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Frankreich: Polizisten kesseln Flüchtlinge am Eurotunnel ein

Frankreich

Polizisten kesseln Flüchtlinge am Eurotunnel ein

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    In Calais hat die Polizei in der Nacht zum Freitag etwa 200 Flüchtlinge umzingelt, die versucht hatten, durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu gelangen.
    In Calais hat die Polizei in der Nacht zum Freitag etwa 200 Flüchtlinge umzingelt, die versucht hatten, durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu gelangen. Foto: Philippe Huguen, afp

    Am Donnerstagabend begannen die Flüchtlinge wie üblich, an den Bahngleisen zu dem Tunnel unter dem Ärmelkanal entlang zu laufen, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP beobachtete. Auf einer Brücke wurden sie schließlich von Polizeibeamten eingekreist.

    In diesem Jahr hat Eurotunnel auf der französischen Seite bereits mehr als 37 000 Versuche gezählt, die Grenze illegal zu überqueren.
    In diesem Jahr hat Eurotunnel auf der französischen Seite bereits mehr als 37 000 Versuche gezählt, die Grenze illegal zu überqueren. Foto: Yoan Valat, dpa

    Etwa 15 Flüchtlinge, die den Beamten entkommen waren, wurden etwa hundert Meter weiter von anderen Polizisten aufgehalten und machten schließlich kehrt. Auch die meisten anderen Flüchtlinge verließen das Gelände. Gegen 01.00 Uhr waren aber immer noch zahlreiche Polizeiwagen unterwegs, um nach letzten Flüchtlingen mit Ziel Großbritannien zu suchen. In der Nacht zuvor hatten die Flüchtlinge die Polizei mehrfach abhängen können, einige schafften es sogar, die Sicherheitsabsperrungen zu überwinden.

    Seit Anfang Juni waren auf der Fluchtroute durch den Eurotunnel mindestens zehn Menschen umgekommen und viele weitere verletzt worden. Rund 150 Migranten sollen es Berichten zufolge über die Grenze geschafft haben; offizielle Angaben dazu gibt es nicht. 

    In diesem Jahr hat Eurotunnel auf der französischen Seite bereits mehr als 37 000 Versuche gezählt, die Grenze illegal zu überqueren. Nach Angaben des Unternehmens ist nun die Absperrung der Bahnsteige in seinem Terminal bei Calais verstärkt worden, zudem habe es seine Vorkehrungen für den Frachtverkehr in der Nacht verschärft. In der  vergangenen Woche hatte das Unternehmen Millionen von Großbritannien und Frankreich für zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen verlangt.

    Der französische Staatssekretär für die Beziehungen zum Parlament, Jean-Marie Le Guen, erinnerte Eurotunnel im Sender BFMTV an seine Verantwortung. "Unternehmen müssen sich um ihre Umgebung kümmern. Eurotunnel hat vor einigen Jahren aktiver gehandelt als jetzt."

    Die in Calais gestrandeten Migranten liefern sich mit der Polizei Abend für Abend ein Katz- und Mausspiel.
    Die in Calais gestrandeten Migranten liefern sich mit der Polizei Abend für Abend ein Katz- und Mausspiel. Foto: Yoan Valat, dpa

    Die in Calais gestrandeten Migranten liefern sich mit der Polizei Abend für Abend ein Katz- und Mausspiel. Sie versuchen, auf das Bahngelände vor dem Tunneleingang zu gelangen, um auf die Züge zu klettern oder sich in wartenden Lastwagen zu verstecken.

    LKW-Fahrer erleben dies als Bedrohung ihrer eigenen Sicherheit. "Fahrer werden mit Steinen beworfen und mit Messern bedroht, wenn sie versuchen zu verhindern, dass Flüchtlinge bei ihnen einsteigen", berichtete der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Güterkraftverkehr, Adolf Zobel, am Donnerstag im Sender hr-Info. Einige weigerten sich schon, die Route zu fahren.

    Eurotunnel: Zwischen 3000 und 5000 Migranten warten auf die Chance

    Die britische Innenministerin Theresa May hat umgerechnet rund 10 Millionen Euro zusätzlich zugesagt, um die Grenze zu sichern. Nach Schätzungen warten zwischen 3000 und 5000 Migranten in Calais auf eine Gelegenheit, illegal nach Großbritannien zu kommen. Sie erhoffen dort bessere Chancen auf Asyl und Arbeit. Viele haben auch Verwandte oder Bekannte in Großbritannien und sprechen Englisch.

    Frankreich und Großbritannien müssten Hand in Hand arbeiten, um die Grenze zu schützen, sagte Cameron. Er spreche mit Präsident François Hollande regelmäßig über die Lage. Es sei "unglaublich wichtig", die Grenzkontrollen auf der französischen Seite des Kanals zu haben, London wolle dort weiterhin helfen und in Sicherheit investieren. Calais' Bürgermeisterin Natacha Bouchart hatte Großbritannien im Frühjahr vorgeworfen, sich zu wenig zu engagieren, da die Grenze auf französischem Boden sei.

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