Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Interview mit Schauspieler: Götz von Berlichingen: TV-Star Henning Baum über seine Rolle

Interview mit Schauspieler

Götz von Berlichingen: TV-Star Henning Baum über seine Rolle

    • |

    Johann Wolfgang von Goethe hat dem Raubritter Götz von Berlichingen mit einem berühmten Schauspiel ein Denkmal gesetzt, jetzt wagt sich RTL an den spätmittelalterlichen Helden. Im deftigen Kostümfilm „Götz von Berlichingen“ Donnerstag, (4. Dezember, 20.15 Uhr, RTL) spielt Henning Baum den Draufgänger mit der eisernen Faust, der sich nichts bieten lässt und Widersachern schon einmal das berühmte Götz-Zitat an den Kopf wirft.

    Herr Baum, Sie sind ein Mann wie ein Baum. Wie oft mussten Sie sich diesen Spruch schon anhören?

    Baum: Och, so oft war’s noch gar nicht, vielleicht dreimal (lacht). Der Erste, der das gesagt hat, war mein Boxtrainer Gustav, der Zweite mein Kumpel Ralf und dann noch meine Kollegin Elena Uhlig, glaube ich ...

    Sind Sie genervt von dem Macho-Image, das Sie haben? Verfolgt Sie das nicht?

    Baum: Nö, ich glaube auch gar nicht unbedingt, dass mir das anhaftet. Aber sollte dem so sein, dann macht mir das nix aus, weil ich gar nicht drüber nachdenke. Ist mir völlig wurscht.

    Henning Baum: Der Götz muss durchsetzungsfähig sein

    Sie leben ja auch nicht schlecht vom Macho-Image: Ein Hänfling hätte die Rolle als kraftstrotzender Götz von Berlichingen sicher nicht bekommen.

    Baum: Stimmt, das hätte eher weniger gepasst. Der Götz muss schon eine auch physisch durchsetzungsfähige Figur sein. Der muss zulangen können. Die Dreharbeiten waren auch sehr schön, muss ich sagen, ich habe diese Rolle geliebt und konnte mich mit diesem selbstbewussten Ritter sehr gut identifizieren.

    Mal ehrlich, haben Sie extra noch ein paar Muskeln draufgepackt für die Rolle?

    Baum: Nö, ich trainiere nie extra für Rollen. Das ist mein Körper, mit dem ich so rumlaufe. Ich trainiere eigentlich gar nicht so oft, aber ich habe ein Trainingskonzept, das sehr effektiv ist und das ich selber entwickelt habe. Ich finde sowieso, man sollte nicht zu viel Zeit mit Sport zubringen. Hartes Training, das wirklich was bringen soll, macht ja nicht gerade Spaß, sondern ist enorm anstrengend. Das sollte man auf den kürzesten Zeitraum reduzieren und es maximal effektiv machen.

    Den größten Teil des Films laufen Sie mit einer beeindruckenden eisernen Faust durch die Gegend. War die Prothese schwer?

    Die eiserne Faust des Götz von Berlichingen

    Baum: Allerdings, das Ding war tatsächlich aus Eisen gefertigt und könnte so um die drei Kilo gewogen haben. Ich musste echt vorsichtig sein, damit ich da niemanden unbeabsichtigt verletze. Da ging es gar nicht einmal um Schlagbewegungen oder so, schon eine Berührung mit dem Ding konnte tatsächlich gefährlich sein. Manchmal musste ich die eiserne Faust den ganzen Drehtag über tragen, zum Glück war die Prothese innen drin mit Filz ausgepolstert.

    Natürlich verwenden Sie im Film auch das berühmte Götz-Zitat. Wann haben Sie es denn im richtigen Leben das letzte Mal gebraucht?

    Baum: Vor ‘ner Dreiviertelstunde ungefähr. So oft verwende ich das glaube ich gar nicht, aber zufällig habe ich es gerade eben gesagt.

    Warum?

    Baum: Bei einer Diskussion um Probleme mit Versicherungen. Da hab ich gesagt: „Die Versicherung kann mich am Arsch lecken.“ (lacht).

    Und wann hat das zum letzten Mal jemand zu Ihnen gesagt?

    Baum: Tut mir leid. Daran kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern.

    Wie würden Sie denn reagieren, wenn es jemand wagen würde?

    Baum: Da würde ich denken: Hui, der ist aber sauer. Also, ich würde ihm nicht unbedingt gleich eine auf die Zwölf hauen, wenn Sie darauf hinaus möchten. Man kann in so einem Fall ja auch auf anderem Wege eine Lösung finden, das hängt ganz von der Situation ab. Wenn das heutzutage jemand sagt, dann bedeutet es ja, dass er sehr empört ist. Bei Götz von Berlichingen dagegen hat das einen tieferen Sinn: Es bedeutet, dass er sich über den Zwang, der ausgeübt werden soll, hinwegsetzt. Ich würde auch jedem empfehlen, das öfter mal zu sagen, das ist gut für die seelische Hygiene.

    Meistens denkt man sich das ja nur.

    Baum: Aber genau darin liegt ja der Fehler. Ich denke, es wäre manchmal ganz gut, wenn der eine oder andere das auch mal frank und frei sagt. Die Wut rauslassen, sich mal Luft machen, das kann schon sehr guttun.

    Doch damit macht man sich nicht unbedingt Freunde.

    Baum: Stimmt, aber wir sind ja auch nicht auf der Welt, um uns ständig Freunde zu machen. Man muss auch manchmal für sich einstehen und seine Überzeugung rüberbringen. Man darf sich schließlich nicht die ganze Zeit verscheißern lassen (lacht). Der Götz ist ein Paradebeispiel für jemanden, der sein Leben selbstbestimmt führt. Und das ist auch der Grund, warum uns diese Figur seit Jahrhunderten fasziniert.

    Glauben Sie, dass wir heutzutage mehr solcher Typen bräuchten?

    Baum: Unbedingt. Es gibt zwar solche Typen in allen Bereichen des Lebens, wenn ich in der Politik etwa an Helmut Schmidt denke, der immer schon gesagt hat, was er denkt. Aber es sind zu wenige, unsere Gesellschaft könnte mehr davon vertragen.

    Die vielleicht berühmteste Götz-Interpretation stammt von Heinrich George, der seinen Sohn nach ihm benannt hat. Kennen Sie Götz George?

    Baum: Ich kenne ihn natürlich aus dem Fernsehen und durfte ihn auch einmal persönlich kennen lernen. Ich halte ihn für einen großen Schauspieler, der meine Generation stark beeinflusst hat.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden