitt

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    Das perfekte Paar, wenn sie nicht Agenten in geheimer Mission wären: Marianne (Marion Cotillard) und Max (Brad Pitt).
    Das perfekte Paar, wenn sie nicht Agenten in geheimer Mission wären: Marianne (Marion Cotillard) und Max (Brad Pitt). Foto: Paramount Pict.

    Unsterbliche Hollywood-Klassiker wie „Casablanca“ (1942) oder Hitchcocks „Berüchtigt“ (1946) fordern Regisseure heraus, ebenfalls einen unvergesslichen Film zu drehen. In „Allied“ nutzt Altmeister Robert Zemeckis nun moderne Technologie, um einen ganz und gar altmodischen Film auf die Leinwand zu zaubern. Und wie seine Vorlagen verlangt „Allied“ ein gerütteltes Maß an Starpower, um den nötigen Glanz ins dramatische Geschehen zu bringen. Mit Brad Pitt und Marion Cotillard hat Zemeckis ein Idealpaar zusammengestellt, das Vorbildern wie Cary Grant und Ingrid Bergmann durchaus nahekommt.

    Allied: Brad Pitt spielt einen Spion

    Pitt spielt den kanadischen Spion und Attentäter Max Vatan, der im Auftrag der britischen Special Operations Executive (SOE) 1942 mit dem Fallschirm in der marokkanischen Wüste landet. In Casablanca soll er mit der Resistance-Agentin Marianne Beauséjour (Cotillard) den deutschen Botschafter (August Diehl) liquidieren. Marianne hat sich in die Vichy-Nazi-High-Society der Stadt gut eingearbeitet und begrüßt auf einer Party den unbekannten „Ehemann“ aus Paris mit überzeugender Vertrautheit.

    An professioneller Kaltblütigkeit stehen die beiden sich in nichts nach. Als Max einen Nazi-Offizier erkennt, der ihn verhört hat, liegt der Mann erdrosselt mit einem Stück Brot im Rachen am Boden der Telefonzelle, noch bevor die Verbindung nach Berlin hergestellt werden kann. Marianne bedenkt alle Details, die für die Tarnung als glücklich verheiratetes Paar unter ständiger Beobachtung notwendig sind. „Ich halte die Gefühle für echt. Deshalb funktioniert es so gut“, sagt sie. Schon bald fühlen sich die gespielten Emotionen sehr real an. Als ein (digital inszenierter) Sandsturm heraufzieht, lassen die beiden im Auto ihren Gefühlen freien Lauf, während die Kamera wie vom Wind getrieben um das Auto kreist.

    Robert Zemeckis führt Regie

    Hier kristallisiert sich Zemeckis’ Methodik deutlich heraus, der die Möglichkeiten digital kontrollierter Bildgestaltung voll ausschöpft, um den emotionalen Output dramatisch zu steigern. Dabei geht es ganz im Sinne der klassischen Hollywood-Vorbilder nicht um Realismus, sondern um die Maximierung der künstlerischen Gestaltung. Als langjähriger Weggefährte von Steven Spielberg hat Robert Zemeckis wie dieser oft anspruchsvolle Geschichten erfolgreich ins Popcorn-Format gebracht. In den 80ern erreichte seine Science-Fiction-Trilogie „Zurück in die Zukunft“ Kultstatus und mit dem oscarprämierten „Forrest Gump“ (1994) schrieb er sich in die Annalen der Filmgeschichte ein. Zemeckis Werke waren auch immer technisch auf der Höhe der Zeit. Die Möglichkeiten der digitalen Bildproduktion lotete er in Filmen wie „Polarexpress“ und „Beowulf“ enthusiastisch aus. Mit „The Walk“ (2015) brachte er Pixelhandwerk und emotionale Tiefe in Einklang.

    In „Allied“ macht Max nach erfolgreicher Durchführung des mörderischen Auftrags Marianne noch im Fluchtwagen einen Heiratsantrag. In London arbeitet er weiter als Offizier für seinen früheren Arbeitgeber, während sie den Agentenjob an den Nagel hängt und ihr Glück als Hausfrau und Mutter der gemeinsamen Tochter zu finden scheint. Aber dann wird Max eines Tages in den tiefen Geheimdienstkeller gerufen: Seine Frau steht in Verdacht, für die Deutschen zu arbeiten. Max soll herausfinden, ob das stimmt – und sie gegebenenfalls, wie es die Vorschrift in solchen Fällen fordert, eigenhändig liquidieren.

    Das Drehbuch von Steven Knight, der sich mit Filmen wie „No Turning Back“ oder „Eastern Promises“ einen ganz eigenen Suspense-Stil erarbeitet hat, überzeugt durch einen wendungsreichen, aber keineswegs überkonstruierten Plot. Brad Pitt spielt losgelöst von Klamotten wie „Mr. und Mrs. Smith“ hervorragend in fast schüchterner Zurückhaltung Verliebtheit, Schock nach der Anklage und Zweifel. Eheliches Glück und professionelles Misstrauen werden in der Agentenliebe gleichermaßen glaubwürdig in Szene gesetzt und bis zum Schluss als Option offen gehalten.

    Mit seiner nostalgischen Inszenierungsweise verneigt sich Zemeckis vor den großen Hollywood-Dramen der Vierzigerjahre und nutzt die Möglichkeiten digitaler Bildproduktion immer wieder für expressive, visuelle Effekte. Klassische und moderne Elemente greifen hier bruchlos ineinander und verbinden sich – auch dank der Attraktivität seiner Hauptdarsteller – zu einem sehr ansehnlichen, spannenden Stück Kino.

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