Klima-Schreckensjahr: 2016 bricht Temperaturrekord
Die Klimaforscher müssen sich wiederholen: Nach 2014 und 2015 hat auch 2016 den globalen Temperaturrekord gebrochen. Es war so warm wie nie seit Beginn der Aufzeichnungen 1880.
Der Trend könnte klarer nicht sein: 2014, 2015 und jetzt auch 2016 haben nacheinander jeweils den globalen Temperaturrekord gebrochen. Eins wärmer als das andere. 2016 sei das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen 1880 gewesen, teilten mehrere Behörden und Organisationen am Mittwoch (Ortszeit) mit. "Soweit es die Daten zulassen, können wir auch sagen, dass 2016 sehr wahrscheinlich das wärmste Jahr seit Hunderten von Jahren war", sagt Deke Arndt von der US-Klimabehörde NOAA. Ein einziges warmes Jahr könne man noch als "Kuriosum" abtun, aber der derzeitige Trend zeige, "dass wir wirklich große Veränderungen durchmachen".
Weil jede Organisation und Behörde unterschiedlich misst und rechnet, weichen die Zahlen leicht voneinander ab, aber die Ergebnisse stimmen überein: 2016 war rekordwarm. Die Weltwetterorganisation WMO spricht von Durchschnittstemperaturen von etwa 1,1 Grad Celsius über denen der vorindustriellen Zeit. Die NOAA hat Durchschnittstemperaturen von 0,94 Grad Celsius über dem Durchschnittswert des 20. Jahrhunderts gemessen und die US-Raumfahrtbehörde Nasa 0,99 Grad. Am wichtigsten sei aber der langfristige Trend, sagt NOAA-Manager Arndt. "Die Erde erwärmt sich jetzt seit mehreren Jahrzehnten und der Trend hält an."
Der Trend könnte nach neuer NOAA-Forschung auch dazu führen, dass die angenehm-milden Tage - zwischen etwa 18 und 30 Grad, ohne Regen - immer weniger werden. Derzeit gibt es davon weltweit durchschnittlich 74, bis 2035 könnten es 4 weniger und bis zum Ende des Jahrhunderts etwa 10 weniger sein.
Klimawandel hat gefährliche Auswirkungen
Besonders warm war es 2016 unter anderem im Osten Russlands, Alaska, im Westen Kanadas, Zentralamerika sowie in Teilen Australiens und Asiens. Extreme Temperaturveränderungen gab es auch in der Arktis, wo das Eis zudem auf neue Minimalrekorde zurückging. "Was in der Arktis passiert, ist beeindruckend, dieses Jahr hat es alles bisher Dagewesene auf unglaubliche Art und Weise gesprengt", sagt Nasa-Manager Gavin Schmidt.
Die warmen Temperaturen wurden vielerorts wie schon im Jahr zuvor vom Klimaphänomen El Niño beeinflusst, das alle paar Jahre die Oberflächentemperaturen im Pazifik aufheizt. Für Deutschland war 2016 nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes mit einer Mitteltemperatur von 9,5 Grad Celsius zwar wieder ein sehr warmes Jahr, jedoch nicht das wärmste.
"Die langfristigen Indikatoren für vom Menschen ausgelösten Klimawandel haben 2016 neue Höhen erreicht", erklärte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. "Die Konzentration von Kohlendioxid und Methangas ist in Rekordhöhe gestiegen. Beide tragen zum Klimawandel bei."
So warnt dann auch der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber davor, beim Klimaschutz nachzulassen. "Viele glauben, nach dem Pariser Abkommen ist das Klima bereits gerettet", sagte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung der Deutschen Presse-Agentur. "Doch die nationalen Ziele der Vertragsstaaten in dem Abkommen reichen bekanntlich noch nicht für die Begrenzung der Erderwärmung auf 2 Grad Celsius. Nach Paris hat bislang noch kein Land seine Klimaschutzambitionen deutlich erhöht. Nur China und Indien haben - vor allem wegen der direkten Gesundheitsgefahren - etwas gegen die Luftverschmutzung getan."
