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Sheik Umar Khan: Ebola-kranker Arzt sollte wohl in Hamburger Klinik: Jetzt ist er tot

Sheik Umar Khan

Ebola-kranker Arzt sollte wohl in Hamburger Klinik: Jetzt ist er tot

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    Die Epidemie Ebola breitet sich immer weiter aus. Auch Ärzte und Krankenschwestern infizieren sich mit der tödlichen Krankheit.
    Die Epidemie Ebola breitet sich immer weiter aus. Auch Ärzte und Krankenschwestern infizieren sich mit der tödlichen Krankheit. Foto: Ahmed Jallanzo/Archiv (dpa)

    Ein Arzt aus Sierra Leone, der sich im Kampf gegen die tödliche Krankheit Ebola eingesetzt hat, ist nun selbst an Ebola gestorben. Sheik Umar Khan hätte möglicherweise in Hamburg behandelt werden sollen.

    Seine Ärzte teilten am Dienstagabend auf Twitter den Tod des Arztes aus Westafrika mit. Sie seien traurig über den Verlust von Sheik Umar Khan, ihren Patienten und Kollegen, "einen inspirierender Mann", erklärten die Mediziner der Organisation "Ärzte ohne Grenzen". Er sei in einer Klinik im Norden von Sierra Leone gestorben. Umar hatte sich im Kampf gegen die Epidemie Ebola selbst infiziert. 

    Ebola-Patienten für Hamburger Klinik im Gespräch

    Das Ebola-Virus

    Ebola ist eine Virus-Infektion, die in den meisten Fällen tödlich verläuft.

    Seinen Ursprung hat das Ebola-Virus im Tierreich. Menschen können sich über den Kontakt etwa zu erkrankten Affen oder zu Flughunden infizieren.

    Das Virus wird durch Blut und andere Körperflüssigkeiten übertragen. Eine Übertragung durch die Luft ist bislang nicht bekannt.

    Die Inkubationszeit beträgt nach WHO-Angaben zwei Tage bis drei Wochen.

    Infizierte leiden unter anderem an Fieber, Muskelschmerzen, Durchfall und - in heftigen Fällen - an inneren  Blutungen und Organversagen.

    Erst wenn die Symptome auftreten, sind Infizierte ansteckend.

    In 50 bis 90 Prozent der Fälle verläuft die Seuche tödlich.

    Bis heute gibt es keine Impfung oder Therapie gegen das Virus.

    Beim bislang größten Ausbruch von Ebola 2014 starben mehrere tausend Menschen. Betroffen waren mehrere Länder in Westafrika, allerdings gab es auch mehrere Fälle in anderen Ländern, etwa in den USA und in Spanien.

    Benannt wurde es nach einem Fluss in der Demokratischen Republik Kongo, wo es 1976 entdeckt wurde.

    Nach Angaben des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) lagen am Dienstag für die Behandlung von zwei Infizierte Anfragen vor. Unbestätigten Berichten zufolge hätte es sich bei einem der beiden Patienten um den Arzt Umar handeln können. Die Weltgesundheitsorganisation hatte angefragt, ob der Mitarbeiter einer Gesundheitsorganisation dort betreut werden könnte. Es gebe zudem seit Montag eine Anfrage für einen zweiten möglichen Patienten aus Liberia, teilte Stefan Schmiedel von der Sektion Tropenmedizin der Bernhard-Nocht-Klinik in Hamburg am Dienstagnachmittag mit.

    Die meisten überleben Ebola nicht

    Ebola breitet sich in Westafrika weiter aus. Während ihrer Arbeit haben sich schon Ärzte und Krankenschwestern angesteckt. Die meisten überlebten nicht. Bereits vor wenigen Wochen war ein ugandischer Arzt in Liberia gestorben, am Wochenende erlag einer der führenden Mediziner des John F. Kennedy Medical Center in Monrovia der Krankheit. Auch zwei Amerikaner, die für eine Hilfsorganisation arbeiten, sind erkrankt.

