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Film-Kritik: "Passengers" mit Jessica Lawrence versagt auf der Zielgeraden

Film-Kritik

"Passengers" mit Jessica Lawrence versagt auf der Zielgeraden

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    "Passengers": Jim (Chris Pratt) hat die schöne Aurora (Jennifer Lawrence) wachgeküsst, um nicht mehr so allein durchs Weltall zu fliegen.
    "Passengers": Jim (Chris Pratt) hat die schöne Aurora (Jennifer Lawrence) wachgeküsst, um nicht mehr so allein durchs Weltall zu fliegen. Foto: Sony Pict.

    Vielleicht liegt es an unserem hektischen Alltag, den überfüllten Straßen, dem digitalen Kommunikationsstress und der Sehnsucht nach Entschleunigung, dass das Kino sich während der letzten Jahre immer wieder in die einsamen Weiten des Weltraumes geflüchtet hat. Nun fügt Morten Tyldums „Passengers“ dem Katalog der „Lost in Space“- Geschichten ein neues, interessantes Szenario hinzu.

    „Überbevölkert. Überteuert. Überschätzt.“ mit diesem griffigen Slogan beschreibt die Firma „Homestead“ das Leben auf der Erde und bietet seinen Kunden eine Alternative zum unzulänglichen, irdischen Dasein an. In fernen Galaxien hat das Unternehmen ein paar Planeten akquiriert, die nun zügig mit Erdlingen kolonisiert werden. Die Nachfrage nach einem Neuanfang in einer anderen Welt ist groß und hat dem Konzern schon Milliardengewinne eingebracht.

    Schlappe 120 Jahre dauert die Reise und deshalb werden die Passagiere in einen Hibernationsmodus versetzt, der sie aus dem Jahrhundertwinterschlaf ohne Alterungserscheinungen wieder aufwachen lässt. Aber als ein Meteorit das riesige Raumschiff streift, öffnet sich durch einen technischen Defekt die gläserne Schlafkammer eines Passagiers. Jim Preston (Chris Pratt) erwacht, wie er bald erfährt, neunzig Jahre zu früh und ist auf dem riesigen Luxusraumschiff das einzige menschliche Wesen, das nicht im künstlichen Koma liegt.

    "Passengers" in der Kritik: die Einsamkeit des Weltalls

    Eine Rückführung in den Schlafmodus – so wollen es die von Drehbuchautor Jon Spaihts („Dr. Strange“) ersonnenen technischen Vorschriften – ist nicht möglich und so blickt Jim der unschönen Wahrheit ins Auge: Er ist unterwegs ins Land seiner Träume und wird die Ankunft nicht mehr erleben. Immerhin gibt es einen androiden Barkeeper (Michael Sheen), der auf Empathie programmiert ist und bis zur Hüfte wie ein Mensch und darunter wie ein Schreibtischstuhl aussieht. Der vollautomatisierte Dienstleistungsapparat säuselt freundlich, weist aber darauf hin, dass Café Latte und Cappuccino leider nur an die erste Klasse ausgeschenkt werden.

    Jim ist umgeben von sprachgesteuerten Maschinen und Informationssystemen, die für die Notlage eines Früherwachenden nicht programmiert sind. Wer sich in das Lebensgefühl des Passagiers einfinden möchte, muss sich nur vorstellen, er befinde sich in der Warteschleife der Telekom-Kundenhotline – ein Leben lang und ganz allein. Über ein Jahr hält Jim mit Alkoholkonsum, Wii-Spielen und Bartwachsenlassen durch, dann erblickt er im Schlafsaal Aurora (Jennifer Lawrence).

    Wie Schneewittchen liegt die Schöne im gläsernen Kokon und der einsame Reisende überlegt lange, ob er sie wirklich wachküssen soll. Er studiert das audiovisuelle Profil der jungen Schriftstellerin, die als Erste über die Reise in die neue Welt berichten will. Aber schließlich gewinnt der hormongesteuerte Egoismus des Mannes und nach einer Phase verständlicher Verstörung scheint Jims Plan auch wirklich aufzugehen. Aurora verliebt sich in ihn und die beiden finden in ihrer limitierten, perspektivlosen Existenz das kleine, private Glück – bis die Wahrheit ans Licht kommt.

    Film-Kritik: "Passengers" stürzt im letzten Viertel ab

    Mit „Passengers“ entwirft Tyldum ein hinreißendes Science-Fiction-Szenario, in dem die Sehnsucht nach einem Neuanfang in kosmischer Stagnation strandet, schmerzhafte Einsamkeit in zutiefst unmoralisches Handeln führt, Egoismus zunächst mit großer Liebe belohnt und später mit tiefer Verachtung bestraft wird. Ein Setting mit einem breiten, emotionalen Spektrum, das zudem – wie jede gute Zukunftsvision – Tendenzen der Gegenwart weiterdenkt und ad absurdum führt. Volle Punktzahl bekommt auch das futuristische Design des Raumschiffes, das entfernt an einen riesigen, begehbaren iPod erinnert.

    All das und natürlich die fabelhafte Performance von Jennifer Lawrence, die ihre Figur überzeugend durch alle seelischen Hoch- und Tieflagen navigiert, tragen den Film auf interessante und spannende Weise über Dreiviertel seiner Laufzeit. Aber (und das ist ein sehr großes Aber) dann gerät die Geschichte ins Stolpern, weiß mit den aufgerissenen Konflikten nichts anzufangen, irrt in sinnlosen Actionsequenzen umher, bringt das kriselnde Paar in eine konventionelle Bedrohungssituation und zieht schließlich die Reißleine der Versöhnung.

    Was als vielversprechender, romantischer Science-Fiction-Thriller begann, verpufft in der Zielgeraden so kläglich wie ein nass gewordener Silvesterböller. Ausgehend von einer cleveren Grundidee wurden hier viel kreative Energie und eine Menge Geld (110 Millionen Dollar) investiert, um in einem Routinefinale alle Chancen auf eine nachhaltige Wirkung wieder zu verspielen.  

    Wertung: 3 / 5

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