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Kindermord in Herne: Mutmaßlicher Mörder in Haft: Marcel H. sagt bei der Polizei aus

Kindermord in Herne

Mutmaßlicher Mörder in Haft: Marcel H. sagt bei der Polizei aus

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    Polizeibeamte stehen am Donnerstagabend in Herne  vor dem Imbiss, in dem der mutmaßliche Kindermörder Marcel H. gefasst wurde.
    Polizeibeamte stehen am Donnerstagabend in Herne vor dem Imbiss, in dem der mutmaßliche Kindermörder Marcel H. gefasst wurde. Foto: Roland Weihrauch, dpa

    Der mutmaßliche Kindermörder von Herne, Marcel H., hat nach seiner Festnahme ausgesagt. "Er hat sich in der Nacht bei der Polizei zur Sache eingelassen", sagte der Bochumer Oberstaatsanwalt Paul Jansen am Freitag. Der 19 Jahre alte Marcel H. sitzt inzwischen offiziell in Haft.

    "Der Haftbefehl ist gerade verkündet worden", sagte der Bochumer Oberstaatsanwalt Paul Jansen am Freitagvormittag. Marcel H. werde nun in eine Justizvollzugsanstalt gebracht. Bei dem Haftbefehl gehe es bislang nur um die Tötung des neunjährigen Jaden. "Der Haftbefehl wird wahrscheinlich noch erweitert", sagte Jansen, ohne weitere Details zu nennen. Zur Festnahme des 19-Jährigen ist um 16 Uhr eine Pressekonferenz im Polizeipräsidium Dortmund geplant. Das gab die Staatsanwaltschaft bekannt.

    Unterdessen haben Experten der Spurensicherung nach dem Fund einer männlichen Leiche in einer Wohnung in Herne ihre Arbeit fortgesetzt. In weißen Schutzanzügen und mit Mundschutz betraten am Vormittag mehrere Kriminaltechniker das Mehrfamilienhaus in der Sedanstraße, in dem am Donnerstagabend eine männliche Leiche gefunden wurde. 

    Die Straße vor dem Haus war weiterhin durch die Polizei abgesperrt. Mehrere Kamerateams waren postiert. Nachbarn blieben stehen, unterhielten sich und schauten auf das Haus.  Passanten äußerten sich erleichtert darüber, dass der gesuchte mutmaßliche Kindermörder gefasst wurde. "Es hat uns alle betroffen", sagte eine Frau. Sie habe selbst zwei Kinder. Sie habe in den vergangenen Tagen ihre Schicht umgelegt, um ihre 12 und 14 Jahre alten Kinder persönlich zur Schule begleiten zu können.

    Familie des toten Jungen erleichtert

    Erleichtert zeigte sich nach der Festnahme des mutmaßlichen Mörders des neunjährigen Jaden auch die Familie des getöteten Jungen. "Sie sind froh, dass er gefasst worden ist", sagte der Anwalt von Jadens Familie, Reinhard Peters, in der Nacht zu Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Die Festnahme helfe den Angehörigen, mit der Sache fertig zu werden. Nun stehe die Frage nach dem Warum im Vordergrund. "Die wollen verstehen, was da geschehen ist", sagte Peters. Die Trauerfeier für Jaden werde voraussichtlich nächsten Donnerstag stattfinden. Einzelheiten seien aber noch offen.

    Mutmaßlicher Mörder stellt sich in Imbiss in Herne

    Den ganzen Donnerstag über hatte die Polizei nach dem mutmaßlichen Kindermörder Marcel H. aus Herne gesucht. Die Beamten in Nordrhein-Westfalen waren zu Großeinsätzen ausgerückt und verschiedenen Spuren nachgegangen, um die grausame Tat aufzuklären.

    Am Abend dann überschlugen sich die Meldungen. Zunächst hieß es, die Polizei habe einen Mann festgenommen. Eine Bestätigung, dass es sich dabei um Marcel H. handelt, gab es dafür allerdings zunächst nicht. Am späten Abend dann verlautete aus Polizeikreisen, dass es sich bei dem Festgenommenen um den mutmaßlichen Kindermörder handeln dürfte. „Vom äußeren Erscheinungsbild kann es der Gesuchte sein. Wir sind uns da aber noch nicht hundertprozentig sicher“, sagte ein Polizeisprecher. Kurz vor Mitternacht dann die Bestätigung: Man habe den festgenommenen Mann „zweifelsfrei als Marcel H. identifiziert“, teilten die Ermittler mit.

