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Spanien: Korruptionsaffäre: Justiz ermittelt gegen Altkönig Juan Carlos

Spanien

Korruptionsaffäre: Justiz ermittelt gegen Altkönig Juan Carlos

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    Der 80-Jährige spanische Ex-König Juan Carlos hat zu den Vorwürfen in der Korruptionsaffäre bisher keine Stellungnahme abgegeben.
    Der 80-Jährige spanische Ex-König Juan Carlos hat zu den Vorwürfen in der Korruptionsaffäre bisher keine Stellungnahme abgegeben. Foto: Francisco Flores Seguel, Agenciau/Agencia Uno/dpa

    Die spanische Justiz hat in einer Korruptionsaffäre um Altkönig Juan Carlos Medienberichten zufolge Ermittlungen eingeleitet. Ein Richter am Nationalen Staatsgerichtshof in Madrid habe den früheren Polizeioffizier José Manuel Villarejo in diesem Zusammenhang für nächsten Donnerstag zu einer Anhörung vorgeladen, berichteten verschiedene Medien, darunter die Tageszeitung El País, am Freitag unter Berufung auf Justizsprecher.

    Bei der vorige Woche bekanntgewordenen Affäre geht es um Tonaufnahmen eines mutmaßlichen Gesprächs zwischen Villarejo, einem zweiten Mann und einer engen Bekannten von Juan Carlos, bei dem die Frau den 2014 zugunsten seines Sohnes Felipe abgedankten Monarchen unter anderem der Korruption und der Geldwäsche beschuldigt.

    Der 80 Jahre alte Vater von König Felipe VI. und das Königshaus gaben bis Freitag keine Stellungnahme ab. Die Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez teilte in einer ersten Reaktion mit, sie respektiere die Entscheidung des Gerichts. Eine Einschätzung wolle man aber noch nicht abgeben, "wir wollen Schritt für Schritt gehen", sagte Sprecherin Isabel Celaá.

    Vertraute als Strohfrau?

    Die Tonaufzeichnungen sollen aus dem Jahr 2015 stammen, wurden aber erst vor einigen Tagen von zwei spanischen Digitalzeitungen veröffentlicht. Darin ist eine Frauenstimme zu hören, die Juan Carlos unter anderem vorwirft, illegale Provisionen in zweistelliger Millionenhöhe kassiert zu haben. Der Royal habe sie zudem als Strohfrau benutzt, um Geld und Vermögen am spanischen Fiskus vorbeizuschleusen, behauptet sie.

    Europas Königshäuser auf einen Blick

    Im Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland sitzt seit 1952 Königin Elisabeth II. auf dem britischen Thron. Die aus dem Hause Windsor stammende "Queen" wurde während des Zweiten Weltkriegs zur Automechanikerin ausgebildet. Sie ist verheiratet mit ihrem Cousin dritten Grades, Prinz Philip Mountbatten.

    In Spanien hat 2014 König Juan Carlos I. abgedankt, nachdem er seit 1975 Staatsoberhaupt war. Jetzt regiert sein Sohn Felipe. Neue Königin ist dessen Frau Letizia - Spanien ist eine parlamentarische Erbmonarchie.

    In Dänemark ist Margrethe II. aus dem Haus Glücksburg seit 1972 Königin. Sie ist mit dem französischen Graf Henri Laborde de Montpezat verheiratet. Die 1940 geborene Königin ist als Kettenraucherin bekannt.

    In Belgien saß Albert II. aus dem Haus Sachsen-Coburg und Gotha seit 1993 auf dem Thron. Der 1943 geborene Monarch ist auch Fürst von Lüttich. Er ist mit der italienischen Prinzessin Paola Ruffo di Calabria verheiratet. Nach Alberts Abdankung am 21. Juli 2013 regiert Sohn Philippe zusammen mit seiner Ehefrau, Königin Mathilde.

    Carl Gustaf XVI. aus dem Haus Bernadotte regiert in Schweden. 1973 kam er mit 27 Jahren auf den Thron. Der 1946 geborene König leidet unter Legasthenie. Bei den Olympischen Spielen 1972 in München lernte er seine spätere Gattin Silvia Sommerlath kennen, die dort Hostess war.

    Regenten der Niederlande sind seit dem 30. April 2013 König Willem-Alexander und Königin Máxima. Willem-Alexander folgte seiner Mutter Königin Beatrix Wilhelmina Armgard van Oranje-Nassau auf dem Thron.

    In Norwegen ist Harald V. seit 1991 König. Er entstammt dem Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, kurz: Haus Glücksburg. Königin Sonja, seine Frau, war keine Adlige. Das Paar musste darum kämpfen, heiraten zu dürfen.

    Da die Frau sich in den Aufnahmen bei Villarejo darüber beklagt, sie und ihre Kinder seien vom spanischen Geheimdienst (CNI) massiv bedroht worden, bat CNI-Chef Félix Sanz Roldán inzwischen das Parlament um die Möglichkeit einer Stellungnahme. Die entsprechende Anhörung soll ebenfalls am Donnerstag stattfinden.

    Die Bekannte des Königs, die in Monaco lebende Corinna zu Sayn-Wittgenstein, zog vergangene Woche in einer Stellungnahme die Echtheit der Mitschnitte nicht in Zweifel. Die vor 53 Jahren in Frankfurt geborene Tochter eines Dänen und einer Deutschen kommentierte den Inhalt des Gesprächs nicht. Sie beklagte aber, sie werde durch die Enthüllungen in einen Konflikt hineingezogen, mit dem sie nichts zu tun habe. "Ich habe immer korrekt gehandelt", versicherte sie.

    Villarejo sitzt bereits wegen eines anderen Korruptionsskandals im Gefängnis

    Villarejo sitzt seit November 2017 wegen eines anderen Korruptionsskandals in Untersuchungshaft. Er soll das Gespräch mit der engen Bekannten von Juan Carlos heimlich aufgenommen haben. Spekulationen spanischer Medien, der ehemalige Polizeioffizier habe diese Aufnahmen nun Medien gezielt zugespielt, um sich selbst zu helfen, wurden von den Anwälten Villarejos dementiert.

    Vor dem Hintergrund einer Serie von Skandalen um das Königshaus - darunter eine Finanzaffäre um Tochter Cristina und deren inzwischen zu knapp sechs Jahren Haft verurteilten Ehemann Iñaki Urdangarin - hatte der gesundheitlich angeschlagene Juan Carlos im Juni 2014 zugunsten seines Sohnes Felipe, heute König Felipe VI. (50) abgedankt. Zur Diskussion, ob Juan Carlos nach seiner Abdankung noch Immunität genieße, sagte Justizministerin Dolores Delgado vorige Woche im Parlament, der Ex-Monarch genieße zwar noch Sonderrechte, aber "keine Immunität mehr". (dpa)

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