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Stierkampf: Tierschützer protestieren barbusig gegen die Stierhatz in Pamplona

Stierkampf

Tierschützer protestieren barbusig gegen die Stierhatz in Pamplona

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    Mit barem Busen protestieren Tierschützer in Pamplona gegen die Tradition des Stierkampfes.
    Mit barem Busen protestieren Tierschützer in Pamplona gegen die Tradition des Stierkampfes. Foto: Foto: Ander Gillenea, afp

    In der nordspanischen Stadt Pamplona wird das berühmteste und umstrittenste Stierspektakel der Welt eröffnet. Dann werden an acht aufeinander folgenden Tagen jeweils sechs Kampfbullen durch Pamplonas Altstadt getrieben. Mehrere tausend Menschen in traditioneller weiß-roter Kleidung rennen dann jeweils zusammen mit den Stieren durch die Gassen bis zur Arena. Eine nicht ungefährliche Tradition, bei der es stets Verletzte und manchmal auch Tote gibt.

    Am Freitagabend werden die Bullen in der Arena von professionellen Toreros getötet. Doch der Protest wird lauter: Vor Beginn des San-Fermín-Stierfestes demonstrierten internationale Tierschützer vor dem Rathaus in Pamplona gegen die Stierkämpfe, die sie als eine grausame und mittelalterliche Tradition bezeichneten.

    Es fließt viel Blut bei der Stierhatz in Pamplona

    Die Demonstranten besprühten sich und den Platz mit roter Farbe, um daran zu erinnern, dass bei diesem Volksfest regelmäßig viel Blut fließt. Mehr als 150000 Menschen unterschrieben bereits eine Protestpetition, in der sie ein San-Fermín-Fest ohne Blut forderten. Das Fest, das zu Ehren des Schutzheiligen San Fermín veranstaltet wird, ist die bekannteste und internationalste Fiesta Spaniens. Es zieht hunderttausende Touristen an und bewegt viel Geld in der Stadt, die in diesen Tagen einem einzigen Festplatz gleicht.

    Vor allem Besucher aus den englischsprachigen Ländern kommen nach Pamplona. Ein Umstand, der dem US-amerikanischen Schriftsteller Ernest Hemingway zu verdanken ist, der von Pamplonas Stierspektakel fasziniert war und ihm mit dem Roman Fiesta ein literarisches Denkmal setzte.

    Im Manifest der Tierschutzorganisationen AnimaNaturalis und Peta werden die Stierkämpfe in Pamplona freilich weniger poetisch beschrieben: In dieser Stadt werden mehr als 50 Stiere gequält, bis sie sterben. Die Arena sei ein Platz der Schande, sagte etwa Aida Gascón, Sprecherin von AnimaNaturalis. Sie verwies darauf, dass Umfragen zufolge inzwischen die Mehrheit der Bürger Stierkämpfe ablehnten. „Wir verstehen nicht, warum diese Kämpfe noch erlaubt sind und mit öffentlichen Geldern subventioniert werden“, sagte Gascón. In einigen Regionen Spaniens weht den Toreros bereits scharfer Wind entgegen. Auf den Kanarischen Inseln und in Katalonien wurden Stierkämpfe von den Regionalregierungen verbannt. Auch wenn Spaniens Verfassungsgericht jüngst nach einer Klage der immer noch einflussreichen Stierkampflobby entschied, dass nicht die Regionen, sondern nur der Staat über ein Verbot entscheiden dürfe. Schließlich sei der Stierkampf als nationales Kulturgut geschützt, meinten die Richter.

    Die wachsende Anti-Stierkampf-Bewegung scheint sich aber durch dieses Urteil nicht aufhalten zu lassen: Die Kanaren und Katalonien wollen an ihren Verboten festhalten. Und die Balearischen Inseln, zu denen auch Mallorca gehört, wollen nachziehen. Die progressive Balearen-Regionalregierung will ein Tierschutzgesetz beschließen, mit dem den Toreros das Leben schwer gemacht werden soll. Danach soll es künftig auf den Urlaubsinseln verboten sein, Stiere zu verletzten, geschweige denn zu töten.

    Das Ende der Kämpfe?

    Theoretisch bleiben unblutige Stierkämpfe damit erlaubt, praktisch werden aber so viele Hürden aufgebaut, dass dies wohl das Ende der Kämpfe sein wird. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Stierkämpfe in ganz Spanien halbiert. Im vergangenen Jahr wurden im ganzen Land nur noch 1598 Kämpfe in der Arena organisiert.

    Derweil steigt nach der Statistik des spanischen Kulturministeriums die Zahl der Dorffeste, bei denen Stiere auf einer abgesperrten Strecke zur Volksbelustigung freigelassen und durch die Gassen gehetzt werden. Mehr als 17000 dieser Dorffiestas, bei denen die Bullen normalerweise nicht getötet werden, wurden in 2016 registriert.

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