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Kino: Wie Chuck Norris zur lebenden Legende wurde

Kino

Wie Chuck Norris zur lebenden Legende wurde

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    Chuck Norris im Film "Missing in Action" von 1984.
    Chuck Norris im Film "Missing in Action" von 1984. Foto: dpa

    Die Lage ist aussichtslos. Die Söldnertruppe „The Expendables“ um ihren Anführer Barney Ross sitzt in der Klemme. Mindestens 50 sowjetische Terroristen mitsamt einem Panzer greifen an und die Helden haben keine Munition mehr. Ist das das Ende? Plötzlich ein Trommelfeuer. Schüsse aus einem Maschinengewehr hallen stakkatoartig über die staubige Landstraße und der sowjetische Panzer fliegt durch die Luft. Ungläubige Blicke bei den fünf Helden. Doch als sich der Pulverdampf lichtet, schreitet zur Musik von Ennio Morricone der einsame Wolf Booker über die Leinwand. Ein alter Kumpel von Anführer Ross. Ross stellt ihn seinen Mitstreitern vor. „Einsamer Wolf, so wurde ich genannt, doch ich bin sanfter geworden“, sagt Booker ohne eine Miene zu verziehen. Ross blickt sich kurz um, betrachtet den Berg von Leichen und meint nur: „Nicht viel sanfter.“

    Die Rolle des Booker ist einem wie Chuck Norris auf den Leib geschrieben. Wenn Norris auftaucht, fliegen die Fetzen. Da stört es auch keinen, dass der Amerikaner bei der Ausstrahlung des Films „The Expendables II“ im Jahr 2012 bereits 72 Jahre alt war. Alter ist für ihn kein Problem – Action ist da, wo Chuck Norris ist, und da hat intellektuelles Programmkino nichts verloren.

    Chuck Norris sollte nach Stuttgart zur Comic Con kommen

    Jetzt hätte dieser scheinbar unsterbliche Held für die Ewigkeit fast deutschen Boden betreten. Norris sollte am Samstag der Gaststar bei der Popkultur-Messe Comic Con in Stuttgart sein. Doch dann die Riesenenttäuschung. Alle warteten auf ihn, doch Norris kam nicht. Er entschuldigte sich bei seinen Fans via Facebook: „An meine Freunde in Europa, die gekommen waren, um mich dieses Wochenende zu sehen: Es tut mir leid, dass ich es nicht geschafft habe. Dort wo ich lebe, haben mir es Gewitter unmöglich gemacht, nach Stuttgart zu fliegen.“ Die Veranstalter schrieben auf ihrer Internetseite: „Wir bedauern diese Absage von ganzem Herzen. Seit Jahren sei es ihr Traum gewesen, den Actionhelden nach Stuttgart zu holen.

    Denn Norris ist Kult. Dabei dauerte es lange, bis seine Karriere so richtig ins Rollen kam. Der ehemalige Militärpolizist hatte das Pech, dass er zu einem Zeitpunkt Schauspieler wurde, als die Welt schon längst ihre Helden gefunden hatte. Mit Charles Bronson, Clint Eastwood, Lee Marvin oder Richard Harris prügelten und ballerten sich in den frühen 70ern andere über die Kino-Leinwände. Schweigsame Männer mit großer Ausstrahlung. Da blieben für Norris nur Trash-Filme wie „Die Todeskralle schlägt wieder zu“ (1972) oder „Der Bulldozer“ (1979). Karate-Filme waren für den heute 78-Jährigen, der einst selbst im Mittelgewicht Karate-Weltmeister wurde, eine Option – für Cineasten eher nicht. Wenigstens widmete ihm der Comic-Verlag Marvel später eigenes Heft mit dem Titel: „Chuck Norris Karate Kommandos“.

    Populärer wurde er erst in den 1980er-Jahren. Mit dem Action-Film „Kalte Wut“ (1982) rückte auch der mittlerweile fünffache Familienvater mehr in den Blickpunkt. Mit James Fargo hatte er einen ordentlichen Regisseur am Set. Fargo war zuvor schon mit den beiden Clint-Eastwood-Filmen „Dirty Harry III und der „Mann aus San Fernando“ erfolgreich gewesen. Ein Jahr später hat es dann Chuck Norris endgültig geschafft. „McQuade, der Wolf“ (1983) wurde ein Erfolg. Der Film spielte in den US-Kinos 12,2 Millionen Dollar ein. Norris, der als Texas-Ranger McQuade im Alleingang eine Bande von mexikanischen Pferdedieben liquidiert, stieg zum Star auf. Die Konkurrenz blieb aber groß. Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone waren schon da und dann drängten in etwa zur gleichen Zeit Jean-Claude Van Damme, Michael Dudikoff oder Dolph Lundgren auf die Action-Leinwand. Doch Norris konnte jetzt locker mithalten. „Missing in Action“ (1984), Cusack, der Schweigsame“ (1985) oder „Hitman“ von 1991 – vor und hinter Norris türmten sich Berge von Leichen. Norris war derjenige, der im Kampf Gut gegen Böse für Gerechtigkeit sorgte.

    2005 gab es die ersten Witze mit Chuck Norris

    Als im Jahr 2005 der amerikanische Showmaster Conan O‘Brien im Fernsehen über den Unbesiegbaren und vor Kraft strotzenden Action-Star Witze riss, wurde Norris über Nacht im Internet Kult. Mittlerweile gibt es eigene Websites, die Chuck-Norris-Witze sammeln. Die klingen dann so: „Chuck Norris hat einen Grizzlybär-Teppich. Der Bär lebt, hat aber nur Angst sich zu bewegen.“

    Doch das Leben ist kein Actionfilm. Das Schicksal hat die Familie Norris hart getroffen. Seine Frau Geena, mehr als 20 Jahre jünger als Norris, leidet unter Nierenproblemen und schlimmen Nervenschmerzen. Für den Republikaner und Trump-Unterstützer war das der Grund, seine Schauspiel-Karriere zu beenden. „Mein ganzes Leben dreht sich aktuell nur daran, sie am Leben zu erhalten“, sagte Norris 2017 in einem Interview.

    Übrigens: Für Fans wäre ein Bild zusammen mit Norris auf der Comic-Messe ein teurer Spaß geworden. 85 Euro hätte das Foto gekostet. Kein Witz.

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