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70. Geburtstag: Eric Clapton: Ein Held, der oft keiner sein will

70. Geburtstag

Eric Clapton: Ein Held, der oft keiner sein will

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    Der britische Popmusiker Eric Clapton wird 70.
    Der britische Popmusiker Eric Clapton wird 70. Foto: Heidtmann, dpa

    Zweiter zu sein ist irgendwie noch schlimmer als Dritter. Eric Clapton ist das vermutlich wurst, denn er ist am Leben, die Nummer einst schon lange nicht mehr: Jimi Hendrix wurde vom Fachblatt Rolling Stone vergangenes Jahr zum besten Rockgitarristen aller Zeiten gekört. Clapton wurde nur Vize – dabei haben Fan-Graffitos an Londoner Wänden in den 60er Jahre behauptet, er sei Gott. Er ist es nicht, aber er hat überlebt und wird heute 70 Jahre alt.

    Eric Clapton schmiss sein Studium

    Das ist eine ganze Menge und mehr, als der Mann erwarten durfte, der einst unter dem Namen Eric Patrick Clapp unehelich in der englischen Grafschaft Surrey geboren wurde. Seine Familie: Seit Generationen Alkoholiker, wie er in einem Interview bekannte. Er wuchs bei der Großmutter auf und schmiss sein Studium an der Kunstschule hin, um sich 1963 einer Beatgruppe anzuschließen. Eine kluge, weitblickende Entscheidung, die ihn schließlich in den Rock-Olymp führte.

    Eric Claptons großes Verdiente ist, ungezählte Gitarristen inspiriert zu haben, es ihm gleich zu tun – was schwierig ist, denn der große Eric klingt unverkennbar eigen. Nach heutigen technischen Maßstäben, wie sie vor im Metal-Bereich gepflegt werden, ist er allerdings eher ein Lahmfinger, eben „Slowhand“, wie sein Spitzname seit Anfang der 70er lautet. Aber er ist und bleibt unnachahmlich. Und er hat einem damals unbekannten Musiker aus der Dritten Welt und seiner Musik zu Weltruhm verholfen, indem er eines seiner Lieder coverte. Das Stück hieß „I Shot The Sheriff“, der Musiker Bob Marley und der Stil Reggae. Dabei war Claptons Domäne immer der Blues, die schwarze Klagemusik. Die füllte er durch sein persönliches Schicksal mit Tiefe: Er musste sich aus der „Wolke aus rosa Baumwolle“ befreien, wie er seine Heroin-Sucht nannte, musste lange gegen seinen Alkoholismus kämpfen und schließlich einen besonders brutalen Schicksalsschlag einstecken: Sein Sohn Connor stürzte 1991 aus dem 53. Stockwerk eines New Yorker Hochhauses in den Tod. Er verarbeitet den furchtbaren Verlust auf seine Art, er widmete seinem Kind das Stück „Tears In Heaven“, das nun zu den Clapton-Classikern gehört.

    Auf der Bühne befreit Eric Clapton sein wahres Ich

    Gegen sein Image als Gitarrenheld sträubte er Clapton seit den mittleren Siebzigern auf seinen vielen Studioalben. In den reichlich glatt polierten Produktionen profilierte er sich lieber als Sänger und Songwriter. Doch erst auf der Bühne befreit Eric Clapton immer wieder sein wahres Ich und lässt die Gitarrenlegende bis heute leben, als einer der Größten aller Zeiten.

    Was er selber von musikalischer Heldenverehrung hält, steht als Zitat im Rocklexikon: „Dass Musiker heute einflussreicher als Politiker sein können, ist grotesk. Man braucht zum Musikmachen weder besondere Intelligenz noch eine vorbildliche Moral.“ Nur vorbildliches Können. Ronald Hinzpeter

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