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München: Darf man über Hitler lachen?

München

Darf man über Hitler lachen?

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    Am Mittwoch diskutierten Experten über Humor im Zusammenhang mit der NS-Zeit. Darf man über Hitler überhaupt Witze machen?
    Am Mittwoch diskutierten Experten über Humor im Zusammenhang mit der NS-Zeit. Darf man über Hitler überhaupt Witze machen? Foto: picture alliance / dpa

    „Wie hieß Hitlers zweites Buch nach ,Mein Kampf‘“? Antwort: „Mein Irrtum“.“ So lautet ein beliebter deutscher Witz der 1940er Jahre. Auch in Karikaturen und satirischen Schriften war und ist der Diktator ein beliebtes Motiv. Doch geht das überhaupt, über Hitler lachen? Über diese Frage diskutierten Experten aus verschiedenen Fachdisziplinen am Mittwoch im Institut für Zeitgeschichte in München vor rund 120 interessierten Zuschauern.

    Humor im Umgang mit Hitler ist umstritten

    „Warum sollte man Hitler nicht mit Humor behandeln?“, fragte Autor Timur Vermes provokant. Sein Buch „Er ist wieder da“, das eine fiktive Wiederkehr Adolf Hitlers in der heutigen Zeit satirisch durchspielt, zählte 2012 zu den meistverkauften deutschen Titeln. Es sei geradezu fahrlässig, bei der Betrachtung auf Humor zu verzichten, meint Vermes. Schließlich lasse sich direkte Betroffenheit nicht unendlich konservieren, daher müsse man akzeptieren, dass sich Menschen heute auf eine andere Art mit der NS-Zeit auseinandersetzen. Humor schaffe Aufmerksamkeit für dieses wichtige Thema und löse im besten Fall ein Nachdenken aus.

    Nationalsozialismus darf dabei nicht verharmlost werden

    Dennoch, gab Geschichtswissenschaftlerin Martina Kessel zu bedenken, bestehe immer eine Gefahr darin, wie Leser und Zuschauer mit Humor und Ironie umgehen. Wenn Hitler etwa als Witzfigur dargestellt wird, kann leicht das Bild eines einzelnen verrückten Verführers entstehen und den Nationalsozialismus in seiner Gesamtheit damit verharmlosen.

    Eine einheitliche Antwort auf die Eingangsfrage fand die Diskussionsrunde nicht – glücklicherweise, betonte Magnus Brechtken vom Institut für Zeitgeschichte. Doch die Beiträge boten inspirierende Anregungen, sich weiter mit dem Thema auseinanderzusetzen. Drehbuchautor Ulrich Limmer, dessen Film „Schtonk!“ die Aufregung Anfang der 1980er Jahre um die angeblich entdeckten Hitler-Tagebücher persifliert, fasste zusammen: „Ich glaube, dass Humor eine der wirksamsten Waffen ist, die es gibt. Doch es gibt Bereiche, wo er nichts zu suchen hat. Die Grenze liegt für mich in der Frage: Wie gehen wir mit den Opfern um?“

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