    Die fehlende Kooperation der afrikanischen Bevölkerung sei das Hauptproblem der aktuellen Epidemie in Westafrika. "Da haben Sie keine Chance", sagte Prof. Stefan Günther, Leiter der Virologie am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Die Möglichkeit einer intensivmedizinischen Behandlung sei ein psychologisches Signal an die Helfer in Afrika. Das könne man nicht für alle Betroffenen machen.

    Ebola fordert bereits fast 700 Todesopfer

    Die bisher schwerste Ebola-Epidemie der Geschichte war im März in Guinea ausgebrochen und hatte sich schnell in die Nachbarländer Liberia und Sierra Leone ausgebreitet. Es handelt sich um den ersten Ausbruch der Krankheit in Westafrika. Neuen WHO-Zahlen zufolge gab es bis zum 23. Juli insgesamt 1201 Fälle, 672 Menschen starben an der Seuche.

    Coronavirus, MERS und SARS

    Coronaviren werden für die meisten Erkältungen verantwortlich gemacht. Sie können aber auch die schwere Lungenkrankheit SARS verursachen.

    SARS steht für "schweres akutes respiratorisches Syndrom".

    Eine Infektion äußert sich nahezu gleich wie ein grippaler Infekt: Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen. Der größte Unterschied ist allerdings, dass die Lunge in der ersten Zeit stark betroffen ist.

    Patienten leiden an schwerer Atemnot. Es kommt zu einer massiven Lungenentzündung, dann fallen oft Niere und Leber aus.

    Im schlimmsten Fall endet die Erkrankung mit dem Coronavirus tödlich.

    Bei einer SARS-Epidemie waren im Jahr 2003 weltweit rund 8000 Menschen infiziert worden, etwa 800 von ihnen starben.

    Das neuartige Coronavirus wurde im Juni 2012 zum ersten Mal diagnostiziert.

    Der Fachbegriff für das neue Coronavirus lautet MERS-CoV, die Abkürzung für Middle East Respiratory Syndrome Corona Virus (MERS).

    Das neuartige Coronavirus ist zwar ebenfalls hochgefährlich, aber nicht hochansteckend, wie Experten sagen. Zwar wird es durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen, das Virus steckt aber in den tiefen Lungenabschnitten.

    Es besteht der Verdacht, dass MERS wie der verwandte Virus SARS ursprünglich von Fledermäusen stammt. Es wird jedoch angenommen, dass die scheuen Tiere ihn nicht direkt auf Menschen übertragen.

    Auch eine Übertragung des Erregers durch Kamele ist möglich. Angesichts der zunehmenden Ausbreitung des gefährlichen Coronavirus MERS mahnte die Regierung von Saudi-Arabien im Mai 2014 zu einem vorsichtigen Umgang mit den Tieren.

    Am Dienstag forderte das Kinderhilfswerk Plan gemeinsame internationale Anstrengungen, "um die Ausbreitung der Ebola-Epidemie zu stoppen und einem medizinischen Desaster zuvorzukommen". "Ebola ist nicht mehr nur ein regionales Problem, das Virus ist zu einer medizinischen Krise von weitreichendem Ausmaß geworden", erklärte der Katastrophenschutz-Experte bei Plan, Unni Krishnan. "Jetzt muss die internationale Gemeinschaft dagegen vorgehen, ehe es zu spät ist."

    Mit Ebola-Symptomen im Flugzeug gereist

    Vor wenigen Tagen wurde ein erster Fall in Nigeria bekannt. Die Luftaufsichtsbehörde des Staates zog Konsequenzen. Sie untersagte der Airline ASky mit sofortiger Wirkung, Ziele in dem Land anzusteuern. In der vergangenen Woche war ein Liberianer mit Ebola-Symptomen mit einer ASky-Maschine nach Lagos gereist. Am Flughafen der größten Stadt Nigerias brach er zusammen und starb wenige Tage später in Quarantäne.

    Das größte Problem bleibe weiterhin die Skepsis der Menschen gegenüber den Ärzten, sagte die Sprecherin des Roten Kreuzes in Afrika, Katherine Mueller, nach einem Besuch in Sierra Leone. Viele Menschen mit Ebola-Symptomen wendeten sich an traditionelle Heiler statt an die Gesundheitszentren. Auch blieben viele Westafrikaner der Auffassung, dass Ebola gar nicht existiert. dpa/AZ

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