Klimawandel: Forscher besorgt wegen Trump und Populisten
2016 sei für das Klima ein Schreckensjahr gewesen - und das obwohl das Pariser Klimaabkommen in Kraft trat. "Wenn in vielen Teilen der Welt Nationalpopulisten lauter werden, die sich nicht mehr für wissenschaftliche Fakten interessieren, dann ist das ein Worst-Case-Szenario", sagte Schellnhuber. "Vielleicht verlieren wir dadurch zehn wertvolle Jahre beim Klimaschutz. Wir haben aber nur noch 20 bis 30 Jahre Zeit, um die Welt zu dekarbonisieren, also Energie ohne Verbrennung von Öl, Gas und Kohle zu gewinnen, wenn wir die gemeinsamen Ziele von Paris einhalten wollen."
Die Vertreter von NOAA und Nasa weigerten sich bei der Pressekonferenz am Mittwoch (Ortszeit) trotz zahlreicher Fragen von Journalisten den Namen des kommenden US-Präsidenten und bekennenden Klimawandelskeptikers Donald Trump auszusprechen, der am Freitag offiziell in sein Amt eingeführt wird. Beobachter sahen es allerdings nicht als Zufall an, dass NOAA und Nasa anders als in den vorhergegangenen Jahren eine gemeinsame Pressekonferenz zur Jahresanalyse angesetzt hatten - und das nur zwei Tage vor der Inauguration.
"Wir stellen Analysen und Bewertungen für das amerikanische Volk bereit", wiederholte NOAA-Manager Arndt immer wieder stur. "Unsere Aufgabe ist es, das Klima zu beschreiben und wie es dazu gekommen ist." Die Menschen seien seiner Meinung nach "klug genug" um das zu verstehen.
2017 könnte es im Durchschnitt ein wenig kälter werden, unter anderem wegen dem Klimaphänomen La Niña, das den Pazifik alle paar Jahre abkühlt. Aber, so sagt NOAA-Manager Arndt: "Ich erwarte trotz allem, dass es ein Top-5-Jahr wird."
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Rekordjahr 2016
Noch nie gab es seit Beginn der Wetteraufzeichnungen drei Rekordjahre in Folge
"Die globale Erwärmung schreitet also immer weiter voran – wer sich Hoffnungen auf eine Verlangsamung gemacht hat, ist Wunschdenken erlegen. Drei Rekordjahre in Folge (2014, 2015 und 2016) hat es noch nie gegeben. Laut NASA hat unser Planet 16 seiner 17 wärmsten Jahre seit 2001 erlebt."
Professor Stefan Rahmstorf
Schlimm, dass nicht mehr Bürger, Politiker und Wähler verstehen, was die Folgen sein werden! Und dann handeln.
Raimund Kamm
PV Anlagen haben halt einen entscheidenden Nachteil, bei Nacht und Nebelhochlagen gibts keine Sonne und auch wenig Wind. Wo soll der Strom während dieser Zeit herkommen? Hier ist noch mehr Verstand nötig als bisher. Die Biogasanlagen dürften während der Sonnen- Windreichen Zeit nicht laufen, das Gas müßte gespeichert werden und in der Sonnenlosenzeit vermehrt genutzt werden. Außerdem müßten aml Überlegeungen angestellt werden, Wasserstoff zu produzieren und bei Bedarf nutzen. Alle speicherbaren Energien müßen verstärkt in den Focus rücken.
Deutschland kann beim Klimaschutz viel leisten. Unsere Wissenschaft und unsere Unternehmen haben so nicht erwartete Fortschritte bei den Erneuerbaren Energien, speziell bei der Photovoltaik und der Windkraft erarbeitet.
