Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Urteil: Wallraff muss Text entschärfen

Urteil

Wallraff muss Text entschärfen

    • |
    Immer streitbar: der Autor Günter Wallraff am gestrigen Freitag vor dem Kölner Landgericht. Doch er muss seinen Reportagetext von 2008 über die Arbeiten in einer Brotfabrik an einigen Stellen überarbeiten.
    Immer streitbar: der Autor Günter Wallraff am gestrigen Freitag vor dem Kölner Landgericht. Doch er muss seinen Reportagetext von 2008 über die Arbeiten in einer Brotfabrik an einigen Stellen überarbeiten. Foto: Foto: dpa

    Köln In seinem Streit gegen einen Brotfabrikanten muss Enthüllungsautor Günter Wallraff einige Vorwürfe entschärfen. Darauf verständigten sich beide Seiten am Freitag vor dem Kölner Landgericht. Wallraff hatte 2008 Missstände in der Brotfabrik aufgedeckt und dem Unternehmer ein Verfahren eingebrockt, das bereits mehrfach verschoben wurde. Er darf künftig nicht mehr behaupten, der Brotfabrikant entziehe sich dabei einer Verurteilung. Das Gericht stellte fest, dass die Aussage vorverurteilend sei.

    Weiter darf Wallraff nicht mehr behaupten, dass alle Mitarbeiter in der Fabrik Verbrennungen gehabt hatten, sondern lediglich „fast“ alle. Auch kann er nicht mehr sagen, dass keine Reparaturen in der Firma durchgeführt wurden – wohl aber, dass die durchgeführten Reparaturen „Murks“ gewesen seien.

    Schon im März 2011 hatte Wallraff eine Unterlassungserklärung abgegeben, bestimmte Aussagen über die Höhe der Löhne und über die Arbeitszeiten in der Großbäckerei nicht zu wiederholen. Die Recherchen des Kölner Journalisten hatten allerdings zu einem Prozess gegen den Unternehmer geführt, der laut Anklage seine Mitarbeiter nicht ausreichend über Unfallgefahren aufgeklärt habe. Dieser Prozess hat noch nicht begonnen.

    Für ein Zivilverfahren ging es am Freitag teilweise hitzig zu: Der Anwalt des Firmeninhabers bezeichnete die Anschuldigungen gegen seinen Mandanten als „Petitessen“, für den Verteidiger Wallraffs wiederum war diese Einschätzung eine „Frechheit“. Der Publizist selbst sprach von menschenverachtendem Verhalten des Fabrikanten. Die Beteiligten wurden mehrfach von der Richterin ermahnt.

    Günter Wallraff hatte sich „undercover“ für die Reportage bei der Brotfabrik anstellen lassen. Ähnlich arbeitet er schon seit Jahrzehnten. Eine seiner spektakulärsten „verdeckten“ Ermittlungen gelang ihm 1977. Er hatte sich als Journalist von der Bild-Zeitung anheuern lassen. In seinem Buch „Der Aufmacher“ beschreibt er die Arbeitsweise und die Methoden der Nachrichtenbeschaffung des Boulevards. (dpa, ute)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden