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Suizid-Forschung: Forscher: Selbstmord bei Jugendlichen wird unterschätzt

Suizid-Forschung

Forscher: Selbstmord bei Jugendlichen wird unterschätzt

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    Nach Ansicht von Forschern der Universität Oxford wird die Zahl der Selbsttötungen weltweit unterschätzt.
    Nach Ansicht von Forschern der Universität Oxford wird die Zahl der Selbsttötungen weltweit unterschätzt. Foto: dpa

    Nach Meinung von Wissenschaftlern wird das Thema "Suizid" weltweit deutlich unterschätzt. Bei weiblichen Jugendlichen sei der Freitod inzwischen häufigste Todesursache, bei männlichen Jugendlichen stehe er an dritter Stelle hinter Verkehrsunfällen und Gewaltverbrechen, fanden Wissenschaftler aus mehreren Ländern heraus. Die britische Wissenschaftszeitschrift "The Lancet" veröffentlicht in ihrer aktuellen Ausgabe mehrere internationale Studien zum Thema Selbstverletzungen und -tötungen.

    Selbstmordraten unter jungen Männern steigt deutlich

    Offizielle Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO gehen davon aus, dass sich weltweit fast eine Millionen Menschen pro Jahr das Leben nehmen. Während die Zahl der Suizide in Deutschland seit den 1970er Jahren deutlich gesunken ist, stieg sie im weltweiten Durchschnitt nach Angaben der Forscher stark an. In einigen Ländern, darunter Brasilien, Singapur, Litauen und Irland, erhöhten sich die Selbstmordraten vor allem unter jungen Männern deutlich, fand eine Forschergruppe unter Leitung von Alexandra Pitman vom University College London heraus.

    Forscher: Hohe Dunkelziffer   

    Suizide im Spitzensport

    November 1992 - Hubert Schöll: Der frühere HSV-Profi (46) erschießt sich auf einem Kinderspielplatz in Fürth. Schulden trieben ihn in den Tod.

    Mai 1994 - Luis Ocaña: Spaniens Radsportidol erschießt sich mit 48 Jahren in seinem Haus in Südfrankreich. Er war schwer krank.

    Mai 1998 - Justin Fashanu: In einer Londoner Garage erhängt sich der frühere englische Fußball-Profi (37), der sich 1990 in England in der Presse als homosexuell outete. Wegen sexueller Misshandlung eines Minderjährigen wurde er mit internationalem Haftbefehl gesucht.

    Mai 1999 - Sven Meyer: Aus Liebeskummer erschießt sich der deutsche Eiskunstlauf-Meister von 1998 mit 21 Jahren in Berlin.

    März 2000 - Alban Wüst: Der frühere Schalke-Profi (52) nimmt sich das Leben. Er hatte zwischen 1969 und 1971 32 Spiele für Schalke 04 absolviert.

    April 2008 - Steffen Krauß: Der frühere DDR-Fußball-Nationalspieler (43) springt aus dem sechsten Stock einer Klinik in den Tod. Er lag dort wegen schwerer Verbrennungen, die er bei einer Explosion in seiner Schmiede erlitten hatte.

    Juni 2008 - Adam Ledwon: Bayer Leverkusens früherer Mittelfeldspieler (34) nimmt sich in Österreich das Leben. Zuletzt hatte der polnische Fußball-Profi für den Erstligisten Austria Kärnten gespielt.

    Februar 2009 - Christophe Dupouey: Der frühere Mountainbike-Weltmeister (40) nimmt sich das Leben. Wegen Dopings war der Franzose zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Zuletzt leitete er einen Fahrradverleih.

    Februar 2009 - Mike Whitmarsh: In der Garage eines Freundes tötet sich der amerikanische Beachvolleyballer mit Auspuffgasen. Der 46-Jährige hatte bei den Olympischen Spielen in Atlanta 1996 die Silbermedaille gewonnen.

    Juli 2009 - Arturo «Thunder» Gatti: Der Ex-Box-Weltmeister (37) erhängt sich in seinem Ferienappartement im brasilianischen Küsten-Nobelort Porto de Galinhas. Der Italo-Kanadier stand unter Alkoholeinfluss.

    September 2009 - Darren Sutherland: Der irische Boxer, Bronzemedaillen-Gewinner der Olympischen Spiele 2008 in Peking, erhängt sich mit 27 Jahren in seiner Londoner Wohnung.

    November 2009 - Dimitri De Fauw: Der belgische Radprofi (28) nimmt sich mit 28 Jahren das Leben. Seit einem tragischen Unfall 2006 soll er unter Depressionen gelitten haben.

    November 2009 - Robert Enke: Der deutsche Fußball-Nationaltorwart lässt sich mit 32 Jahren an einem Bahnübergang bei Hannover von einem Zug überrollen. Er litt an schweren Depressionen.

    April 2011 - Der ehemalige Fußballer Cheung Sai-ho (35) springt in Hongkong nach einem Ehestreit in den Tod. Der Ex-Nationalspieler sorgte 1993 für einen Weltrekord, als er bei einem Junioren-Turnier in England nach nur 2,8 Sekunden ein Tor erzielte.

    Juli 2014 - Der ehemalige Fußballprofi Andreas Biermann nimmt sich im Alter von 33 Jahren das Leben. Es war bekannt, dass der ehemalige FC St. Pauli-Spieler an Depressionen litt.

    Einer zweiten Studie von Professor Keith Hawton und Kate Saunders vom Suizid-Forschungszentrum an der Universität Oxford zufolge liegen die offiziellen Schätzungen vor allem bei Jugendlichen noch weit unter der Wirklichkeit. In Weltregionen, wo Selbstmord als Verbrechen gewertet wird, würden viele Suizide verheimlicht, um die Angehörigen zu schützen. Zudem hätten sich zehn Prozent der Jugendlichen schon einmal absichtlich selbst verletzt. Die Gründe seien noch nicht genau erforscht.

    Zugang zu Suizid-Quellen erschweren

    Der Kampf gegen den Selbstmord ist schwierig. Professor Paul Yip von der Universität Hongkong schlägt vor, den Zugang zu möglichen Suizid-Quellen zu erschweren. Darunter fallen etwa Barrieren an Brücken. "Die meisten Leute glauben: Wer Selbstmord begehen will, der findet ein Mittel", sagte Yip. Die Forschung zeige aber, dass die Beschränkung des Zugangs, etwa zu Giften, die Selbstmordrate signifikant reduzieren könne. AZ/dpa

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