Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Neue Technik: Retter sollen in Zukunft Autoradios fernsteuern können

Neue Technik

Retter sollen in Zukunft Autoradios fernsteuern können

    • |
    Immer wieder hören Autofahrer die Rettungsirene nicht, weil Musik zu laut ist. Durch eine neue Technik sollen Radio, CD- und MP3-Player in Autos abgeschaltet werden können.
    Immer wieder hören Autofahrer die Rettungsirene nicht, weil Musik zu laut ist. Durch eine neue Technik sollen Radio, CD- und MP3-Player in Autos abgeschaltet werden können. Foto: Imago

    Im Notfall können wenige Augenblicke über Leben und Tod entscheiden. Wenn ein Rettungswagen mit Blaulicht und Sirene unterwegs ist, sollte also jeder unverzüglich Platz machen. Doch immer wieder werden Rettungswagen trotz der Signale wegen zu lauter Musik im Auto nicht wahrgenommen.

    Rettungskräfte sollen die Radios im Notfall abschalten können

    Drei Ingenieur-Studenten der Königlichen Technischen Universität in Stockholm haben deshalb eine Technik entwickelt, mit der die Musik im Auto automatisch abgeschaltet wird, sobald sich ein Rettungswagen mit laufender Sirene nähert.

    „Wir wollen die Aufmerksamkeit von Fahrern früh erreichen und Stress reduzieren, der die Verkehrssicherheit beeinträchtigt“, erklärt Mikael Erneberg, einer der Entwickler, auf der Website der Universität. Die Studenten nutzen für ihre Technik das sogenannte Radio Data System, über das auch Rundfunkstationen für ihre Verkehrsdurchsagen das Programm des Radios oder die Musik von CD- und MP3-Playern unterbrechen können. Rettungswagen sollen so während eines Einsatzes die Musikanlagen der vorausfahrenden Fahrzeuge per UKW stumm schalten und einen Warnhinweis übertragen können.

    Ein aktuelles Beispiel aus Hessen zeigt, dass die Technik wohl auch in Deutschland gebraucht wird. Nach einem Unfall auf der A7 bei Kassel musste die Besetzung zweier Rettungswagen mehrere Kilometer bis zur Unfallstelle laufen, weil Autofahrer keine Rettungsgasse bildeten. Ein Autofahrer hatte mit seinem Wagen einen Sattelzug gestreift und krachte schließlich in ein anderes Auto. Verletzt wurde bei dem Unfall glücklicherweise niemand.

    Viele Autofahrer hören laut Musik, bemerken die Rettungssirene nicht und bilden nicht schnell genug die wichtige Rettungsgasse.
    Viele Autofahrer hören laut Musik, bemerken die Rettungssirene nicht und bilden nicht schnell genug die wichtige Rettungsgasse. Foto: Marcus Merk (Archiv)

    „Viele Leute vergessen einfach, eine Rettungsgasse zu bilden“, sagt Peter Hausl, Leiter der Abteilung Rettungsdienst beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK). Er kann sich vorstellen, dass die Technik aus Schweden beim Einsatz seiner Kollegen aus Kassel hilfreich gewesen wäre. Grundsätzlich hält er die neue Erfindung für eine gute Idee: „Immer wieder kommt es vor, dass die Leute die Sirene des Rettungswagens einfach nicht hören“, sagt Hausl. Durch die Unterbrechung der Musik im Auto könnten die Autofahrer besser reagieren. Hausl betont aber: „Eine Rettungsgasse sollte immer gebildet werden, sobald es sich staut.“ Und nicht erst, wenn die Sirene des Rettungswagens zu hören ist.

    So sollen Verkehrsteilnehmer die Rettungskräfte schneller bemerken

    Dass die neue Technik aus Schweden bald auch in Deutschland Einzug halten könnte, kann sich Hausl gut vorstellen: „Wir arbeiten ständig daran, dass andere Verkehrsteilnehmer uns wahrnehmen.“ So seien die Rettungswagen des BRK in den vergangenen Jahren unter anderem mit neuen Sirenen ausgestattet worden, die „etwas lauter und zielgerichteter“ sind. Auch durch Lichtsignale an der Front und den Seiten der Wagen sei aufgerüstet worden, um Autofahrer rechtzeitig zu warnen.

    „Die optimale Vorwarnzeit ist mindestens zehn bis 15 Sekunden“, erklärt der Student Erneberg. So hätten die Autofahrer ausreichend Zeit, sich auf den vorbeibrausenden Rettungswagen vorzubereiten und entsprechend zu reagieren. Denn eine übliche Sirene hört man oft erst wenige Sekunden bevor der Krankenwagen vorbeisaust.

    Bald werden Rettungswagen in Stockholm die Technik testen

    Das neue System aus Schweden soll die Vorwarnzeit auch an den Verkehrsfluss anpassen. So soll das Signal auf einer Autobahn mit hohen Geschwindigkeiten früher übertragen werden als im langsamen Stadtverkehr. Bald wird die Technik der drei Studenten an einigen Rettungswagen in Stockholm getestet.

    Die Ingenieure gehen davon aus, dass ihr System bei etwa zwei Dritteln aller Fahrzeuge auf den Straßen funktioniert. Denn es erkennt nur Anlagen, die das moderne Radio Data System unterstützen. Die meisten Autos sind heutzutage damit ausgestattet. Lediglich Autos mit sehr alten Radios können das Störsignal nicht empfangen. Allerdings dürfte die schlechte Isolation dieser Fahrzeuge in den meisten Fällen dafür sorgen, dass die Sirene ohnehin schon von Weitem zu hören ist. mit dpa

    Lesen Sie dazu auch: Klare Regeln für die Rettungsgasse 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden