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Großes Finale: Auf Komet Tschuri ist für Raumsonde Rosetta Schluss

Großes Finale

Auf Komet Tschuri ist für Raumsonde Rosetta Schluss

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    Für die Raumsonde Rosetta ist die Reise bald zu Ende.
    Für die Raumsonde Rosetta ist die Reise bald zu Ende. Foto: DLR (dpa)

    Für die Raumsonde Rosetta wird es ein spektakulärer Abgang. Nächsten Freitag soll Rosetta auf dem Kometen Tschuri landen. Damit endet die die historische Reise der europäischen Raumfahrt zum Ursprung des Sonnensystems. 786 Tage nach Ankunft "Rosettas" bei ihrem Zielkometen und 688 Tage nach dem Aufsetzen ihres Landegeräts "Philae" auf Tschuri sind beide Sonden dann wieder vereint - in der schroffen Landschaft des Kometen, der mit vollem Namen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko heißt und dank "Rosetta" mittlerweile als besterforschtes Relikt aus der Entstehungszeit von Sonne und Planeten gilt.

    Die Europäische Weltraumagentur ESA beschrieb im Vorfeld die letzte Phase der beispiellosen Kometenmission, die längst als erfolgreichste ihrer Art gilt: "Nachdem die Sonde den Kometen zwei Jahre lang auf Schritt und Tritt begleitet und bei dessen Annäherung an die Sonne eine beispiellose Flut an wissenschaftlichen Daten bereitgestellt hat, entfernen 'Rosetta' und ihr Komet sich nun wieder über die Umlaufbahn des Jupiter hinaus von der Sonne."

    Die zehnjährige Reise der Rosetta-Mission durchs All

    Weit über sechs Milliarden Kilometer in gut zehneinhalb Jahren - die europäische Kometensonde »Rosetta» hatte eine lange Strecke hinter sich, als ihre Mission am Mittwoch mit der Landung eines Mini-Labors auf dem Zielkometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko ihren Höhepunkt fand. Um Schwung auf ihrer Reise aufzunehmen, passierte »Rosetta» im vergangenen Jahrzehnt dreimal die Erde und einmal den Mars.

    2. März 2004: »Rosetta» startet an Bord einer Ariane-5G-Trägerrakete vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana.

    4. März 2005: Erster Vorbeiflug an der Erde in 1955 Kilometern Entfernung.

    25. Februar 2007: »Rosetta» passiert unseren Nachbarplaneten Mars in einer Distanz von nur 250 Kilometern.

    13. November 2007: Zweiter Vorbeiflug an der Erde, diesmal in 5301 Kilometern Entfernung.

    5. September 2008: »Rosetta» begegnet im All dem Asteroiden Steins, der zwischen Mars und Jupiter seine Bahn um die Sonne zieht. Die Sonde nähert sich dem kleinen Himmelskörper bis auf 802,6 Kilometer.

    13. November 2009: Dritter Vorbeiflug an der Erde in 2480 Kilometern Distanz.

    10. Juli 2010: »Rosetta» passiert den großen Asteroiden Lutetia und nähert sich ihm bis auf 3162 Kilometer.

    8. Juni 2011: Aus Energiespargründen werden die Instrumente von »Rosetta» in eine zweieinhalbjährige »Tiefschlafphase» versetzt.

    20. Januar 2014: »Rosetta» erwacht planmäßig aus dem »Winterschlaf», ihre Instrumente werden nach und nach reaktiviert.

    6. August 2014: Ankunft am Kometen Tschurjumov-Gerasimenko, genannt Tschuri. »Rosetta» schwenkt in den folgenden Tagen in eine Umlaufbahn um den Brocken aus Eis, gefrorenen Gasen und Staub ein.

    12. November 2014: »Rosettas» Landeeinheit »Philae» löst sich von der Muttersonde und sinkt auf die Oberfläche des Kometen hinab. Nach stundenlanger Spannung verkünden die ESA-Wissenschaftler, dass der Forschungsroboter auf Tschuri gelandet ist. (afp)

    "Da sich 'Rosetta' nun weiter von der Sonne weg bewegt als jemals zuvor und damit erheblich weniger für ihren Betrieb erforderliche Solarenergie zur Verfügung hat, ist das Schicksal der Sonde besiegelt: Sie wird 'Philae' auf die Oberfläche des Kometen folgen", hieß es weiter bei der ESA. In der Schlussphase ihres Abstiegs zur Kometenoberfläche wird "Rosetta" noch einmal zahlreiche Messungen vornehmen können - darunter die Untersuchung von Gas und Staub in nie dagewesener Nähe zu Tschuris Oberfläche.

