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Heilpraktiker-Behandlung: Alternative Krebstherapie: Dieser Wirkstoff steht im Visier der Ermittler

Heilpraktiker-Behandlung

Alternative Krebstherapie: Dieser Wirkstoff steht im Visier der Ermittler

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    Nach dem Tod von drei Patienten einer alternativen Krebs-Praxis am Niederrhein konzentrieren sich die Ermittler auf den Behandlungs-Wirkstoff "3-Bromopyruvat" (3-BP).
    Nach dem Tod von drei Patienten einer alternativen Krebs-Praxis am Niederrhein konzentrieren sich die Ermittler auf den Behandlungs-Wirkstoff "3-Bromopyruvat" (3-BP). Foto: Henning Kaiser (dpa)

    Drei krebskranke Patienten starben nur wenige Tage nach einer Behandlung bei einem Heilpraktiker im deutsch-niederländischen Grenzgebiet Brüggen Ende Juli, zwei kamen mit lebensgefährlichen Symptomen in ärztliche Behandlung. Die Frage nach der Todesursache wirft für die Ermittler Rätsel auf. Lag es an einem bestimmten Wirkstoff? Die Staatsanwaltschaft ermittelt und überprüft dabei auch den Wirkstoff 3-Bromopyruvat. Zudem wird nach den Vorfällen eine Reform des Heilpraktikergesetzes gefordert.

    Brüggen-Bracht: Tod nach Krebstherapie in Heilpraktiker-Praxis

    Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen den Betreiber und Heilpraktiker der Praxis wegen fahrlässiger Tötung in drei Fällen und fahrlässiger Körperverletzung in zwei Fällen. Nach dem ersten Todesfall hatte der Heilpraktiker den Verdacht gegen ihn auf seiner Internet-Seite bedauert und ihn als unbegründet dahingestellt. Die Internetseite der Heilpraktiker-Praxis ist inzwischen nicht mehr abrufbar. Der Heilpraktiker darf vorerst nicht mehr praktizieren.

    Insgesamt seien 69 Patienten in der Praxis gestorben, die für viele krebskranke Patienten die letzte Hoffnung darstellt. Einem Großteil der Patienten, die sich in der Praxis in Brüggen behandeln ließen, konnte nach Angaben der Staatsanwaltschaft aus schulmedizinischer Sicht nicht mehr geholfen werden. Die Praxis wurde vor allem von niederländischen Patienten aufgesucht.

    Der Heilpraktiker der Praxis hatte für seine Therapie mit dem sogenannten Wirkstoff 3-Bromopyruvat (3-BP) geworben. "Es gibt die Arbeitsthese, dass mit dem Wirkstoff etwas nicht in Ordnung war", sagte Oberstaatsanwalt Axel Stahl am Freitag in Mönchengladbach. Möglicherweise sei der Stoff verunreinigt oder nicht richtig dosiert gewesen.

    Alternative Krebstherapie: Ermittler prüfen Wirkstoff 3-Bromopyruvat

    Worum handelt es sich bei dem Wirkstoff genau? "3-Bromopyruvat ist ein experimenteller Wirkstoff, der weltweit in der Tumortherapie eingesetzt wird", erklärte Stahl. Genauer gesagt in der alternativen Tumortherapie. Indem das Präparat in die Zuckerregulierung des Stoffwechsels eingreifen soll, bekämpft es den Tumor. Der Wirkstoff ist nicht als Medikament zugelassen, seine Anwendung ist aber auch nicht ausdrücklich verboten. Der Heilpraktiker, gegen den ermittelt wird, durfte es aber einsetzen.

    Die Ermittler überprüfen jetzt, ob es einen Zusammenhang zwischen den Todesfällen und einer Behandlung mit dem Wirkstoff gegeben haben könne, sagte Stahl. Dazu befragten niederländische Beamte die Angehörigen der Gestorbenen. Bisher liegen noch keine endgültigen Ergebnisse der Obduktion vor, die den Tod der Ende Juli gestorbenen drei Patienten aufklären. Die Ermittler warten auf die Ergebnisse pharmakologischer und toxikologischer Ergänzungsuntersuchungen. Die Ermittler sind aber skeptisch, dass 3-BP nach dieser Zeit noch nachweisbar ist.

    Patientenschützer fordern Reform des Heilpraktikergesetzes

    Nach den Vorfällen in der Brüggen-Praxis fordert die "Deutsche Stiftung Patientenschutz" eine zügige Reform des Heilpraktikergesetzes. "Das deutsche Heilpraktikergesetz ist ein Relikt aus dem Jahr 1939. Für die Sicherheit der Patienten muss es dringend reformiert werden", sagte Vorstand Eugen Brysch der "Neuen Osnabrücker Zeitung" am Samstag. Der Fachverband Deutscher Heilpraktiker sieht hingegen keinen Handlungsbedarf, es gebe klare Regelungen und Überprüfungen.  AZ/dpa

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