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Hochwasser: Elbe steigt um zwölf Zentimeter

Hochwasser

Elbe steigt um zwölf Zentimeter

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    Ein Deichbruch überflutete in der Nacht auf Dienstag das Dorf Fischbeck in Sachsen-Anhalt.
    Ein Deichbruch überflutete in der Nacht auf Dienstag das Dorf Fischbeck in Sachsen-Anhalt. Foto: Marius Becker, dpa

    Die Deiche an der Elbe müssen weiterhin einem enormen Wasserdruck standhalten. In Brandenburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein hoffen die Helfer weiterhin, der Elbeflut mit Deichen zurückzuhalten. In Sachsen-Anhalt wurde Fischbeck im Landkreis Stendal durch gigantische Wassermengen überflutet, nachdem am Montag ein Deich gebrochen war. Die Bundeswehr warf Sandsäcke aus Hubschraubern ab, um die Fluten einzudämmen.

    Hochwasser: Kritisch ist die Lage in Schleswig-Holstein

    Das Hochwasser wälzt sich jetzt mit aller Macht durch Schleswig-Holstein und Brandenburg. In schleswig-holsteinischen Lauenburg warteten die Menschen auf den Scheitel der Fluten. Der Pegelstand der Elbe sei seit Montagabend um zwölf Zentimeter auf 9,57 Meter gestiegen, pro Stunde steige das Wasser noch um einen Zentimeter, sagte ein Sprecher des Krisenstabs. Das langjährige Mittel liegt bei etwa fünf Metern. Deichläufer und Hubschrauber inspizierten die Deiche auf Schäden. Etwa 400 Bewohner der Altstadt hatten das bedrohte Gebiet bereits bis in der Nacht zum Montag verlassen müssen. Der Scheitelpunkt in Lauenburg soll hier erst am Donnerstag erreicht werden.

    Bedrohlich blieben auch die Wassermassen der Elbe im Norden Brandenburgs. "Der Wasserstand der Elbe scheint stabil zu sein", sagte Wolfgang Brandt, Sprecher des Koordinierungszentrums Krisenmanagement. Seit den frühen Morgenstunden stagnierte der Pegelstand bei 7,75 Metern (Mittelwert: 2,77 Meter). Steigerungen seien aber jederzeit möglich. Vor allem die Flutung der Polder habe die Situation in der Prignitz entschärft.

    Deichbruchstelle bei Fischbeck unter Kontrolle

    Die Krumbacher Talstraße war überschwemmt.
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    Zahlreiche Bäche und Flüße in der Region sind erneut über die Ufer getreten. Vielerorts mussten Bürger und Hilfskräfte gegen die Fluten kämpfen.

    Die Deichbruchstelle an der Elbe bei Fischbeck in Sachsen-Anhalt ist nach Angaben des Krisenstabes der Landes unter Kontrolle. Der Deich breche nicht noch weiter auf und die Fließgeschwindigkeit des aus dem Flussbett strömenden Wassers sei nun gringer, sagte Landesinnenminister Holger Stahlknecht (CDU). Zuvor hatte die Bundeswehr mit Hubschraubern große Sandsäcke in die Fluten geworfen.

    Trotzdem stehen der Ort Fischbeck und mehrere Quadratkilometer Land südlich der Mündung der Havel in die Elbe unter Wasser. Dramatisch war die Situation auch an der Mündung der Saale in die Elbe. In Magdeburg entspannte sich die Lage weiter. In Sachsen-Anhalt sind weiter Rund 9000 Soldaten im Einsatz. Dies teilte ein Bundeswehrsprecher mit.

    Nach der Flut: Verspätungen im Fernverkehr der Bahn

    Die Sperrung einer Elbbrücke wegen Hochwassers in Sachsen-Anhalt verursachte weiter Verspätungen im Fernverkehr der Bahn. Betroffen sind die ICE-Verbindungen Berlin-Köln und Berlin-Frankfurt am Main.

    Pegel, Polder, Scheitel: Kleines Hochwasser-Lexikon

    Pegel, Polder, Scheitel... hier ein paar wichtige Hochwasser-Begriffe.

    DEICHE sind aufgeschüttete Dämme an den Ufern mancher Flüsse oder an der Küste. Sie sollen verhindern, dass bei Hochwasser das Hinterland überflutet wird.

    PEGEL ist ein Messgerät, mit dem man den Wasserstand bestimmen kann.

    POLDER: Genauer müsste man Hochwasser-Polder sagen. Damit ist eine Fläche gemeint, die bei Hochwasser absichtlich überflutet wird, um Wasser aus übervollen Flüssen abzuleiten.

