Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Interview: Da versteht Michael Mittermeier keinen Spaß

Interview

Da versteht Michael Mittermeier keinen Spaß

    • |
    Michael Mittermeier ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Komiker. Sein Humor gefällt nicht jedem, Rücksichten nehme er dennoch nicht.
    Michael Mittermeier ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Komiker. Sein Humor gefällt nicht jedem, Rücksichten nehme er dennoch nicht. Foto: Herbert Neubauer, dpa

    Herr Mittermeier, Sie sind dieses Jahr 50 geworden. Haben Sie schon so etwas wie eine künstlerische Midlife-Crisis verspürt?

    Michael Mittermeier: Nein. Midlife-Crisis heißt ja, dass man nichts Gutes mehr macht. Aber ich habe zurzeit einen extrem hohen Output. Ich habe ein neues Buch veröffentlicht, bin mit meinem Programm „Wild“ unterwegs, das jetzt im Fernsehen ausgestrahlt wird, und ab Februar gehe ich mit Xavier Naidoo, Rea Garvey und Sasha auf Konzerttournee. Wenn das die Midlife-Crisis ist, kann ich nicht meckern.

    Ihr Bühnenprogramm heißt „Wild“. Wie wild ist man mit 50 denn noch?

    Mittermeier: Man ist mit 50 genauso wild wie mit 25, wenn das Herz wild bleibt. Ich gehe immer noch mit den gleichen Augen durch die Welt und schaue nicht anders drauf, nur weil ich 50 bin. Ich habe natürlich mehr erlebt, und diese Erfahrungen fließen ein in die Dinge, die ich auf der Bühne mache. Vielleicht kann ich deswegen auf der Bühne sogar noch besser wild sein als früher.

    In Ihrem Programm greifen Sie an vielen Stellen religiöse Themen auf – wie ist es dazu gekommen?

    Mittermeier: Religion und die Institution Kirche sind gewaltige Themen, die uns schon immer umgeben haben. Als wir Kinder waren, war es doch zum Beispiel so: Wenn eine Frau schwanger war und man wusste nicht von wem, haben die Eltern zu uns Kindern gesagt: „Das war der Heilige Geist.“ Irgendwann hab ich mir als Junge gedacht, der Heilige Geist ist ein cooler Typ.

    Nehmen Sie bei religiösen Themen besonders Rücksicht?

    Mittermeier: Wieso sollte ich? Wenn ich Rücksichten nehmen müsste, dürfte ich keine einzige Nummer machen. Auch keine über öffentliche Toiletten mit Lichtsensor, weil der Hersteller ja sagen könnte: „Wenn du mein Produkt schlecht machst, verliere ich meine Firma, und dann gibt es Arbeitslose.“ Es gibt immer jemanden, der nölt.

    Auch bei den religiösen Themen?

    Mittermeier: Ich habe eine Nummer über den „Islamischen Staat“, denn wir müssen dieser Todeskultur etwas entgegenstellen. In unserer Kultur können wir miteinander über Dinge lachen, und das können die nicht. Wenn ich vor einer IS-Gruppe auf die Bühne gehen und als Bayer „Grüß Gott!“ sagen würde, da wäre ich ja schon tot, da würde ich geköpft. Und warum sollte ich die Katholiken ausnehmen? Es ist ja nicht so, dass die nichts Schlimmes gemacht haben in den letzten Jahrhunderten.

    Hatten Sie wegen Ihrer Späße schon viel Ärger?

    Mittermeier: Ich bin im Lauf meiner Karriere immer wieder beschimpft worden – von Katholiken, von Scientologen, von Zeugen Jehovas. Irgendjemand regt sich immer auf. Leider ist der Hass in der Argumentation mittlerweile so groß geworden. Wenn du heute was machst, gerade bei politischer Satire: Mein Gott, wirst du beschimpft!

    Von wem besonders?

    Mittermeier: Vor allem die Rechten sind richtige Humor-Memmen. Ich habe früher auf alle Parteien eingesäbelt, von der CDU bis zu den Linken, und ich habe nie so hasserfüllte Reaktionen bekommen, wie wenn ich heute etwas über die AfD mache. Es sollte uns zu denken geben, welcher Hass sich in unserer Gesellschaft breitgemacht hat. Wenn es in einem Facebook-Post heißt, dem Mittermeier sollte der Kopf abgeschlagen werden, dann hat das nichts mit Meinung zu tun. Das ist nur hasserfülltes Gebrabbel.

    Macht Ihnen so etwas keine Angst?

    Mittermeier: Meine Angst und meinen Hass kriegen sie nicht, die Internet-Trolle nicht und die Terroristen auch nicht. Wir dürfen unser Leben nicht ändern. Wenn ich auf die Bühne gehe, möchte ich die Menschen zwei Stunden zum Lachen bringen. Da können die Leute mal durchschnaufen, und das ist meine Intention. Ich schaue mir selber auch gerne lustige Sachen an – das tut gut in einer Zeit, in der so viele schlimme Dinge passieren.

    Zur Person Michael Mittermeier wurde 1966 im oberbayerischen Dorfen geboren. Er ist mit der Sängerin Somersault, Gudrun Mittermeier, verheiratet. Sie haben eine Tochter und leben in Pullach bei München. Der Sender ProSieben zeigt Mittermeiers aktuelles Bühnenprogramm „Wild – Michael Mittermeier live“ am Donnerstag, 22. Dezember, um 20.15 Uhr.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden