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Chemnitz: Anti-Terror-Einsatz: Beschuldigter soll Geld an IS übermittelt haben

Chemnitz

Anti-Terror-Einsatz: Beschuldigter soll Geld an IS übermittelt haben

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    Wegen eines Terroralarms ist es am Montagabend zu einem Einsatz des sächsischen Landeskriminalamtes in Chemnitz gekommen.
    Wegen eines Terroralarms ist es am Montagabend zu einem Einsatz des sächsischen Landeskriminalamtes in Chemnitz gekommen. Foto: Harry Haertel, dpa

    Nach dem Anti-Terror-Einsatz in Chemnitz hat sich ein Sprengstoffverdacht nach Angaben der Bundesanwaltschaft nicht bestätigt. Wie die Behörde am Dienstag in Karlsruhe mitteilte, waren Anhaltspunkte, dass der Verdächtige Sprengstoff besitzen könnte, Anlass für die Durchsuchungen am Montagabend.

    Ein Spezialeinsatzkommando des Landeskriminalamtes Sachsen hatte am Montagabend mehrere Wohnungen durchsucht. Der Verdacht habe sich aber nicht bestätigt, Festnahmen habe es nicht gegeben. Es bestehe aber der Verdacht, dass der Beschuldigte Geld an die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) übermittelt habe. Er wird zudem verdächtigt, selbst IS-Mitglied zu sein. Auch soll er in Schleusungen eingebunden gewesen sein.

    Mindestens ein Verdächtiger wurde in Gewahrsam genommen.
    Mindestens ein Verdächtiger wurde in Gewahrsam genommen. Foto: Harry Haertel, dpa

    Ein Zusammenhang mit dem fall Dschaber al-Bakr vom vergangenen Oktober, in dem die Bundesanwaltschaft wegen Terrorverdachts ermittelt, besteht demnach nicht. 

    Al-Bakr soll einen Anschlag geplant haben

    Der Fall Dschaber al-Bakr: Eine Chronologie

    19. Februar 2015: Der Syrer reist nach Deutschland ein, wird in München registriert und zur Erstaufnahme in Chemnitz weitergeleitet.

    10. März: al-Bakr zieht nach Eilenburg in Nordsachsen.

    9. Juni: Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gibt dem direkt am 19. Februar gestellten Asylantrag von al-Bakr statt. Der Syrer erhält einen auf drei Jahre befristeten Aufenthaltstitel.

    September 2016: Der Bundesnachrichtendienst und das Bundesamt für Verfassungsschutz werden auf den 22-Jährigen aufmerksam. Der Syrer recherchiert im Internet über die Herstellung von Sprengsätzen und beschafft - vermutlich mit einem Komplizen - die Grundstoffe dafür.

    6. Oktober: Das Bundesamt für Verfassungsschutz macht Al-Bakr als Schlüsselfigur eines geplanten Anschlages der Terrororganisation Islamischer Staat in Deutschland aus. Er soll sich gegen Züge oder Berliner Flughäfen richten. al-Bakr wird rund um die Uhr observiert.

    7. Oktober: Der Syrer will Heißkleber kaufen, für die Ermittler das Signal, dass er eine Bombe fertigstellen will. Der Verfassungsschutz benachrichtigt die Polizei in Chemnitz.

    8. Oktober: Die Polizei versucht, al-Bakr in der Wohnung eines Bekannten festzunehmen, doch er kann flüchten. Die Beamten stellen dort Sprengstoff sicher. Der Mieter der Wohnung wird als mutmaßlicher Mittäter festgenommen.

    9./10. Oktober: Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe zieht die Ermittlungen an sich. Die Polizei fahndet weiter bundesweit nach al-Bakr, der bis Leipzig kommt. Ein Syrer nimmt ihn auf, erkennt ihn aber und holt Freunde. Gemeinsam überwältigen sie al-Bakr und übergeben ihn der Polizei.

    10. Oktober: Ein Gericht erlässt Haftbefehl wegen Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. 

    12. Oktober: Der Syrer wird erhängt in seiner Zelle in der Leipziger Justizvollzugsanstalt gefunden. Bundesinnenminister Thomas de Maizière fordert rasche und umfassende Aufklärung.

    13. Oktober: Nach dem Suizid des terrorverdächtigen Syrers Dschaber al-Bakr in einem Leipziger Gefängnis weist das sächsische Justizministerium Vorwürfe zurück, die Selbsttötung hätte verhindert werden können. Nach jetzigem Stand habe man alles getan, um das zu vermeiden. Nach Ansicht des Kriminologen und Polizeiwissenschaftlers Thomas Feltes haben die Sicherheitsbehörden in Sachsen bei der Unterbringung des Terrorverdächtigen Dschaber al-Bakr jedoch blauäugig gehandelt

    Damals war die Polizei in Chemnitz ebenfalls zu einem Anti-Terror-Einsatz angerückt - die Festnahme des mutmaßlichen IS-Terroristen Dschaber al-Bakr scheiterte jedoch. Der 22-jährige Syrer floh trotz Großfahndung nach Leipzig, wo er von Landsleuten überwältigt und der Polizei übergeben wurde. Zwei Tage später erhängte er sich in Untersuchungshaft in der JVA Leipzig. In der Chemnitzer Wohnung fand die Polizei damals einen hochexplosiven Sprengstoff, mit dem der Syrer nach Erkenntnissen der Ermittler einen Anschlag auf einen Berliner Flughafen verüben wollte.

    Die Federführung für den Einsatz am Montagabend lag beim Generalbundesanwalt in Karlsruhe. Zunächst hatten die Freie Presse, das Online-Portal Tag 24 und die Bild-Zeitung über den Einsatz berichtet. Spezialkräfte hatten mit Atemschutzmasken und Maschinenpistolen ein Wohnhaus gestürmt. Auch ein spezielles Fahrzeug zur Terrorabwehr und ein Sprengstoff-Suchhund kamen zum Einsatz. Anschließend soll es einen weiteren Einsatz in einem Wohngebiet gegeben haben. dpa

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