    Beide Sonden sammelten große Datenmengen

    "Diese Daten dürften bis zum endgültigen Aufprall übertragen werden, danach wird eine Kommunikation mit der Sonde nicht länger möglich sein", beschrieb Europas Weltraumagentur die bevorstehenden letzten Stunden von "Rosetta". Die Sonde war mit "Philae" huckepack am 2004 gestartet und nach über zehnjähriger Reise im August 2014 an ihrem Zielkometen angekommen. Während die Muttersonde seither den Kometen umkreist, landete das Minilabor "Philae" am 12. November 2014 weich auf Tschuri - als erstes von Menschen geschaffenes Gerät.

    Allerdings legte der kühlschrankgroße Roboter eine ziemlich holprige Landung hin. Weil er an seinem ungeplanten Landeplatz zu wenig Sonnenenergie bekam, konnte der Lander nur rund 60 Stunden wissenschaftlich arbeiten. Dem Erfolg der Mission tat dies kaum Abbruch: Beide Sonden sammelten große Datenmengen, deren Auswertung noch viele Jahre dauern wird.

    Doch schon vor dem Ende der Mission lieferte die Kometenreise eine Fülle neuer Erkenntnisse über die Natur der Schweifsterne und damit über die Entstehung des Sonnensystems vor rund viereinhalb Milliarden Jahren. So gehen Forscher mittlerweile davon aus, dass das Wasser auf der Erde im Gegensatz zu früheren Theorien wohl doch nicht in großen Mengen von Kometen stammt - die Struktur der Wassermoleküle auf Tschuri unterscheidet sich nämlich deutlich von irdischem Wasser, wie "Rosetta"-Daten ergaben.

    Rosetta: Woher kommen die Namen bei Kometen-Mission?

    «Rosetta», «Philae» und «Agilka» - woher kommen die ungewöhnlichen Namen, die bei der Kometen-Mission eine Rolle spielen?

    Rosetta: Der Name für die Sonde «Rosetta» wurde in Anspielung auf den Stein von Rosetta (auch: Stein von Rosette) gewählt.

    Mit den Inschriften darauf - in Altgriechisch, Demotisch und in Hieroglyphen - konnten erstmals die ägyptischen Hieroglyphen entziffert werden. Der Stein befindet sich heute im Britischen Museum in London.

    Philae: Der Name des Landers «Philae» bezieht sich auf die Nil-Insel Philae. Auf diesem Eiland war ein Obelisk gefunden worden, der in griechischer Schrift und in Hieroglyphen die Namen von Kleopatra und Ptolemäus trug und so bei der Entzifferung half.

    Analog dazu soll die Mission dazu beitragen, unsere kosmische Geschichte zu entschlüsseln.

    Agilkia: Der für den Lander ausgesuchte Platz auf dem Kometen ist ebenfalls nach einer Insel im Nil benannt: Agilkia.

    Sie wurde 1980 der neue Standort für den Tempel von Philae. Der ursprüngliche Standort - die Insel Philae - war nach dem Bau eines Staudamms überflutet worden.

    Den Namen für den Landeplatz auf dem Kometen wählte eine Jury in einem Wettbewerb aus 8300 Vorschlägen aus. Vorher hieß der Platz auf dem Himmelskörper schlicht und kurz «J». (dpa)

    Andere Messungen legen nahe, dass eine Theorie der Entstehung von Kometen wahrscheinlich überdacht werden muss: Bisher gingen Wissenschaftler davon aus, dass Magnetfelder beim Zusammenbacken von winzigen Materiebausteinen und damit in der frühen Wachstumsphase von Kometen eine Rolle spielten. Die Daten von Tschuri zeigen dagegen, dass dessen Kern unmagnetisch ist. Die Forscher fanden zudem auf der Kometen überraschend harte Stellen - und mehrere organische Moleküle, die nie zuvor in Schweifsternen nachgewiesen wurden.

    Vor allem aber die Bilder von "Rosettas" Kamerasystem "Osiris" ließen Forscher und Laien gleichermaßen den Atem anhalten: Die Fotos zeigten nie gesehene Details der bizarren Landschaften auf Tschuri. In dieser fremden Welt soll nun auch "Rosetta" landen - und auf Tschuri fortan stumm mit "Philae" um die Sonne reisen.Richard Heister afp/AZ

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