Münster gehört die Liebe aller, die sonst nie einen Tatort schauen. Weil Rechtsmediziner Boerne (Jan Josef Liefers) und Hauptkommissar Thiel (Axel Prahl) auf rhetorisch sehr unterschiedlichen Ebenen sich kabbeln, die Geschichten einfach sind und Münster so nett ausschaut.
Zum Glück ist bei ihrem 30. gemeinsamen Fall vieles ganz anders. Denn zum ersten Mal erlebt man, wie der meist vor Arroganz fast platzende Professor als armes Würstchen in der Kneipe „Zur Post“ liegt und um sein Leben kämpft.
Was zu tun hat mit einer todkranken Frau, die plötzlich tot mit zerschossenem Gesicht gefunden wird und einem Wissenschaftler, der als Racheengel mit einem tückischen Gift umgeht, weil Boerne drei Millionen Euro Forschungsgelder kassiert. Die hätte Professor Goetz (Peter Jordan) gerne erhalten, um das Leben seiner Frau zu retten. Boerne dagegen geht es um Mumien, deren Erforschung die Begegnung mit einem „kleinen Stück Unsterblichkeit“ ermögliche.
Der Münster-Tatort ist etwas härter geworden ist
Damit sich Gags, Krimi, ein Geiseldrama und eine spannende Handlung mit psychopathischen Charakteren mischen können, braucht es eine zweite Erzählebene. Dazu gehört natürlich Hauptkommissar Thiel, der jedem psychologischen Hokuspokus misstraut, aber trotzdem mit der Psychiaterin des Witwers einen sehenswerten Kurzflirt hinlegt. Für die Katz allerdings.
Und es geschieht Unerwartetes: Der geschwächte Boerne entschuldigt sich bei Alberich (ChrisTine Urspruch) für seine Bosheiten. Und Kripo-Assistentin Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter) darf richtige Polizeiarbeit machen. So ist der Spruch, den Krusenstern gegenüber dem von Rückenschmerzen geplagten und von seiner Mordtheorie überzeugten Thiel rauslässt, durchaus eindeutig: „Rückenschmerzen kann man auch kriegen, wenn man sich auf etwas zu sehr versteift.“
Gut, dass der Münster-Tatort etwas härter geworden ist. Aber man merkt doch, wo die Geschichte hinläuft. Am Schluss gelobt der eitle Boerne Besserung. Aber wie lange hält der Vorsatz?
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