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VOX-Doku: "Asternweg - Ein Jahr danach": Das haben die Bewohner erlebt

VOX-Doku

"Asternweg - Ein Jahr danach": Das haben die Bewohner erlebt

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    <p>Steffi Kallenbach lebt weiterhin von Hartz IV und erwartet ihr sechstes Kind. </p>
    <p>Steffi Kallenbach lebt weiterhin von Hartz IV und erwartet ihr sechstes Kind. </p> Foto: VOX/99pro media

    Arbeitslosigkeit, Armut, Drogen: Vor einem Jahr sorgte die VOX-Doku „Asternweg - Eine Straße ohne Ausweg“ bundesweit für Aufsehen. Die Reportage zeigte das Schicksal der Bewohner eines sozialen Brennpunkts in Kaiserslautern - und viele Zuschauer konnten kaum glauben, dass die erschreckenden Bilder aus einem Stadtteil in Deutschland stammen. Die Lebensumstände in dem ehemaligen "Kalkofen" wurden sowohl in sozialen Netzwerken als auch von der Politik heftig diskutiert.

    Vox-Doku über den "Asternweg“ erhält den Deutschen Fernsehpreis

    Insgesamt sahen 1,4 Millionen Zuschauer im April 2015 die vierstündige Produktion, die anschließend mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde. Nach der Ausstrahlung begleitete VOX die Menschen dort weiter. Am 2. April zeigt der Sender nun den zweiten Teil der Doku: "Asternweg - Ein Jahr danach". Was hat sich innerhalb eines Jahres in den zehn Wohnblöcken getan, in dem rund 350 Bewohner leben, die zum Großteil auf Hartz IV und Sozialhilfe angewiesen sind? Wie geht es den Menschen, die weit unterhalb der Armutsgrenze leben, häufig in Wohnungen ohne Heizung und Dusche, angewiesen auf Lebensmittelspenden?

    Hier können sie Teil 1 der Asternweg-Doku nochmal online ansehen 

    Immerhin: Trotz der schwierigen Finanzlage versucht der Oberbürgermeister Klaus Weichel sich des sozialen Brennpunktes anzunehmen. Bereits 2007 hat er laut VOX begonnen, ein Sanierungskonzept zu entwickeln, das allerdings erst 2014 fertiggestellt wurde. "Wir arbeiten da schon seit Jahren dran und haben auch schon die unterschiedlichsten Ansätze, die wir realisieren", verspricht er in der Doku. Am Alltag der Bewohner selbst hat sich vorerst leider wenig geändert. Auch das zeigt "Asternweg - Ein Jahr danach".

    "Asternweg - Ein Jahr danach": Das haben die Bewohner erlebt

    <p>In der Kneipe beweist Helmut Stay Zivilcourage und nimmt einen Asylbewerber in Schutz. Doch sein Engagement wird ihm zum Verhängnis, denn er wird angegriffen und schwer verletzt.</p>
    <p>In der Kneipe beweist Helmut Stay Zivilcourage und nimmt einen Asylbewerber in Schutz. Doch sein Engagement wird ihm zum Verhängnis, denn er wird angegriffen und schwer verletzt.</p> Foto: VOX / 99pro media

    Stephanie Kallenbach (27)  und Helmut Stay (38): Vor allem die Situation von "Steffi" und ihren fünf kleinen Kindern schockierte viele Zuschauer. Die Familie lebte in einer völlig heruntergekommenen Wohnung - das Bad: ein einziger Schutthaufen. Das Jugendamt war alarmiert, drohte der jungen Frau, ihre Kinder zu entziehen. In der Doku konnten die Zuschauer dann verfolgen, wie die Kallenbachs in eine angemessene Wohnung zogen, zu der ihr die "Gute Seele" des  Asternwegs, Wirtin Ilse Menke (52), verhalf.

    "Steffi" - das zeigt nun die Fortsetzung - hat sich zuletzt offenbar bemüht, allen Forderungen der Behörde nachzukommen. Drei Kinder gehen inzwischen in den Kindergarten. Doch jetzt kündigt sich erneut Nachwuchs an. Die 27-jährige erwartet ihr sechstes Kind und die schwierige Beziehung zu Vater Helmut belastet sie: "Er kommt selten und guckt nur ganz kurz. Türe  auf, wieder raus und zu - schwierig."

