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ZDF-Serie: "Ein Fall für Zwei": Matula schnüffelt wieder herum

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"Ein Fall für Zwei": Matula schnüffelt wieder herum

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    Reif fürs Heim? Nein, Josef Matula (Claus Theo Gärtner) ist in geheimer Mission unterwegs – und ermittelt in einer Seniorenresidenz in Norddeutschland.
    Reif fürs Heim? Nein, Josef Matula (Claus Theo Gärtner) ist in geheimer Mission unterwegs – und ermittelt in einer Seniorenresidenz in Norddeutschland. Foto: Georges Pauly, ZDF

    Herr Gärtner, beinahe hätte ich Sie nicht erkannt. Warum verstecken Sie Ihr Gesicht unter einer Mütze?

    Claus Theo Gärtner: Ach, die setze ich immer auf, um nicht erkannt zu werden. Ich werde sonst ständig um ein Selfie gebeten.

    Auch heute noch? Der „Matula“ ist doch schon seit 2013 in Rente?

    Gärtner: Hören Sie mal, ich war 31 Jahre lang jeden Freitag auf dem Bildschirm, die Serie lief in 60 Ländern. Ich werde auch im Ausland noch angesprochen. Im Iran kennt mich jeder Taxifahrer.

    Warum war der Matula so beliebt?

    Gärtner: Er war der Antiheld, der immer auf die Mütze gekriegt hat. Mit dem konnten sich die Leute identifizieren. Die mochten sein Augenzwinkern. Der hat sich selber nicht so ernst genommen.

    Der neue Matula muss sich seine Rente aufbessern

    Hat der Sie nach mehr als 30 Jahren nicht genervt?

    Gärtner: Doch. Ich bin ja jeden Morgen zur Arbeit gefahren wie andere ins Glühlampenwerk Halle 7. Ich war diesen Termindruck leid. Ich wollte endlich mit meiner Frau im Wohnmobil durch Afrika fahren. Und bevor es mir danach langweilig werden konnte, hat das ZDF gefragt, ob ich nicht als Matula allein weitermachen will.

    Schon wieder Matula?

    Gärtner: Aber der neue Matula ist ja nicht mehr der alte Matula. Er ist älter geworden. Und ich glaube, der denkt auch anders.

    Wie denn?

    Gärtner: Er muss sich zurück ins Leben kämpfen. Er hat als Detektiv keine Rentenbeiträge bezahlt. Er muss auch im Alter noch arbeiten.

    Kommt Ihnen das bekannt vor?

    Gärtner: Nein, ich bekomme eine gute Rente. Das verdanke ich Günter Strack, der den Dr. Renz in „Ein Fall für zwei“ gespielt hat. Der hat 1981 gesagt: „Du musst in die Pensionskasse des öffentlich-rechtlichen Rundfunks einzahlen.“ Das ist eine Art Betriebsrente. Dafür bin ich ihm heute noch dankbar. Von der gesetzlichen Rente könnte ich nicht leben. Heute drehe ich aus Spaß, nicht wegen des Geldes.

    "100 Folgen, okay. CTG" - Was es mit dieser Notiz auf sich hat

    Können Sie nicht ohne Matula oder kann Matula nicht ohne Sie?

    Gärtner: Der Matula ist mit mir verschmolzen. Alles, was der hat, hat der von mir. Dreißig Prozent standen im Drehbuch, siebzig Prozent hab’ ich ihm mitgegeben. Matula ist meine Vorstellung von einem Detektiv.

    Und wie stellen Sie sich den vor?

    Gärtner: So, wie Claus Theo Gärtner nicht ist. Der ist kein einsamer Wolf. Der ist kein Macho à la carte. Und er stellt auch nicht den Rotwein in den Kühlschrank.

    Er hat ein bisschen was von Columbo.

    Gärtner: Aber er ist nicht so hinterlistig wie Columbo. Den finde ich wirklich gut. In einer Folge habe ich den auch mal zitiert. Ich trage so einen ollen Columbo-Mantel, tue so, als würde ich gehen – und komm dann noch mal mit der entscheidenden Frage zurück.

    Der neue Matula muss jetzt nicht mehr cool sein um jeden Preis.

    Gärtner: Das hat durchaus etwas Befreiendes. Diese Detektivgeschichten sind doch sehr eindimensional.

    Aber als Matula ist es Ihnen gelungen, sich einen Freiraum zu erkämpfen. Er war der Star. Oder war das geplant?

    Gärtner: Nein, das hat sich so entwickelt.

    Dabei wollten Sie die Rolle in „Ein Fall für zwei“ 1981 erst gar nicht haben. Warum eigentlich nicht?

