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Nordamerika: Wie Pocahontas zum Mythos wurde

Nordamerika

Wie Pocahontas zum Mythos wurde

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    Pocahontas bei Disney: Der Film behandelt die Liebe der Titelheldin zu dem englischen Abenteurer Käpitän John Smith und das Aufeinandertreffen zweier gegensätzlicher Kulturen.
    Pocahontas bei Disney: Der Film behandelt die Liebe der Titelheldin zu dem englischen Abenteurer Käpitän John Smith und das Aufeinandertreffen zweier gegensätzlicher Kulturen. Foto: dpa, Archiv

    Am 31. März 1617 wurde eine nicht einmal 25 Jahre alte Frau aus der britischen Nordamerika-Kolonie Virginia in Gravesend, England, beigesetzt. Sie hatte zu ihren Lebzeiten viele Namen: Matoaka, Amonute, Rebecca… Doch die Nachwelt kennt sie nur noch unter einem von diesen: Pocahontas.

    Pocahontas ist auf der ganzen Welt bekannt

    Pocahontas hat Geschichte geschrieben. Spätestens seit dem Walt-Disney-Film, der vor 22 Jahren in die Kinos kam, ist sie in der ganzen Welt bekannt. Sie gilt als Inbegriff der schönen Wilden, die Brücken schlug zwischen nordamerikanischen Ureinwohnern und europäischen Siedlern. Über Jahrhunderte arbeiteten Dichter, Maler und Filmemacher an der Legende mit. Als bezaubernde Zeichentrickfigur mit glänzendem schwarzem Haar, blauer Halskette und fransenbestücktem Indianerkleid ist sie noch heute allgegenwärtig. Auch in Deutschland, wo die Begeisterung für Indianer seit Karl Mays Winnetou-Romanen ungebrochen scheint.

    Der Pocahontas-Mythos nimmt seinen Anfang in der Zeit der britischen Expansion nach Nordamerika vor mehr als 400 Jahren. Die Europäer kommen schon kurz nach ihrer Landung im Gebiet des US-Bundesstaats Virginia mit einheimischen Stämmen in Kontakt. Deren Häuptling hat eine Tochter: Pocahontas. Vermutlich auf Betreiben ihres Vaters wird sie zur Vermittlerin zwischen Alteingesessenen und Neuankömmlingen. Dabei rettet sie, so will es die Legende, einen Siedler vor der Hinrichtung, verliebt sich in den Tabakpflanzer John Rolfe, heiratet ihn, lässt sich christlich taufen und begleitet ihn nach England. Dort stirbt sie ein Jahr später womöglich an einer Erkältung.

    Dass aus diesem Stoff ein Mythos erwuchs, wundert Michael Hochgeschwender vom Münchner Amerika-Institut nicht. Eine Indianerprinzessin, die sich angeblich in einen Fremden verliebt und ihm dann bis nach Europa folgt, sei für die Zeitgenossen etwas Besonderes gewesen, sagt der Kulturhistoriker.

    Disney machte aus Pocahontas eine Öko-Prinzessin

    Bereits kurz nach ihrem Tod nahm sich die Historienmalerei und Literatur Pocahontas’ Geschichte an. Neue Popularität erlangte die Indianerprinzessin nach der Gründung der USA 1776. Pocahontas wurde zur Brückenbauerin zwischen altem und neuem Amerika hochstilisiert. Ihre Geschichte lernen US-Schüler noch heute. Disney machte aus Pocahontas schließlich eine naturverbundene Öko-Prinzessin – eine „ganz grauenhafte“ Verzerrung der historischen Figur, findet Hochgeschwender.

    In Deutschland sei Pocahontas zwar lange bekannt, aber nicht so wichtig gewesen, sagt der Kulturhistoriker. Das hat sich erst mit dem Disney-Film geändert. Seitdem ist Pocahontas auch hierzulande eine der Indianer-Ikonen schlechthin.

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