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Winnenden: Amoklauf von Winnenden: Mutter des Täters haftet nicht für Schaden

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Amoklauf von Winnenden: Mutter des Täters haftet nicht für Schaden

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    Sieben Jahre ist es her, dass ein Schüler an einer Realschule im baden-württembergischen Winnenden Amok lief und 15 Menschen tötete.
    Sieben Jahre ist es her, dass ein Schüler an einer Realschule im baden-württembergischen Winnenden Amok lief und 15 Menschen tötete. Foto: Sebastian Kahnert/Archiv (dpa)

    Hat die Mutter von Tim K. ihre Aufsichtspflicht verletzt? Diese Frage wurde nach dem Amoklauf von Winnenden im März 2009 lange diskutiert. Nun ist erneut eine Entscheidung gefallen. Die Mutter des Amokläufers haftet nicht.

    Ein klagender Sozialversicherungsträger nahm seine Berufung gegen ein entsprechendes Urteil des Landgerichts Stuttgart vom August 2015 zurück, wie das Oberlandesgericht (OLG) Stuttgart am Mittwoch mitteilte. Das OLG hatte den Kläger zuvor auf die fehlende Erfolgsaussicht seiner Berufung hingewiesen.

    Der damals 17-jährige Tim K. hatte im März 2009 mit der Pistole seines Vaters 15 Menschen erschossen und anschließend sich selbst getötet. Der Vater wurde später zu einer Bewährungsstrafe von eineinhalb Jahren verurteilt, weil er die Waffe nicht ordnungsgemäß weggesperrt hatte, und muss deshalb nach einer weiteren Entscheidung auch grundsätzlich für den Schaden haften.

    Amoklauf von Winnenden: Mutter wusste nicht von Waffe im Schlafzimmerschrank

    Laut OLG konnte dagegen der Mutter keine Verletzung ihrer Aufsichtspflicht nachgewiesen werden. Sie habe vor dem Amoklauf nicht gewusst, dass ihr Mann die spätere Tatwaffe, eine Pistole, im Schlafzimmerschrank versteckt hatte. Zudem seien im Prozess keine Anhaltspunkte ersichtlich geworden, die zu einer erhöhten Aufsichtspflicht über den zum Tatzeitpunkt fast volljährigen Tim K. führten, teilte das Gericht zur Begründung weiter mit. afp/AZ

    Amokläufe in Deutschland

    Saarbrücken: 25. Mai 1871. Als Erstes der sogenannten School Shootings gilt der Fall des Julius Becker. Er schoss auf zwei Mitschüler am Gymnasium in Saarbrücken. Zwei Wochen vor der Tat hatte er die Waffe gekauft. Nach der ersten Stunde schoss er ohne Vorwarnung dreimal auf den Kopf eines Mitschülers, traf außerdem einen zweiten Klassenkameraden.

    Haiger bei Dillenburg: 1924. Fritz Angerstein tötete zunächst seine Familie und Angestellte seines Hauses, verstümmelte sich im Anschluss selbst und brannte danach seine Villa nieder. Angerstein gab gegenüber der Polizei an, dass er in seiner Villa überfallen worden sei. Das stellte sich als gelogen heraus. Angerstein wurde zum Tode verurteilt und am Morgen des 17. Novembers 1925 hingerichtet.

    Amtsgericht Euskirchen: 9. März 1994. Der 39-jährige Erwin Mikolajczyk schoss in einem Gerichtssaal des Amtsgerichts Euskirchen um sich. Er reagierte damit darauf, dass sein Einspruch gegen eine Geldstrafe wegen Körperverletzung in Höhe von 7200 DM vom Gericht abgewiesen wurde. Anschließend zündete er eine Bombe. Sieben Menschen starben, acht weitere wurden teilweise schwer verletzt.

    Eching/Freising: 19. Februar 2002. Adam Labus kleidete sich in militärischer Tarnkleidung und fuhr mit dem Taxi zu der Dekorationsfirma, die ihm kurz vorher gekündigt hatte. Dort tötete er den 38-jährigen Betriebsleiter und einen 40-jährigen Vorarbeiter. Danach fuhr er mit demselben Taxi in seine Wirtschaftsschule in Freising. Er tötete den Schulleiter und verletzte einen Religionslehrer schwer. Schließlich tötete er sich selbst.

