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USA: Ein Toter und über hundert Verletzte bei Zugunglück nahe New York

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Ein Toter und über hundert Verletzte bei Zugunglück nahe New York

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    Am Bahnhof in Hoboken, New Jearsey, hat es am Donnerstag ein schweres Zugunglück gegeben.
    Am Bahnhof in Hoboken, New Jearsey, hat es am Donnerstag ein schweres Zugunglück gegeben. Foto: EPA/@coreyfutterman

    Um 8.38 Uhr fährt der Regionalzug der Pascack Valley-Linie mit der Nummer 1614 laut Fahrplan jeden Werktag im Bahnhof von Hoboken im US-Bundesstaat New Jersey ein. Etwas mehr als eine Stunde ist er dann schon unterwegs gewesen aus Spring Valley nördlich von New York. Hoboken ist Endstation, hier steigen Tausende Pendler jeden Tag aus und machen sich per Anschlussverbindung auf den Weg zur Arbeit nach Manhattan. Vom Bahnhof aus sind die Wolkenkratzer auf der anderen Seite des Hudson River schon zu sehen. 

    Doch am Donnerstag war alles anders. Um etwa 8.45 Uhr (Ortszeit) sei der Zug mit vier Waggons auf Gleis 5 im Bahnhof von Hoboken "eingeschlagen", teilt die zuständige Nahverkehrsbehörde New Jersey Transit mit. "Erste Berichte deuten auf viele Schwerverletzte hin." Mindestens einen Toten und 108 Verletzte bestätigt New Jerseys Gouverneur Chris Christie wenig später. Mehrere US-Medien hatten zuvor von drei Todesfällen berichtet. Der Zug sei ungebremst in den Bahnhof eingefahren, sagen Augenzeugen. Die Ursache war zunächst unklar. US-Fernsehsender zeigen Bilder eines teilweise eingestürzten Bahnhofsgebäudes, das normalerweise jeden Tag rund 50 000 Menschen passieren.

    Die Ursache für das Unglück war zunächst unklar. "Es ist nur klar, dass der Zug mit hoher Geschwindigkeit in den Bahnhof eingefahren ist", sagte Christie. "Wir sind mitten in der Untersuchung und werden keine voreiligen Schlussfolgerungen ziehen." Bislang gebe es keine Hinweise darauf, dass es sich um "irgendetwas anderes als ein tragisches Unglück" gehandelt haben könne. 

    Dach des Bahnhofs in Hoboken stürzt teilweise ein

    Der Bahnhof wird weiträumig abgesperrt, Dutzende Polizisten, Bahnmitarbeiter in grellgelben Schutzwesten und Feuerwehrmänner in schwerer Montur streifen durch das historische Gebäude mit dem grünen Dach. Davor stehen Krankenwagen mit Blaulicht, immer wieder ertönen Sirenen, überall drängeln sich Schaulustige. Auf dem Hudson River wartet einsatzbereit ein Rettungsboot der New Yorker Feuerwehr. "Meine Gedanken und Gebete sind bei allen Betroffenen", schreibt Hobokens Bürgermeisterin Dawn Zimmer beim Kurznachrichtendienst Twitter. 

    Omar Maamoun saß im mittleren Teil des Unglückszugs. Wie an jedem Werktag wollte er von seinem Heimatort Woodcliff Lake nach Hoboken zum College fahren. "Ich habe so viel Glück gehabt", sagt der 17-Jährige. "Ich hätte vorne sitzen können, ich hätte schwer verletzt werden können." 

    Augenzeugen: Zug ist ungebremst in den Bahnhof gerast

    Kurz vor dem Aufprall habe er aus dem Fenster geschaut. "Wir sind nicht langsamer geworden. Ich wusste, dass etwas nicht stimmt, aber ich wusste nicht, was. Dann habe ich eine Art Explosion gehört, ich dachte, es wäre eine Bombe. Alle waren verwirrt." Auch andere Augenzeugen berichten von einem "riesigen Knall". Er sei dann ausgestiegen und nach vorne gelaufen, sagt Maamoun. "Der erste Waggon lag komplett auf der Plattform. Das Dach war runtergekracht. Die Fenster waren rausgebrochen, die Passagiere kletterten raus. Jeder, der da raus kam, hatte Blut an sich." 

    Wie Maamoun hat auch David Rousso großes Glück im Unglück gehabt. Etwa eine Stunde vor dem Unglück habe er seine 17 Jahre alte Tochter, die im New Yorker Stadtteil Brooklyn zur Schule gehe, zum Zug gebracht, sagt Rousso. "Jetzt stehe ich unter Schock. So viele Rettungskräfte hätte ich mir nie vorstellen können." Der 56-Jährige betreibt seit fünf Jahren die Bar "Hotel Victor" unweit des Bahnhofs, wo er jetzt gerade mit Mitarbeitern und Freunden Brote für die Rettungskräfte schmiert.

    Auch Roussos Bekannte Jackie Cicotti steht noch leicht unter Schock. Eine Freundin von ihr habe im zweiten Waggon gesessen und sei mit Verletzungen an Knie und Nacken ins Krankenhaus gekommen, sagt die 51-Jährige. "Jetzt warte ich auf den Anruf, dass es ihr gut geht." Cicotti selbst betreibt einen Spirituosenladen im Bahnhof der Stadt mit rund 50 000 Einwohnern. "Eigentlich mache ich um elf auf, aber heute wollte sich ein Lieferant schon um neun mit mir treffen. Das war mir zu früh, wir haben uns auf zehn geeinigt - was ein Glück." 

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