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Bedeutendster Gegenwartskomponist: Komponist Hans Werner Henze ist tot

Bedeutendster Gegenwartskomponist

Komponist Hans Werner Henze ist tot

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    Hans Werner Henze, einer der bedeutendsten Gegenwartskomponisten.
    Hans Werner Henze, einer der bedeutendsten Gegenwartskomponisten. Foto: dpa

    Hans Werner Henze, einer der bedeutendsten Komponisten der Gegenwart, ist tot. Er starb am Samstag in Dresden im Alter von 86 Jahren. Er habe in der vergangenen Woche einen Zusammenbruch erlitten, als Spätfolge der Parkinson-Erkrankung, teilte die Sprecherin des Schott-Verlags, Christiane Krautscheid, der Nachrichtenagentur dpa mit. Nach wenigen Tagen im Krankenhaus sei er gestorben. Nach Angaben seiner Verlage soll Henze in seiner Wahlheimat, in Marino bei Rom, bestattet werden. Der Zeitpunkt steht noch nicht fest.

    Henze schuf mehr als 130 Werke

    Der Wahl-Italiener Henze befand sich auf einer Konzertreise und besuchte noch Mitte Oktober in Dresden eine Aufführung seines Orchesterstücks "Sebastian im Traum", dirigiert von Christian Thielemann. An diesem Samstag wollte er in der Semperoper zwei Ballett-Werke nach Musik von ihm besuchen.

    Mehr als 130 Werke kennzeichnen Henzes künstlerische Schaffenskraft. Zu seinen bekanntesten Werken zählen neben seiner hoch gelobten 9. Symphonie unter anderem die Oper "Die Bassariden", die 1966 in Salzburg bejubelt wurde.

    Zuvor hatten schon "Boulevard Solitude" von 1952, "König Hirsch" von 1956, "Der Prinz von Homburg" von 1960 und die "Elegie für junge Liebende" von 1961 Henzes Ruf als Opernkomponist gefestigt.

    Hans Werner Henze galt als unbeugsamer Verfechter des Sozialismus

    Henze wurde am 1. Juli 1926 in Gütersloh als Sohn eines Dorfschullehrers geboren und studierte an der Staatsmusikschule in Braunschweig Klavier, Schlagzeug und Musiktheorie.

    Nach dem Krieg ging er an das Kirchenmusikalische Institut nach Heidelberg und studierte anschließend Komposition in Darmstadt und Paris. Konflikte mit seinem autoritären Vater, der mit den Nazis sympathisierte, prägten Henze nachhaltig.

    Dass er selbst Radikalität zeigte und für viele Jahre im Sog seines Freundes Rudi Dutschke zum antibürgerlichen Klassenkämpfer und unbeugsamen Verfechter des Sozialismus wurde, trug ihm viele Schmähungen in seinem Heimatland ein. Sie reichten vom stillschweigenden Boykott seiner Werke bis zum schrillen Eklat, als sich der Rias-Chor 1968 in Hamburg weigerte, unter einer roten Flagge das dem Revolutionär Che Guevara gewidmete Oratorium "Das Floß der Medusa" zu singen.

    Seit 1953 lebte Henze in Italien

    Bereits im Jahre 1953 wanderte der Künstler, der offen mit seiner Homosexualität umging, nach Italien aus, wo er auf einem Landsitz nahe Rom lebte.

    1988 begründete Henze mit der Münchner Biennale für Neues Musiktheater einer der größten Foren gegenwärtigen Komponierens. Zu den zahlreichen Auszeichnungen, die der wohl produktivste und am meisten gespielte Opernkomponist der Nachkriegszeit erhielt, gehören der Robert-Schumann-Preis (1951), der Ernst-von-Siemens-Musikpreis (1990), der Praemium Imperiale (2000) und der Cannes Classical Award in der Kategorie "Best Living Composer" (2001).

    2003 wurde Henze zum Ritter der französischen Ehrenlegion ernannt. Ein Jahr später erhielt er die Ehrendoktorwürde der Hochschule für Musik und Theater in München. dpa

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