    SCHEITELWELLE: Hochwasser bewegt sich als Welle durch die Flüsse. Der höchste Punkt der Welle wird Scheitelwelle oder Scheitelpunkt genannt.

    TALSPERRE: Eine Talsperre staut Wasser eines Flusses zu einem See auf, zum Beispiel mit Hilfe eines Staudammes. Um zu verhindern, dass bei Hochwasser der Staudamm bricht oder das Wasser drüber läuft, wird vorher Wasser aus dem Stausee abgelassen.

    In Niedersachsen erreichte das Elbe-Hochwasser nach Einschätzung der Katastrophenschutzstäbe seinen Höhepunkt weitgehend. "Seit gestern steht im Landkreis Lüchow-Dannenberg das Wasser auf stabilem Niveau", erklärte eine Sprecherin des Katastrophenschutzstabes in Lüchow.

    Aufatmen in Dömitz und Boizenburg: Die Elbe erreichte in Mecklenburg-Vorpommern ihren Höchststand. Seit Dienstagmorgen stagniert der Wasserstand in Dömitz bei 7,20 Meter, am Mittwoch soll er dann auf 6,95 Meter sinken.

    Altmeier will Enteignungen nicht ausschließen

    Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) forderte länderübergreifende Maßnahmen zum Hochwasserschutz wie Bauverbote am Wasser oder gezielte Vorflutflächen. Auch Enteignungen dürfe man nicht ausschließen, sagte er der Passauer Neuen Presse. "Sie müssen aber immer die Ultima Ratio bleiben", betonte Altmaier.

    Chronologie: Rekord-Hochwasser in Deutschland

    Juni 2013 - Dauerregen verursacht Überschwemmungen in Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Mehrere Menschen sterben. Die Pegel waren von der Donau bis an die Elbe so hoch wie seit 500 Jahren nicht mehr.

    Januar 2011 - Im nördlichen Abschnitt der Elbe erreicht das Hochwasser vielerorts Rekordhöhen. Doch die Deiche halten.

    August 2010 - Extreme Regenfälle führen im Dreiländereck von Deutschland, Tschechien und Polen zu heftigem Hochwasser und Überschwemmungen.

    März/April 2006 - Wegen des Elbehochwassers wird in Teilen Sachsens Katastrophenalarm ausgerufen. Auch in anderen ostdeutschen Ländern gilt die höchste Alarmstufe.

    August 2005 - Das von Italien kommende Tief «Norbert» führt zu heftigen Regenfällen im Süden Bayerns, in Österreich und der Schweiz. In mehreren besonders vom Hochwasser betroffenen Landkreisen und Städten in Bayern wird Katastrophenalarm ausgelöst.

    August 2002 - Nach sintflutartigen Regenfällen rollt eine verheerende Elbeflutwelle von Tschechien nach Norddeutschland. In Dresden erreicht das Jahrhunderthochwasser einen Rekordhöchststand.

    Mai 1999 - Hochwasser setzt an Pfingsten Augsburg, aber auch Teile des Allgäus und anderer Städte in Schwaben unter Wasser. Der Schaden liegt im dreistelligen Millionenbereich.

    Juli 1997 - Nach starken Regenfällen hält das Jahrhunderthochwasser der Oder die Menschen in Brandenburg, Tschechien und Polen in Atem und verursacht Schäden in Milliardenhöhe.

    Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, macht sich für die Einführung eines "Hochwasserschutz-Beschleunigungsgesetzes" stark. "In einem solchen Gesetz sollte klar werden, dass, auch wenn der Naturschutz betroffen ist oder es Bürgerproteste gibt, im Zweifel der Hochwasserschutz Vorrang hat", sagte er der Rheinischen Post.

    Landsberg fügte hinzu: "Wir müssen uns davon verabschieden, dass ein Jahrhunderthochwasser nur alle 100 Jahre einmal auftritt." Bis die Schäden des jetzigen Hochwassers beseitigt seien, dauere es mindestens zwei bis drei Jahre. Die Schäden würden sich voraussichtlich auf mindestens zehn Milliarden Euro belaufen.

    Verband warnt vor Kartoffelknappheit durch Hochwasser

    Das aktuelle Hochwasser könnte  Auswirkungen auf die Kartoffelernte in Deutschland haben. Die Folge  seien womöglich ein knapperes Angebot und steigende Preise, warnte  der Bundesverband der obst-, Gemüse- und Kartoffelverarbeitenden  Industrie (BOGK) in der Bild-Zeitung . "Es wird  Ausfälle geben. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass es regional zu  Versorgungsengpässen mit Pommes, Knödeln und Chips kommt", sagte  BOGK-Geschäftsführer Horst-Peter Karos.

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