    Erfurt: 26. April 2002. Robert Steinhäuser erschoss am Vormittag des 26. April 2002 am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt elf Lehrer, eine Referendarin, eine Sekretärin, zwei Schüler und einen Polizisten. Anschließend tötete er sich selbst. Er war zum Tatzeitpunkt 19 Jahre alt.

    Emdstetten: 20. November 2006: Bastian B. verletzte in seiner ehemaligen Schule drei Jugendliche durch Schüsse. Der Hausmeister wird durch einen Bauchschuss schwer verletzt. Eine ihm folgende schwangere Lehrerin wurde von einem Rauchkörper getroffen und erlitt Gesichtsverletzungen. Der Täter verletzte drei weitere Schüler und zündete Nebelkerzen, die den Einsatz der Polizei erheblich erschwerten. Der Täter tötete sich schließlich durch einen Schuss in den Mund selbst.

    Winnenden: 11. März 2009. Am Vormittag des 11. März 2009 tötete Tim Kretschmer 15 Menschen - und anschließend sich selbst. Er wütete in seiner Realschule und in ihrer Umgebung in Winnenden, außerdem in Wendlingen am Neckar. Der 17-jährige Tim Kretschmer konnte erst nach mehrstündiger Flucht von der Polizei gestellt werden. Elf weitere Menschen wurden teils schwer verletzt.

    Ansbach: 17. Septembers 2009. Schüler Georg R. wütete mit einem Beil, zwei Messern und drei Molotowcocktails am Gymnasium Carolinum in Ansbach. Er schleuderte einen Brandsatz in zwei Klassenzimmer. Als die Schüler flohen, schlug der Täter mit dem Beil wahllos auf sie ein. Zwei Schülerinnen wurden schwer, sieben Schüler sowie eine Lehrerin leicht verletzt.

    Lörrach: September 2010. In der südbadischen Stadt Lörrach erschoss eine Anwältin und Sportschützin ihren von ihr getrennt lebenden Mann in ihrer Wohnung, erstickte den gemeinsamen Sohn und legte anschließend Feuer. Danach lief sie in ein gegenüberliegendes Krankenhaus und erschoss einen Pfleger. Die Polizei tötet schließlich die 41-Jährige.

    Heidelberg: August 2013. Drei Tote und fünf Verletzte forderte ein Streit bei einer Eigentümerversammlung in Dossenheim nahe Heidelberg. Nach einer Auseinandersetzung über die Nebenkostenabrechnung wurde der Mann des Raumes verwiesen. Er kam mit einer Pistole zurück und lief Amok. Der Sportschütze tötete dabei zwei Männer und verletzte fünf Menschen schwer. Dann erschoss er sich selbst.

    Düsseldorf: Februar 2014. Ein bewaffneter Mann lief im Raum Düsseldorf in zwei Anwaltskanzleien Amok. Er tötete drei Menschen und legte in beiden Kanzleien Feuer. Die Ermittler sind sich sicher, dass der 48-jährige Familienvater sich an seiner Ex-Chefin sowie an den Kanzleien in Düsseldorf und Erkrath rächen wollte. Der Amokläufer wurde schließlich am 23. September 2014 zu lebenslanger Haft verurteilt.

    Ansbach: 10. Juli 2014: Ein Autofahrer erschoss bei seinem Amoklauf zwei Menschen, eine alte Frau und einen Radfahrer. Aus einem Auto heraus bedrohte der Schütze weitere Menschen und flüchtete. Die Polizei warnte vor dem Bewaffneten, es folgte eine Verfolgungsjagd. Kurz darauf Aufatmen: Der Mann wurde an einer Tankstelle gefasst. Außerdem sollen ein Landwirt und ein weiterer Autofahrer beschossen oder zumindest bedroht worden sein.

    München: 22. Juli 2016: Ein 18-jähriger Deutsch-Iraner schießt am Münchner Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) um sich. Er tötet neun Menschen, 27 weitere werden verletzt. Danach tötet sich der Schütze selbst. 2300 Sicherheitskräfte waren in München im Einsatz. (Stand 23.7.2016, 14.50 Uhr)

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