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Weinstein-Skandal: Weinstein Company wird trotz Skandals vorerst nicht verkauft

Weinstein-Skandal

Weinstein Company wird trotz Skandals vorerst nicht verkauft

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    Im Oktober war Harvey Weintsein entlassen worden. Zahlreiche Frauen werfen ihm sexuelle Übergriffe vor.
    Im Oktober war Harvey Weintsein entlassen worden. Zahlreiche Frauen werfen ihm sexuelle Übergriffe vor. Foto: Guillaume Horcajuelo, dpa (Archiv)

    Geschäftsführung und Vorstand von Harvey Weinsteins früherem Unternehmen wussten laut Staatsanwaltschaft von den mutmaßlichen sexuellen Übergriffen des Filmmoguls. Das Verhalten des Produzenten sei über Jahre wissentlich hingenommen und in obersten Etagen auch unterstützt worden, sagte New Yorks Staatsanwalt Eric Schneiderman am Montag. Trotz Dutzender formeller Beschwerden und vieler weiterer Vorwürfe seien diese entgegen rechtlicher Vorschriften zwischen 2005 und 2017 nie untersucht worden.

    "Wir haben noch nie etwas so Abscheuliches gesehen", sagte Schneiderman, dessen Büro die Vorwürfe seit vier Monaten untersucht und weiter ermittelt. "Die Führung der Weinstein Company war mitschuldig am Verhalten Harvey Weinsteins. Sie wussten, was vor sich geht. Und sie wussten, wie verbreitet es war. Trotzdem taten sie nichts", sagte Schneiderman.

    Der Fall Harvey Weinstein und seine Folgen 2017

    5. Oktober 2017: Ein Artikel der New York Times bringt den Stein ins Rollen: Ashley Judd und weitere Schauspielerinnen werfen Weinstein darin sexuelle Belästigung vor. Weinsteins Anwalt spricht von Verleumdung, der Produzent wolle juristisch gegen das Blatt vorgehen.

    8./9. Oktober 2017: Sein eigenes Filmstudio, The Weinstein Company, habe den Hollywood-Mogul entlassen, erklären dessen Direktoren. Prominente wie Meryl Streep, Judi Dench und Hillary Clinton distanzieren sich - ebenso wie Weinsteins Ehefrau Georgina Chapman.

    12. Oktober 2017: Die Polizei in New York will bereits abgeschlossene Ermittlungen gegen Weinstein neu aufrollen.

    14. Oktober 2017: US-Medien berichten, die Oscar-Akademie habe Weinstein nach einer Dringlichkeitssitzung aus dem Verband ausgeschlossen.

    15. Oktober 2017: Scotland Yard in London ermittle wegen sexueller Übergriffe gegen den Produzenten, berichten Medien. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron will ihm den Titel "Ritter der Ehrenlegion" entziehen, der Weinstein 2012 verliehen worden war.

    16. Oktober 2017: Mit dem Hashtag #MeToo haben sich bereits Zehntausende Frauen im Internet als Opfer sexueller Übergriffe zu erkennen gegeben - ausgelöst durch einen Tweet der Schauspielerin Alyssa Milano.

    17. Oktober 2017: Medien berichten, der Produzent sei als Verwaltungsrat der Weinstein Company zurückgetreten.

    19. Oktober 2017: Die Polizei in Los Angeles nimmt Ermittlungen auf. Das britische Filminstitut entzieht Weinstein die Ehrenmitgliedschaft.

    30. Oktober 2017: Der Verband der US-Filmproduzenten schließt Weinstein aus der Producers Guild of America aus.

    7. November 2017: Der Produzent soll private Sicherheitsfirmen engagiert haben, um Informationen über seine mutmaßlichen Opfer zu sammeln und weitere negative Artikel zu stoppen, berichtet das Magazin The New Yorker. Auch Journalisten seien ins Visier geraten.

    10. November 2017: Die Staatsanwaltschaft in Los Angeles will ein Team von Sonderermittlern einsetzen, um Fälle von sexueller Belästigung in der Filmbranche aufzuklären. Zuvor waren Vorwürfe gegen weitere US-Stars laut geworden - darunter Dustin Hoffmann und Kevin Spacey, der Komiker Louis C.K. sowie der Regisseur James Toback.

    12. November 2017: Bei einem Protestmarsch in Hollywood demonstrieren Hunderte gegen sexuelle Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz.

    Verkauf der Weinstein Company wurde verhindert

    Schneiderman hatte am Sonntag Zivilklage gegen die Weinstein Company eingereicht und damit einen bevorstehenden Verkauf der Firma an eine Investorengruppe in letzter Minute verhindert. Nach Informationen des Wall Street Journal wollte die Gruppe hinter Unternehmerin Maria Contreras-Sweet 500 Millionen Dollar (407 Mio Euro) für das wankende Unternehmen zahlen.

    Es habe bislang keinen Deal gegeben, der den rechtlichen Anforderungen genügt hätte, sagte Schneiderman. "Jeder Kauf von Unternehmensanteilen muss erst sicherstellen, dass Opfer angemessen entschädigt werden." Zudem müssten Mitarbeiter künftig vor vergleichbarem Verhalten geschützt werden. Das sei beim vorliegenden Angebot nicht der Fall gewesen. Die Investoren hätten lediglich Versicherungspolicen und einen Kredit von zehn Millionen Dollar (8,1 Mio Euro) angeboten, mit denen aber auch Anwalts- und andere Kosten hätten gedeckt werden sollen. "Wir hätten gern einen Fonds, der allein auf die Entschädigung der Opfer zielt", sagte Schneiderman.

    Weinsteins Anwalt: Handlungen nicht kriminell

    Im Zuge der monatelangen Ermittlungen hatte die Staatsanwaltschaft auch eine offenbar digitale Kopie von Weinsteins Personalakte erhalten. "Uns wurde gesagt, die physische Personalakte sei abhanden gekommen." Es habe Dutzende offizielle Beschwerden und viele weitere inoffizielle Beschwerden wegen sexueller Übergriffe gegeben. Weinsteins Anwalt Ben Brafman teilte der Deutschen Presse-Agentur mit, Weinsteins Verhalten sei "nicht fehlerfrei, aber mit Sicherheit nicht kriminell" gewesen. 

    Der Klageschrift zufolge ging die Mitwisserschaft bei der Weinstein Company weit: So seien Mitarbeiter des Filmmoguls beauftragt worden, Kleidungsstücke von Frauen, die diese nach besagten Vorfällen gelegentlich hinterlassen hätten, ihnen wieder zukommen zu lassen. 

    Weinstein war im Oktober von seiner Firma entlassen worden. Zahlreiche Frauen haben ihm sexuelle Übergriffe und Einschüchterungen vorgeworfen, darunter Schauspielerinnen wie Salma Hayek, Ashley Judd, Gwyneth Paltrow, Angelina Jolie und Rose McGowan. (dpa)

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