    <p>Gelingt es Wolfgang Dandler (55), den die Zuschauer als einsamen Alkoholiker mit krimineller Vergangenheit erlebt haben, aus dem Asternweg wegzuziehen?</p>
    <p>Gelingt es Wolfgang Dandler (55), den die Zuschauer als einsamen Alkoholiker mit krimineller Vergangenheit erlebt haben, aus dem Asternweg wegzuziehen?</p> Foto: VOX /99pro media

    Wolfgang Dandler (56): Wolfgang ist 56 Jahre alt und wurde schon im "Kalkofen" geboren. Durch die Ausstrahlung vor einem Jahr wissen die Zuschauer bereits, dass der einsame Alkoholiker rund zwölf Jahre seines Lebens hinter Gittern verbracht hat. Was sie nicht wissen: Die Aufmerksamkeit, die  er durch die Dokumentation bekam, hatte für ihn private Konsequenzen: "Auf einmal geht die Beifahrertür auf, da steht eine hübsche Frau vor mir. Dann hat die Frau gemeint, 'Papa ich will dich kennenlernen'.  Ich habe geweint", beschreibt er das emotionale Zusammentreffen mit seiner Tochter, die er seit 25 Jahren nicht gesehen hat. Doch ihre erste Begegnung dauert nur 20 Minuten, weil Wolfgang zu betrunken  ist. Tochter Sarah will ihrem Vater helfen, aus dem "Kalkofen" wegzuziehen und trocken zu werden.

    <p>John "Joe" Jürgen Guth wurde im "Kalkofen" geboren. </p>
    <p>John "Joe" Jürgen Guth wurde im "Kalkofen" geboren. </p> Foto: VOX/99pro media

    John "Joe" Jürgen Guth (49): Auch "Joe" wurde schon im Kalkofen geboren und kennt das Viertel mit seinen Menschen wie seine Westentasche. Er ist einer von Ilses Stammgästen und, wie bereits aus der ersten "Asternweg"-Doku ersichtlich, dort selten nüchtern anzutreffen. Wie Wolfgang hat auch er schon mehrere Jahre wegen verschiedener Delikte, unter anderem Drogenhandel, eingesessen. Während der erneuten Dreharbeiten befindet er sich auf Bewährung. Joe hat viele Freunde im Kalkofen und seit der Ausstrahlung auch darüber hinaus. "Da ist einer extra aus Koblenz gekommen und hat mich auf ein Bier eingeladen. Dann hat er mir 50 Euro in die Hand gedrückt",  berichtet er. Die Freiheit, seine vielen Bekanntschaften zu pflegen, steht allerdings unter keinem guten Stern, denn "Joe" wird schon wieder von der Polizei gesucht.

    Das Leben von Katharina Dittrich-Welsh (37) hat sich seit der Asternweg-Ausstrahlung im April 2015 komplett verändert: Seit einem Jahr dreht es sich nur noch um den Kalkofen.
    Das Leben von Katharina Dittrich-Welsh (37) hat sich seit der Asternweg-Ausstrahlung im April 2015 komplett verändert: Seit einem Jahr dreht es sich nur noch um den Kalkofen. Foto: VOX/99pro media

    Katharina Dittrich-Welsh (37). Seit Juni 2014 engagiert sich  Katharina ehrenamtlich im Kalkofen. Am Anfang tat sie dies einmal in der Woche, seit der Ausstrahlung der Doku widmet sie sich den Menschen im Problemstraßenzug täglich und bekommt viele Hilfs-Anfragen. Um diesen gerecht zu werden, hat sie gemeinsam mit  Ilses Ehemann Ernst (53) letztes Jahr den gemeinnützigen Verein Asternweg e.V. gegründet. "Meine Facebook-Seite war komplett lahm gelegt, damit hätte ich nie gerechnet. Wenn ich rausgehe, erkennt mich jeder. Und wenn ich irgendwo anhalte, bringen mir die Leute Tüten mit Kleidern", schildert sie. "Ich denke, dass die Leute tatsächlich die Hoffnung haben, dass sich dauerhaft etwas ändert und dass der Kalkofen nie wieder so wird, wie er vorher war! Eigentlich brauchen wir jetzt nur noch einen Millionär." drs

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