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Spanien: Schmiergeldvorwurf gegen König Juan Carlos

Spanien

Schmiergeldvorwurf gegen König Juan Carlos

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    Ist wegen Liebesaffären und Skandalen tief gefallen: Spaniens König Juan Carlos, der 2014 zugunsten seines Sohnes abdankte. Nun gibt es einen neuen Vorwurf: Der 80-Jährige soll Schmiergelder in Millionenhöhe kassiert haben.
    Ist wegen Liebesaffären und Skandalen tief gefallen: Spaniens König Juan Carlos, der 2014 zugunsten seines Sohnes abdankte. Nun gibt es einen neuen Vorwurf: Der 80-Jährige soll Schmiergelder in Millionenhöhe kassiert haben. Foto: Jaime Reina, afp

    Die Frage ist brisant: Hat Spaniens alter König Juan Carlos als Staatschef Schmiergelder kassiert? Und versteckte er einen Teil seiner Reichtümer vor dem spanischen Finanzamt? Diesen Verdacht legen vertrauliche Aussagen von Juan Carlos’ früherer deutscher Freundin und Beraterin Corinna zu Sayn-Wittgenstein nahe, die nun in Form einer Tonaufzeichnung spanischen Medien zugingen. Sollten sich die Enthüllungen als wahr erweisen, könnte der 80-jährige König im Ruhestand, der 2014 abdankte (aber immer noch den Titel König trägt), auf der Anklagebank landen.

    Der Hof schweigt zu den Vorwürfen

    Spaniens Hof schweigt zu den neuen Vorwürfen, die zu einer Unzeit kommen: König Felipe, der vor vier Jahren die Krone von seinem Vater übernahm, hat es gerade geschafft, den Ruf der Monarchie aufzupolieren. Und er hatte gehofft, dass die Liebesaffären und Skandale seines Vaters, die dem Königshaus in der Vergangenheit viel Schaden zufügten, endlich in Vergessenheit geraten. Doch nun braut sich eine neue Affäre um eine mutmaßliche illegale Bereicherung des Altkönigs zusammen, die alles Bisherige in den Schatten stellen könnte.

    „Er unterscheidet nicht zwischen dem, was legal ist und was illegal ist“, lautet eine der brisanten Aussagen von jener Frau, die mehrere Jahre als „Amiga“ und Vertraute von Juan Carlos galt und heute 53 Jahre alt ist. Dass die blonde Geschäftsfrau eine besondere Rolle in Juan Carlos Leben spielte, erfuhr die Welt im Jahr 2012. Damals brach sich Ihre Majestät im afrikanischen Botswana die Hüfte, und zwar bei einem Stolperunfall während einer Elefantenjagd. Als seine Begleiterin wurde aber nicht die ihm angetraute Königin Sofía identifiziert, sondern Corinna zu Sayn-Wittgenstein.

    Nach der verunglückten Großwildjagd, mit der sich Juan Carlos an sich auch schon viele Sympathien verscherzte, ging es wohl auch mit der langjährigen Beziehung zu Sayn-Wittgenstein bergab. Eine Beziehung, die offenbar vorübergehend so eng war, dass Juan Carlos laut Sayn-Wittgenstein versichert haben soll: „Ich werde dich heiraten.“ Doch das war schon Geschichte zu jenem Zeitpunkt, als sich die Deutsche im Jahr 2015 gegenüber einem hochrangigen spanischen Polizeioffizier beklagte, dass sie von Spaniens Geheimdienst unter Druck gesetzt werde. Und dass man sie mit Drohungen dazu bewegen wolle, für den König höchst peinliche Dokumente zu vernichten. Der Polizist nahm das vertrauliche Gespräch offenbar ohne Wissen der Betroffenen auf und spielte es nun, drei Jahre später, den Medien zu. Vermutlich aus Rache, weil er derzeit selbst wegen mutmaßlicher illegaler Geschäfte in U-Haft sitzt.

    Corinna zu Sayn-Wittgenstein
    Corinna zu Sayn-Wittgenstein Foto: afp

    In diesen Audioaufzeichnungen berichtet Sayn-Wittgenstein zum Beispiel, dass sich Juan Carlos im Jahr 2012 in Saudi-Arabien dafür stark gemacht habe, den Bau einer Schnellzugstrecke einem spanischen Konsortium zuzuschlagen, das dann auch tatsächlich den Auftrag erhielt. Im Gegenzug habe der damalige Staatschef, so hört man auf dem Audioband, auf einer millionenschweren Kommission bestanden, die ihm über Umwege und mithilfe eines Schweizer Anwalts auch zugekommen sei.

    Fragwürdige Zahlungen

    Sayn-Wittgenstein beklagt sich in dem Gespräch zudem, dass Juan Carlos ihren Namen und ihre Bankkonten benutzt habe, um fragwürdige Zahlungen und ausländischen Immobilieneigentum zu verschleiern. Sie habe ihn darauf hinwiesen, dass diese Praktiken den Tatbestand der Geldwäsche erfüllen könnten. Auch ein Neffe von Juan Carlos sei als Strohmann für geheime Schweizer Konten des Königs benutzt worden. Zudem berichtet sie, dass Juan Carlos tief in jenen Betrugs- und Korruptionsskandal verstrickt gewesen sei, für den der königliche Schwiegersohn Iñaki Urdangarin vor kurzem zu knapp sechs Jahren Haft verurteilt worden ist. Dass es Juan Carlos mit dem vorbildlichen Verhalten nicht so genau nahm, ahnte man in Spaniens Öffentlichkeit schon ziemlich lange. Doch bis zu seiner Abdankung im Jahr 2014 genoss er Immunität, die ihn vor Ermittlungen bewahrte. Diesen Schutz genießt er nun nicht mehr. Sodass es nach dem Auftauchen dieser brisanten Aufzeichnungen schwer vorstellbar ist, dass keine strafrechtlichen und steuerlichen Untersuchungen gegen Juan Carlos anrollen.

    Spaniens linksalternative Protestpartei Podemos verlangte in dieser Sache mittlerweile einen Untersuchungsausschuss im Parlament.

    Und Spaniens Steuerbeamten-Gewerkschaft Gestha forderte die Justiz und das Finanzamt auf, gegen König Juan Carlos wegen des Verdachts des Steuerbetrugs und der Geldwäsche zu ermitteln. Auch um der Öffentlichkeit zu beweisen, dass die Mitglieder der Königsfamilie ihre Pflichten genauso erfüllen müssten wie alle anderen Bürger des Landes.

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