Ein deutscher Ingenieur ist in Nigeria in Westafrika Opfer einer Entführung geworden. Ein Fahrer und zwei weitere Angreifer haben laut Polizeisprecher Magaji Majia den Deutschen gefesselt. Dann steckten die Täter den deutschen Ingenieur in den Kofferraum ihres Wagens und rasten auf und davon. Wer hinter der Entführung stecke, sei unklar. Der Vorfall ereignete sich laut Majia gegen acht Uhr morgens an der Baustelle einer Brücke. "Wir haben alle wichtigen Straßen gesperrt und auch die Nachbarstaaten informiert", sagte der Sprecher.
Entführung des deutschen Ingenieurs im Vorort
Die Entführung des deutschen Ingenieurs passierte in einem Vorort der nordnigerianischen Stadt Kano. Polizeisprecher Magaji Majia sagte, der Ingenieur habe für die nigerianische Baufirma Dantata and Sawoe gearbeitet. Das Auswärtige Amt in Berlin ging den Berichten aus der Stadt nach, die jüngst von einer Anschlagserie der Islamistengruppe Boko Haram erschüttert worden war. Das Auswärtige Amt teilte mit, ein Krisenstab sei gemeinsam mit der deutschen Botschaft mit Hochdruck um Aufklärung bemüht. Es gebe Kontakt zu allen relevanten Behörden.
Nigeria: Entführte immer noch verschwunden
Neben Anschlägen werden aus Nigeria immer wieder Entführungen von Ausländern gemeldet, allerdings nur selten im Norden. Bisher wurden vor allem im südlichen Niger-Delta, wo internationale Ölkonzerne tätig sind, Ausländer entführt und meist gegen Zahlung von Lösegeld wieder freigelassen. Im Nordwesten Nigerias waren im Mai ein britischer und ein italienischer Ingenieur entführt worden. Sie sind noch immer verschwunden.
Gewalttaten in Nigeria
Am vergangenen Freitag waren in Kano bei einer Serie von Bombenexplosionen und Feuergefechten mindestens 185 Menschen getötet worden. Zu den Gewalttaten bekannte sich die Islamistengruppe Boko Haram. Erst am Donnerstag kehrte wieder Normalität in der Millionenstadt ein. Auf dem größten Markt herrschte reger Betrieb. Die Ruhe wurde jedoch plötzlich gestört, als eine Bombe an einem Busbahnhof explodierte, von dem aus Busse in den christlichen Südosten Nigerias starten. Bei dem Anschlag wurde laut Polizei niemand verletzt.
Boko Haram hatte im Jahr 2009 einen Aufstand mit dem Ziel gestartet, Christen aus dem muslimisch geprägten Norden zu vertreiben. Nach einer Niederschlagung durch die Armee tauchte die Gruppe wieder auf und verübte in den vergangenen Monaten mehrfach Anschläge im Norden. Die UNO geht von Verbindungen von Boko Haram zum Terrornetz Al-Kaida aus.
Seit der Anschlagswelle wurden rund 200 Menschen festgenommen, laut Polizei vor allem Söldner aus dem Tschad. Es gebe Hinweise, dass die Tschader für eine Beteiligung an den Anschlägen in Kano bezahlt worden seien, teilte die Polizei mit. Nigerianische Sicherheitskräfte verdächtigen Boko Haram, Waffen aus dem Tschad und dem Niger über die durchlässigen Grenzen zu schmuggeln. afp/AZ