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Prozess in Freiburg: Stiefvater schlug Alessio mehrfach mit der Faust in den Bauch

Prozess in Freiburg

Stiefvater schlug Alessio mehrfach mit der Faust in den Bauch

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    Dem 33 Jahren alten Stiefvater wird vorgeworfen, den dreijährigen Alessio im Januar 2015 auf einem Bauernhof in Lenzkirch zu Tode geprügelt zu haben.
    Dem 33 Jahren alten Stiefvater wird vorgeworfen, den dreijährigen Alessio im Januar 2015 auf einem Bauernhof in Lenzkirch zu Tode geprügelt zu haben. Foto: Patrick Seeger dpa

    Der angeklagte Stiefvater hat im Prozess um den Tod des kleinen Alessio ein Geständnis gemacht. Er habe dem nackt auf dem Boden liegenden Dreijährigen zwei- bis dreimal mit der Faust in den Bauch geschlagen. Das sagte der 33-Jährige zum Prozessauftakt am Dienstag. Alessio starb kurze Zeit später an den Verletzungen. Er könne sich die Tat bis heute nicht erklären, sagte der Landwirt.

    Vom Verdacht bis zum Tod - Der Fall des kleinen Alessio

    Juni 2013: Nach einem ersten Verdacht der Kindesmisshandlung wird Alessio in der Freiburger Uni-Kinderklinik untersucht. Die Untersuchung bestätigt den Verdacht. Das Jugendamt wird eingeschaltet. Es betreut die Familie, die in Lenzkirch im Schwarzwald auf einem Bauernhof lebt.

    Juni 2014: Alessio wird in der Uni-Kinderklinik erneut untersucht, auch diesmal bestätigen die Ärzte den Verdacht der schweren Kindesmisshandlung. Die Kinderklinik stellt Strafanzeige. Das Jugendamt sucht das Gespräch mit der Familie.

    Oktober 2015: Die Staatsanwaltschaft stellt das durch die Anzeige der Kinderklinik in Gang gebrachte Strafverfahren ein, weil dem Stiefvater nichts nachgewiesen werden kann. Mediziner und Staatsanwaltschaft warnen aber davor, den Jungen in der Familie zu lassen. Das Jugendamt folgt diesem Appell nicht.

    Dezember 2014: Zur Unterstützung der Familie wird eine Betreuerin engagiert - eine Cousine des Stiefvaters. Zudem soll eine Familientherapie beginnen, und Alessio muss alle 14 Tage zu Kontrollbesuchen zum Kinderarzt. Alessio und seine Halbschwester bleiben in der Familie. Als die Mutter zur Kur und später in eine Klinik muss, sind sie allein in der Obhut des Stiefvaters.

    Januar 2015: Der Stiefvater bringt Alessio in Titisee-Neustadt zu einem niedergelassenen Kinderarzt. Der Junge sei die Treppe hinunter gefallen, sagt er. Alessio stirbt in der Arztpraxis an schwersten inneren Verletzungen. Sie sind auf mindestens vier wuchtige Schläge in den Bauch zurückzuführen, wie sich später herausstellt. Die Polizei wird eingeschaltet, der Stiefvater festgenommen. Das Jugendamt nimmt Alessios Halbschwester aus der Familie.

    Februar 2015: Das Regierungspräsidium Freiburg als Rechtsaufsicht prüft den Fall. Das Jugendamt, so das Ergebnis, habe Fehler gemacht. Rein rechtlich gesehen habe es jedoch korrekt gehandelt. Der für das Jugendamt zuständige Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald beauftragt Experten, den Fall zu untersuchen und Verbesserungsvorschläge zu machen. Ergebnisse soll es im Dezember geben. Die Staatsanwaltschaft nimmt weitere Ermittlungen auf und prüft, ob es im Jugendamt strafrechtliche Verstöße gab.

    Juni 2015: Die Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen den Stiefvater. Ihm werden Totschlag und schwere Kindesmisshandlung vorgeworfen, das Gericht lässt die Anklage zu.

    September 2015: Prozessbeginn vor dem Landgericht Freiburg. Die Mutter der beiden Kinder tritt als Nebenklägerin auf. Mit einem Urteil wird Mitte Oktober gerechnet. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen möglichen Behördenversagens dauern an.

    Vermutlich habe er aus Angst vor dem Jugendamt und aus Überforderung gehandelt. Der Stiefvater muss sich vor dem Landgericht Freiburg verantworten, ihm werden Totschlag und mehrfache schwere Kindesmisshandlung vorgeworfen. Die Tat hatte sich Mitte Januar auf dem Bauernhof der Familie in Lenzkirch bei Freiburg ereignet.

    Alessio wurde offenbar schon länger misshandelt

    Alle weiteren Vorwürfe, er habe Alessio über einen Zeitraum von mindestens eineinhalb Jahren hinweg mehrfach geschlagen und schwer misshandelt, wies der Stiefvater zurück. Auch seine eigene Tochter, die jüngere Halbschwester Alessios, habe er nie geschlagen.

    "Alessio war einer Vielzahl körperlicher Übergriffe ausgesetzt", sagte Staatsanwalt Klaus Hoffmann. Bereits im Juni 2013 hatte es einen ersten Verdacht der Kindesmisshandlung gegeben. In der Kritik steht in dem Fall das zuständige Jugendamt. Es soll Warnungen ignoriert und Alessio nicht ausreichend geschützt haben. Bei einer Verurteilung drohen dem Angeklagten bis zu 15 Jahre Haft. dpa/AZ

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