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Italien: Urlaub im Erdbebengebiet

Italien

Urlaub im Erdbebengebiet

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    Die Erdbeben in Italien machen auch dem Tourismus zu schaffen.
    Die Erdbeben in Italien machen auch dem Tourismus zu schaffen. Foto: dpa

    Die Beben bringen Häuser, Fabrikdächer und sogar einen Uhrenturm zum Einsturz. Jetzt droht in den immer wieder von Erdstößen geschüttelten norditalienischen Gebieten der Tourismus einzubrechen – und das zu Beginn der Sommerbadesaison an der bei Millionen beliebten Adria. Mit Macht versuchen Politik und Fremdenverkehrsindustrie, die Ängste ausländischer Urlauber doch noch rechtzeitig zu vertreiben.

    Wahrscheinlichkeit, dass weitere schwere Erdstöße folgen, ist hoch

    Doch die Wahrscheinlichkeit, dass in Norditalien weitere Beben folgen werden, ist hoch. Nach zwei oder drei großen Einzelbeben werden weitere schwere Erdstöße umso wahrscheinlicher, sagte der Münchner Geophysik-Professor Heiner Igel von der Ludwig-Maximilians-Universität. „Man weiß, dass jedes Beben die Chance erhöht, dass ein größeres Beben nachfolgt.“

    Erdstöße entladen nicht nur Spannungen im Erdinneren, sondern können gleichermaßen durch die Verschiebungen neue Spannungen aufbauen – die sich dann erneut entladen. „Das kann im Zeitraum von Stunden oder Jahren ablaufen“, sagt Igel. „Nach einer solchen Bebenserie kann möglicherweise im Umkreis von dutzenden bis hunderten Kilometern die seismische Gefährdung erhöht sein.“ Eine genaue Vorhersage sei jedoch unmöglich.

    Denn die Risiko- und Gefährdungsanalysen sind verbesserungswürdig. Auch die Emilia Romagna war eigentlich als relativ gering gefährdetes Gebiet eingestuft – und wurde nun doch von schweren Erdbeben heimgesucht.

    Um genauere Vorhersagen zu treffen, müssten seismische Daten über etwa 10 000 Jahre vorliegen, erklärt der Experte. Tatsächlich hätten die Aufzeichnungen über Erdbeben aber erst vor etwa hundert Jahren begonnen.

    Tourismusminister bemüht sich um Beschwichtigung

    Italiens Tourismusminister Piero Gnudi ist dennoch um Beschwichtigung bemüht. „Kunststädte und Küsten sind intakt, einer Ankunft der Touristen steht überhaupt nichts im Wege“, stemmt er sich den Katastrophenbildern entgegen. Und in Venetien weist man gern auch darauf hin, dass die Bebenorte doch 250  Kilometer entfernt lägen. „Wir appellieren an unsere ausländischen Gäste, uns auch in diesem Jahr zu besuchen“, erklärt Luca Zaia, der Präsident von Venetien.

    Deutsche, Österreicher, Schweizer, Niederländer und Franzosen sind es vor allem, die im Sommer zu den nordostitalienischen Badestränden pilgern. Um sie in Italien zu halten, zieht die Politik in Rom mit an dem Strang: Außenminister Giulio Terzi forderte die diplomatischen Stellen des Stiefelstaates im Ausland auf, für genauere Informationen über die Beben zu sorgen. Denn es ist ja nicht so, dass ganz Norditalien eingestürzt ist. (dpa, afp)

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