Aus neuen großen PV-Anlagen wird heute der Strom in Deutschland für unter 8 Cent je Kilowattstunde geliefert. In Ländern mit mehr Sonne sogar schon für unter 6 Cent je Kilowattstunde. Aus neuen Windkraftanlagen kann der Strom für unter 8 Cent je Kilowattstunde und in einigen Jahren voraussichtlich für unter 6 Cent je Kilowattstunde abgegeben werden. Diese Fortschritte sind zu einem großen Teil auch dem Stromeinspeisegesetz (1991) und dem innovativen EEG (2000) zu verdanken.
Würden die Atom- und Kohlekraftwerke keine Subventionen erhalten und müssten sie getreu dem Verursacherprinzip für ihre Folgekosten aufkommen – anstatt diese auf unsere Kinder und Enkel abzuwälzen – wäre kein EEG mehr nötig. PV und Windkraft wären wettbewerbsfähig und preiswerter als Atom, Erdgas, Erdöl und Kohle.
Im Atomausstiegsland Deutschland ist heute schon die Stromversorgung erheblich zuverlässiger als die im Atomland Frankreich. Die Versorgungssicherheit wird in Deutschland beim Weg zur 100 % Versorgung aus Erneuerbaren Energien mit mehreren Elementen gewährleistet: Mix aus EE (Bioenergie, PV, Wasser- und Windkraft), Lastmanagement (Anpassung flexibler Stromverbraucher wie beispielsweise Luftzerlegungsanlagen an das wetterabhängige Dargebot von Licht und Wind), Stromverbund (wenn bei uns beispielsweise ein Hoch für Windstille sorgt, findet am Rande des Hochs der Druckausgleich statt und lässt die Winde wehen), Speicher (Speicherwasserkraftwerke, Pumpspeicherkraftwerke, Power to gas, usw).
Raimund Kamm
Wir müssen und können zur Vernunft kommen!
Dank unserer in den letzten zwei Jahrhunderten entwickelten Techniken sind wir in der Lage, viel materiellen Wohlstand uns zu schaffen. Aber wir können auch erstmals große Teile unserer Erde verwüsten.
Wer nur an Wetter denkt, hält möglicherweise eine Erhöhung der durchschnittlichen Temperaturen auf unserer Erde um ein, zwei oder drei bis vier Grad für belanglos. Doch die Folge wird eine Erhöhung des Meeresspiegels um Dezimeter und später um Meter werden. Da insbesondere an den Küsten hunderte Millionenstädte liegen und meistens auch fruchtbare Landschaften sind, drohen Lebensräume für die Menschen unbewohnbar zu werden, wo heute viele hunderte Millionen Menschen leben. In Bangladesh beispielsweise leben 180 Millionen Menschen. Aber etwa 90 Prozent des Landes liegen auf Höhe des Meeresspiels. Schon seit Jahren drückt dort auch immer mehr Salzwasser in die Grundwasserschichten.
Erstmals in der Geschichte der Menschheit müssen wir eine uns alle treffende Herausforderung bewältigen. Dazu haben wir die notwendigen Kenntnisse und Techniken.
Deutschland hat der Menschheit gerade im PV- und Windkraftbereich große technische Fortschritte geschenkt. Deutschland hat aber auch noch pro Kopf mit über 10 Tonnen CO2 pro Jahr eine viel zu hohe Produktion von Treibhausgasen. Vergleichsweise sind wir ein kleines Land. Aber wir können bei der Energiewende Richtung Versorgung mit 100 Prozent Erneuerbarer und sauberer Energie ein Vorbild sein.
Raimund Kamm
Zitat: Aber wir können bei der Energiewende Richtung Versorgung mit 100 Prozent Erneuerbarer und sauberer Energie ein Vorbild sein.
Kann es sein, dass hier ein Vorstand des Bundesverbands der WindEnergie spricht? Wir Stromkunden bezahlen aktuell für 30% erneuerbare Energien 25.000 Millionen €. Pro Jahr! Und diese 30% sind nicht immer verfügbar. Manchmal sind 30GW erneurbare Energie im Netz, manchmal bloß 1 GW, je nach Wetter. Wie soll man da auf 100% kommen? Lächerlich.........