    Der Besitzer des "Thessaloniki Grill", Georgios Chaitidis, berichtete am Freitag, wie Marcel H. am Vorabend zu ihm kam. "Um 20.10 Uhr kam er rein mit schwarzen Klamotten, Regenschirm und einem Sack Zwiebeln in der Hand." Er habe den Mann nicht erkannt. Doch der habe in ruhigem Ton gesagt, er sei Marcel. "Welcher Marcel bist du denn?", habe der Grieche daraufhin gefragt. "Guck auf dein Tablet, mein Bild steht da." Dann habe er geklickt und gewusst, wer der Mann war, sagte der 56-jährige Chaitidis. Fünf bis zehn Minuten nach dem Anruf bei der Polizei seien die Beamten gekommen und hätten den Verdächtigen widerstandslos festgenommen.

    Von der Feuerwehr hell erleuchtet ist das Haus in Herne, in dem die Polizei eine Leiche fand. Dort brannte es vorher - den Hinweis darauf gab der mutmaßliche Kindsmörder Marcel H.
    Von der Feuerwehr hell erleuchtet ist das Haus in Herne, in dem die Polizei eine Leiche fand. Dort brannte es vorher - den Hinweis darauf gab der mutmaßliche Kindsmörder Marcel H. Foto: Roland Weihrauch, dpa

    Am Freitagvormittag wurde bekannt, dass es sich bei dem Toten um einen jungen Bewohner der Stadt handelt. "Wir wissen nur, dass es sich um einen männlichen Mitbürger unserer Stadt handelt, der noch relativ jung ist", sagte Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda. Bislang ist nach Polizeiangaben auch nicht bekannt, welche Beziehung der mutmaßliche Täter zu dem Mann hatte, dessen Leiche in den Ruinen einer brennenden Wohnung entdeckt wurde.

    Marcel H. soll neunjährigen Nachbarsjungen Jaden erstochen haben

    Vor der Wohnung, die nur 300 Meter entfernt vom Imbiss entfernt liegt, versammelten sich Anwohner. Sie verspüre Erleichterung, sagte eine 34-Jährige. „Mich macht es traurig, dass er es überhaupt geschafft hat, drei Tage nicht gefunden zu werden.“ Eine andere Frau aus der Umgebung sagte: „Man hat Angst um die eigenen Kinder. Er hat das Leben der Eltern zerstört. Es ist krankhaft, was er gemacht hat. Es fehlen einem die Worte.“

    Der 19-jährige Marcel H. soll am Montagabend den neunjährigen Nachbarsjungen Jaden erstochen haben. Die Polizei entdeckte die Leiche des Buben im Keller des Reihenhauses, in dem H. wohnte. Der mutmaßliche Täter war seitdem auf der Flucht.

    Die Polizei hatte bei der Suche nach dem mutmaßlichen Mörder des neunjährigen Jaden zuvor mehr als 1400 Hinweise erhalten. Am Donnerstag hatten Polizisten Handzettel und Fahndungsplakate in der 160.000-Einwohner-Stadt im Ruhrgebiet verteilt. Immer wieder gab es aber auch Fehlalarme. Mit Großaufgeboten rückten die Einsatzkräfte etwa in Herne, Mönchengladbach und in Wilnsdorf bei Siegen aus, nachdem Zeugen den mutmaßlichen Kindermörder dort gesehen haben wollten.

    Polizei beschreibt 19-Jährigen als auffallend gefühlskalt

    Nach Angaben der Polizei verbreitete der 19-Jährige Fotos der Tat im Internet. Sie zeigen ihn blutverschmiert neben dem toten Buben. H. soll den Jungen unter einem Vorwand in sein Haus gelockt haben. Die Ermittler werteten neben Bildmaterial und Texten, die sie im Internet fanden, auch eine digitale Audiobotschaft mit Schilderungen zur Tat aus. „Wir nehmen an, dass sie vom Täter stammt“, sagte ein Polizeisprecher.

    In der Aufnahme schildert der Täter seine Eindrücke nach dem Mord an dem Neunjährigen. Auffallend sei die Gefühlskälte, hieß es von der Polizei. Wie sie auf die Audiobotschaft stießen, sagten die Ermittler nicht.

    Mutmaßlicher Kindsmörder soll sich erfolglos bei Bundeswehr beworben haben

    Der mutmaßliche Kindsmörder hat einem Medienbericht zufolge erfolglos eine Laufbahn als Berufssoldat angestrebt. Der 19-Jährige habe sich im vergangenen Herbst als Zeitsoldat bei der Bundeswehr beworben, berichtete das Magazin Spiegel am Freitag vorab unter Berufung auf mehrere Quellen. Die Bundeswehr habe H. jedoch nicht genommen und die Bewerbung im Februar abgelehnt. Unter Berufung auf Mitschüler berichtete das Blatt, H. habe eine regelrechten "Armeefimmel" gehabt. dpa/afp

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