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Karneval: Wie die Jecken dem Sturm an Rosenmontag trotzten

Karneval

Wie die Jecken dem Sturm an Rosenmontag trotzten

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    In Mainz blieben die nassen Straßen am Rosenmontag relativ leer.
    In Mainz blieben die nassen Straßen am Rosenmontag relativ leer. Foto: Fredrik von Erichsen, dpa

    In den letzten Wochen hatte Köln wenig zu feiern. Die sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht – mutmaßlich vor allem von Nordafrikanern begangen – haben ihre Spuren hinterlassen. Da war sie nun, die Chance, wieder positive Schlagzeilen zu schreiben. Endlich zu vergessen, was vor über einem Monat passiert ist. Die Kölner dürften den Karneval nie sehnlicher erwartet haben als in diesem Jahr. Doch dann kam der Sturm.

    Und plötzlich war alles in Gefahr, wofür die Jecken monatelang gearbeitet haben. Die Fahrzeuge, die Kostüme, die vielen Stunden der Organisation. Alles umsonst? Die Wetterprognose der Meteorologen verhieß nichts Gutes. Heftige Sturmböen mit Geschwindigkeiten von mehr als hundert Stundenkilometern und Regenschauer sagten diese für den Rosenmontag voraus. Für die meisten Großstädte Grund genug, ihre Umzüge abzusagen.

    Düsseldorf, Duisburg, Dortmund, Essen und Münster sagen Umzug ab

    „Es ist eine extreme Enttäuschung für alle Beteiligten. Aber es sieht aus, als wäre es die richtige Entscheidung gewesen“, sagt Rainer Steppich vom Mainzer Carneval-Verein (MCV), Organisator des Umzugs, gestern Mittag. Der Wind pfeift zu dieser Zeit bereits kräftig durch die Straßen. „Wir haben jetzt ein Jahr lang auf diesen Tag hingearbeitet, aber das Risiko ist zu hoch. Unser Hauptaufbau befindet sich auf einem Platz mit großen, alten Bäumen. Wenn da einer umfällt...“, gibt Steppich zu bedenken. Städte wie Düsseldorf, Duisburg, Dortmund, Essen und Münster verkündeten ebenfalls, dass aus Sicherheitsgründen kein Umzug stattfinden könne.

    Für die Veranstalter bringt das nun zusätzliche Probleme mit sich. Dabei sind es weniger die vielen Kamellen, die nicht ins Publikum geworfen werden können. Vielmehr sind es die Kosten, auf denen die Veranstalter und Teilnehmer sitzenbleiben werden, sofern sie sich für einen Fall wie diesen nicht versichert haben. Die Mainzer sprechen von Organisationskosten in Höhe von 400000 Euro. Falls Sponsoren oder Budenbetreiber Schadenersatz fordern, steigt die Summe.

    An ein spontanes Verschieben der Veranstaltungen auf den heutigen Dienstag war allerdings nicht zu denken. Das Polizeiaufgebot mit teils mehr als 1000 Einsatzkräften pro Stadt war schließlich für Montag gebucht, die vielen ehrenamtlichen Helfer hatten sich Urlaub genommen. „Wir wollen aber gerne einen Ersatztermin finden. In den nächsten Tagen und Wochen werden wir uns Gedanken machen“, verspricht Rainer Steppich vom MCV. Auch die Gastwirte waren nicht glücklich über das Wetter: Viele Besucher waren ob der schlechten Vorhersagen gar nicht erst angereist.

    Rosenmontagszug schlängelt sich durch Kölner Innenstadt

    Einzig in Köln scheint der Sturm die Menschen gestern kaltzulassen. Lang und bunt schlängelt sich der Zug durch die Innenstadt. Pferde und Fahnenträger nehmen aus Sicherheitsgründen nicht teil. Der Nachmittagshimmel ist blau, der Sonnenschein überzieht die Gesichter der Feiernden mit einem warmen Bronzeton, und der Sturm... welcher Sturm? Kaum ein Lüftchen regt sich, während in den Straßen Karnevalslieder erklingen. Es wird gebützt (geküsst) und geschunkelt, nicht auf Armlänge, sondern ganz eng beineinander, weil das an Karneval nun mal so sein muss. Die Stimmung ist bestens.

    Am Morgen hatte der ein oder andere Kölner noch gezweifelt, ob die Teilnahme am Umzug die richtige Entscheidung sei. Bei strömendem Regen starteten die in Plastikcapes gekleideten Gruppen dann. „Wir lassen uns die Laune nicht verderben, die Stimmung ist super“, sagt die Sprecherin des Festkomitees Kölner Karneval, Sigrid Krebs, während die dunklen Wolken weichen. Und plötzlich ist die Welt in Köln wieder in Ordnung. Zumindest für diesen Tag. mit dpa

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