    Gärtner: Ich hatte gerade einen Streetworker in der TV-Serie „Die Straße“ gespielt und war zurück an der Schaubühne in Berlin. Ich hätte mir Urlaub nehmen müssen, was am Theater nicht gerne gesehen wurde. Um den Produzenten abzuwimmeln, habe ich ihm einen Zettel geschrieben: „100 Folgen, okay. CTG“. Der Rest der Geschichte ist bekannt.

    Es wurden 300 Folgen.

    Gärtner: Und nach der 100. Folge hat er mir den Zettel zurückgegeben – eingerahmt.

    Eine Serienhauptrolle gilt als Sechser im Lotto. War das damals anders?

    Gärtner: Ja, für Theaterschauspieler war das Fernsehen verpönt. Als ich 1972 den Bundesfilmpreis als bester Nachwuchsschauspieler gewann, hat das an der Schaubühne keiner zur Kenntnis genommen.

    Gärtner konnte irgendwann nur noch Matula spielen

    Inzwischen werden Sie mit dieser Rolle identifiziert. Fluch oder Segen?

    Gärtner: Verflucht habe ich den Matula immer dann, wenn ich wegen ihm andere Rollen ablehnen musste. Wie gerne wäre ich mal mit dem „Traumschiff“ gefahren. Irgendwann bekam ich kaum noch andere Rollen angeboten. 2009 habe ich den Heiner Geißler in dem Kohl-Film „Der Mann aus der Pfalz“ gespielt. Hinterher las ich in einer Kritik: „Was macht Matula in der Pfalz?“ In dem Moment war mir klar: Ich bin als Schauspieler verbrannt.

    Hat Sie das tatsächlich überrascht?

    Gärtner: Ja, wenn ich in der Schweiz bin, werde ich beim Bäcker immer als Herr Matula begrüßt. Bei Dreharbeiten in Bratislava hat mich auch mal ein deutsches Ehepaar gefragt, ob ich ihm helfen könne, ihren gestohlenen Wagen zu finden. Ich bin fast geplatzt vor Lachen. Aber diese Kritik hat mich doch schockiert.

    Noch mehr als der „Oscar“, den Ihnen der Bundesverband Deutscher Detektive 1988 verliehen hat?

    Gärtner: Absurd, oder? Das war so ein Teil, das konnte man auf jeder Kirmes schießen. Die haben mich aus PR-Gründen zum „Detektiv des Jahres“ ernannt.

    So sportlich wie Sie ist aber sonst bestimmt keiner. Haben Sie jeden Stunt selber gedreht?

    Gärtner:  Nicht alle. Ich saß nie in einem brennenden Auto. Einmal habe ich mich auf glatter Fahrbahn in Matulas Alfa Romeo überschlagen. Gott sei dank ist mir nichts passiert. Überhaupt habe ich außer blauen Flecken nie was abbekommen, auch nicht, wenn ich Autorennen gefahren bin. Ich bin ein Glückspilz.

    Jetzt ermittelt der neue Matula in einem Seniorenheim. Gestern noch Action, jetzt schon kurz vor dem Pflegefall.

    Gärtner: Nee, nee. Der will noch nicht ins Heim. Der will nur jemanden vernehmen. Die Komik ist beabsichtigt. Matula wird gefragt, ob er schon für sich selber gucke. Und er reagiert beleidigt.

    Haben Sie noch nicht über Ihren Lebensabend nachgedacht?

    Gärtner: Also, hören Sie mal! Wenn man eine 95-jährige Mutter hat, die gerade eine Herz-OP hinter sich hat, macht man sich schon Gedanken. Allerdings mehr um sie als um mich. Ich habe mir zwar schon eine Patientenverfügung heruntergeladen, aber noch nicht ausgefüllt.

    In der ersten Szene liegen Sie im Watt. Man denkt, Matula ist tot.

    Gärtner: Ja, so verletzlich hat man den noch nicht gesehen.

    Fiel es Ihnen schwer, das zu drehen?

    Gärtner: Nö. Viel schwerer war es, meine Kollegin Ulrike Krumbiegel aus einem Strömungskanal zu ziehen. Beim Rausheben hat’s „knack“ in meinem Rücken gemacht. Das ist der Tribut an das Alter. Vielleicht habe ich mich aber auch nur doof angestellt.

    TV-Tipp: Das ZDF zeigt „Matula“ am Karfreitag, 14. April, um 21.15 Uhr. Claus Theo Gärtner wird am 19. April 74 Jahre alt. Der in Berlin geborene Sohn eines Kaufmanns und einer Ballettmeisterin ist in dritter Ehe mit einer Schweizerin verheiratet. Er wohnt in Basel und Berlin. Gärtner ist leidenschaftlicher Motorsportler – für Mercedes-Benz war er zeitweise Werksfahrer.

    Lesen Sie dazu aus unserem Archiv: Privatdetektiv Matulas letzter Fall

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