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Interview: Rentner Stubbe ermittelt nochmal - nun auf Amrum

Interview

Rentner Stubbe ermittelt nochmal - nun auf Amrum

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    Wolfgang Stumph kam im Januar 1946 in Niederschlesien zur Welt. Er wuchs in Dresden auf, wo er bis heute lebt.
    Wolfgang Stumph kam im Januar 1946 in Niederschlesien zur Welt. Er wuchs in Dresden auf, wo er bis heute lebt. Foto: Bend von Jutrczenka

    Herr Stumph, Ihr Kommissar „Stubbe“ kehrt wieder auf den Bildschirm zurück. Was ist passiert?

    Wolfgang Stumph: Die Zuschauer und der Sender haben gedrängt, wieder einen Samstagabend-Krimi mit „Stubbe“ aufleben zu lassen. Die Vorlagen und Ideen habe ich zunächst abgelehnt, mich dann aber umentschieden. Viele Menschen haben ja Probleme mit dem Thema Ruhestand – und darum geht es im neuen Fall. Ich war selbst neugierig: Wie wird es Stubbe in diesem neuen Lebensabschnitt gehen?

    Sie reisen als „Stubbe“ im Ruhestand auf die beschauliche Nordseeinsel Amrum, denken übers Leben nach – und schon passiert wieder ein Mord.

    Stumph: Ich habe mich mit drei meiner Stammautoren zusammengesetzt und diese neue Folge entwickelt. Wir denken, dass das durchaus spannend für den Zuschauer wird, auch wenn es nicht gleich in den ersten drei Minuten zig Tote gibt. Es ist ein Beziehungsdrama mit Leiche, kein typischer Samstagabend-Krimi, aber ein typischer Stubbe. Im Vordergrund steht das Beziehungsproblem, dass Menschen sich noch einmal treffen, um ihre alten Probleme zu lösen.

    Haben Sie selbst sich im Ruhestand gelangweilt?

    Stumph: Ich bin ja gar nicht im Ruhestand, sondern in vielen Projekten engagiert. Ich bin ja eine Ich-AG und organisiere mir meine Arbeit selbst. Heute kann ich meine Arbeit viel besser genießen als früher, weil ich nicht mehr wie ein Durchlauferhitzer gleich drei Projekte auf einmal drehe. Von den vergangenen 20 Jahren war ich ja nur etwa die Hälfte der Zeit daheim.

    Warum haben Sie eigentlich vor vier Jahren als „Stubbe“ aufgehört?

    Stumph: Ich habe keinen dritten „Go Trabi go“-Film gemacht, auch keinen dritten „Job seines Lebens“ – und „Salto Postale“ nach 50 Folgen aufgehört. Man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist.

    Was haben Sie in den vergangenen Jahren alles gemacht? Hatten Sie nach Stubbe mehr Zeit daheim?

    Stumph: Schon. Aber ich war trotzdem noch ziemlich beschäftigt. Ich habe als Co-Produzent beispielsweise drei Dokumentationen gemacht. Oder die Filme „Go Trabi go – Forever“, „Harrys Insel“ – und „Blindgänger“ zur Flüchtlingsthematik. Ich habe in dem Kinofilmen „100 Dinge“ und in einem Kinderfilm eine kleine Rolle gespielt.

    Die beiden letzten Folgen von „Stubbe“ haben sieben beziehungsweise acht Millionen Zuschauer gesehen. Was sind die Gründe für den Erfolg?

    Stumph: Die Fälle und Figuren sind wohl lebensechter als bei manch anderen Produktionen. Wir haben in der Vergangenheit alles aufgegriffen, bei dem wir denken, das könnte die Leute bewegen. Wir haben versucht, Hamburg und Dresden zu verbinden, wollten eine gesamtdeutsche Sicht. Und nicht Ost und West gegeneinander ausspielen.

    Stubbe und Stumph, das klingt ziemlich ähnlich. Stimmt es, dass Rollennamen der meisten Figuren, mit denen Sie sich persönlich identifizieren können, wie Ihr Name mit „W“ und „St“ beginnen?

    Stumph: Richtig. Das ist mein Prinzip. Daran merkt man, dass ich die Verantwortung habe. Ich bekenne mich dazu. Hinter den Figuren steckt sehr viel Stumphsinn. Davon gibt es schon über zwölf Figuren Die heißen: Strutz, Stille, Steinbach, Stolze, Stubbe, Stumpi und so weiter.

    Würden Sie sich als außerordentlich politischen Menschen bezeichnen?

    Stumph: Da ich meine Wurzeln im politisch-satirischen Kabarett habe – natürlich! Ich habe bei meinen Projekten oft auch politische Themen transportiert. Ich spüre mit den Füßen den Pulsschlag von heute und bin nur mit dem Kopf in den Wolken.

    Sie leben in Dresden: Die Stadt macht auch durch die Pegida-Demonstrationen und Rechtsextreme Schlagzeilen. Wie beurteilen Sie die Lage?

    Stumph: Das ist eine gesamtdeutsche Situation. Dass Dresden so stark im Blickpunkt ist, liegt auch an den Medien, da sie fokussiert dahin zeigen – und nicht auf die westdeutschen Städte, wo es auch Pegida und AfD gibt. Und wenn wir uns die 1000 auf dem Dresdener Theaterplatz angucken, dann sind da nicht mehr als 500 Dresdner dabei und die anderen kommen aus dem übrigen Deutschland. Auch die Politik hat ihren Anteil. Es wird bis heute nicht richtig analysiert, wo die Gründe für Pegida liegen. Und einfach zu diesen Leuten nur „Pack“ zu sagen, das ist nicht nur zu wenig, es ist ist falsch.

    Warum sind im Osten so viele Menschen gegen Flüchtlinge eingestellt?

    Stumph: Das Thema ist viel zu groß, als dass ich mit zwei Wortfetzen in einer Zeitung zitiert werde möchte. Das hängt mit Lebensläufen der Menschen zusammen, ihren Brüchen und manchmal auch mit der Nicht-Anerkennung ihrer Leistung. Aber auch mit Unsicherheiten in kleinen wie großen Zusammenhängen unserer globalen Zeit.

    Aus Dresden kommt der Christstollen. Gehört der auch zu Ihrem Advent?

    Stumph: Selbstverständlich. Zu Euch gehört doch auch die Maß Bier. Der eine hat die Thüringer Wurst, wir haben den Stollen.

    Sie verbringen Weihnachten immer im Kreis der Familie. Angeblich gibt es immer Sauerkraut und Würste. Wie läuft so ein Abend traditionell ab?

    Stumph: Am Heiligen Abend ist die Familie immer zusammen. Und es gibt in der Tat schlesische Würste mit Sauerkraut und Kartoffelbrei, weil meine Mutter aus Schlesien kommt. Und am zweiten Feiertag treffen sich mindestens 15 bis 20 Freunde bei uns. Da machen wir Livemusik und singen Weihnachtslieder. Und wir trinken so viel Bowle, dass es auch immer sehr, sehr lustig wird. Da holen wir das nach, was wir im Laufe des Jahres mehr hätten an Zeit füreinander investieren können, um Freundschaften zu pflegen.

    Der Film „Stubbe – Von Fall zu Fall: Tod auf der Insel“ mit Wolfgang Stumph wird am Samstag, 22. Dezember, um 20.15 Uhr im ZDF gesendet.

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