Diesmal gleich vorneweg: „Wendehammer“ ist ein ganz besonderer Tatort, den man sich unbedingt anschauen sollte. Warum? Weil seine Handlung mühelos zwischen einem bürgerlichen Krieg, einem edlen Vorstadt-Ambiente und dem kommerziellen Kampf um einen Algorithmus changiert.
Wie geht das zusammen? Da ist der IT-Spezialist in der Nachbarschaft, der sich als Psychopath hinter einem elektrischen Maschendraht und einem Arsenal von Beobachtungskameras verschanzt. Der einer Schildkröte den Kopf zertritt und sich mit einem Nachbarn um den Abstand einer Fichte zur Grundstücksgrenze streitet.
Ja, einen Mord gibt es auch, was nichts daran ändert, dass unser Frankfurter Ermittlerduo Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch) resignierend feststellt, dass das Internet uns alle in der Hand hat. Zumindest löst der auch im kalifornischen Silicon Valley begehrte Frankfurter Algorithmus einen gigantischen Stromausfall in der Main-Metropole aus, als sich sein Schöpfer ausloggt.
Tatort mit großartigen Charakteren
Schön, dass in den letzten zehn Minuten endlich mal wieder im Tatort die Dinge eskalieren, mit einem einigermaßen überraschenden Ende. Aber was von dem Krimi „Wendehammer“ bleibt, sind die großartigen Charaktere aus dem Edel-Viertel. Cornelia Froboess als neugierige Krimi-Autorin, Susanne Schäfer als Opernsängerin Olga und besonders Roeland Wiesnekker in der Rolle des ironischen Kommissariatschefs Henning Riefenstahl.
Regisseur Markus Imboden hat gut daran getan, den Kuriositäten optisch Raum zu geben, die das gute Drehbuch hergaben. Die komplexe Beziehung der Ermittler, dazu all die Tiere, wobei die tiefgefrorene Katze „Strietzel“ den besten Namen hat und ihr trotzdem die gedoppelten Möpse die Schau stehlen. Dass plötzlich aufgeregte Tauben durchs Kommissariat flattern, ist leider eine Hitchcock-Anspielung nach dem Holzhammer-Prinzip.