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Frankreich: Eurotunnel: Lkw-Fahrer wollen wegen Flüchtlingen Arbeit verweigern

Frankreich

Eurotunnel: Lkw-Fahrer wollen wegen Flüchtlingen Arbeit verweigern

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    Zahlreiche Flüchtlinge versuchen, durch den Eurotunnel von Frankreich nach England zu kommen -  häufig als blinde Passagiere an Bord eines Lastwagens.
    Zahlreiche Flüchtlinge versuchen, durch den Eurotunnel von Frankreich nach England zu kommen - häufig als blinde Passagiere an Bord eines Lastwagens. Foto: Yoan Valat, dpa

    Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) warnt eindringlich vor der Flüchtlingssituation auf der französischen Seite des Eurotunnels am Ärmelkanal. Lkw-Fahrer hätten dort "Angst um Leib und Leben", sagte der stellvertretende BGL-Hauptgeschäftsführer, Adolf Zobel, am Mittwoch. Fahrer deutscher Speditionen würden sich zunehmend weigern, Güter durch den Tunnel nach Großbritannien zu transportieren.

    Grund dafür sei die zunehmende Zahl an Flüchtlingen, die versuchten, als blinde Passagiere auf den Ladeflächen der Lkw nach Großbritannien zu gelangen. Ganze Gruppen verzweifelter Menschen versuchten einzelne Lkw "regelrecht zu entern", warnte der BGL bereits Mitte Mai. Um in die wartenden Lkw einzudringen, würden Schlösser und Plomben der Lkw aufgebrochen und die Ladung teilweise aus den Lastern herausgeworfen.

    Seitdem habe sich die Situation vor dem Tunnel noch verschlimmert, sagte Zobel. Auch ein Appell an das Auswärtige Amt sowie an das Bundesverkehrsministerium habe bislang keine Wirkung gezeigt. Zwar habe die Bundesregierung auf ein Schreiben des Verbands geantwortet und erklärt, das Problem auf EU-Ebene zu besprechen - an der Situation vor Ort habe sich aber nichts geändert, betonte Zobel.

    BGL: Fahrer werden wie Schlepper behandelt

    Aus dem Auswärtigen Amt hieß, dass das Thema sei "auf verschiedenen Ebenen gegenüber Frankreich und Großbritannien" angesprochen worden. Zudem habe Frankreich darüber informiert, dass unter anderem eine "Sonderspur zur schnelleren Abwicklung des Lkw-Verkehrs" eingerichtet worden sei, um die Situation zu entspannen.

    Zobel beklagte, die dramatische Lage am Tunnel werde "auf dem Rücken der Logistik-Unternehmen" ausgetragen. Die Spediteure fühlten sich im Stich gelassen, weil die französische Polizei kaum etwas unternehme. Von den britischen Behörden werden Fahrer laut dem BGL wie Schlepper behandelt, wenn Flüchtlinge auf ihren Lkw gefunden werden. Die Fahrer müssten den Behörden nachweisen, alle Maßnahmen getroffen zu haben, um das Eindringen von Flüchtlingen zu verhindern.

    Die Betreibergesellschaft des Eurotunnels unter dem Ärmelkanal hat nach eigenen Angaben seit Jahresbeginn 37.000 Mal Flüchtlinge auf dem Weg zum Tunnel abgefangen. In den vergangenen Wochen versuchten immer mehr Flüchtlinge, auf französischer Seite zum Eurotunnel vorzudringen, um nach Großbritannien zu gelangen. In der Nacht zum Dienstag gab es laut Eurotunnel 2000 Versuche, in der Nacht zum Mittwoch 1500. Dabei starb ein Flüchtling, als er von einem Lastwagen überfahren wurde, der von einem Güterzug herunterfuhr. Es war bereits der neunte Todesfall auf der französischen Seite des Ärmelkanals seit Anfang Juni. afp

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