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Zika-Virus: Zika-Virus: Schon 15 Zika-Infizierte in Deutschland

Zika-Virus

Zika-Virus: Schon 15 Zika-Infizierte in Deutschland

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    Das Zika-Virus wird vor allem von der Mückenart Aedes aegypti übertragen.
    Das Zika-Virus wird vor allem von der Mückenart Aedes aegypti übertragen. Foto: James Gathany/Centers for Disease Control and Prevention's, dpa

    In Deutschland haben bereits 15 Menschen das Zika-Virus aus Lateinamerika eingeschleppt. Das sagte der Leiter der Virusdiagnostik am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Jonas Schmidt-Chanasit, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. In Mittel- und Südamerika hat sich das Virus in den vergangenen Monaten explosionsartig verbreitet. Das Institut in Hamburg ist das Zika-Referenzlabor in Deutschland. 

    Das ist das Zika-Virus

    Das Zika-Virus kann vor allem für schwangere Frauen und deren Kinder gefährlich werden. Ein Überblick.

    Das Zika-Virus wurde erstmals 1947 in Uganda bei einem Affen entdeckt. Benannt ist es nach einem südlich der ugandischen Hauptstadt Kampala gelegenen Wald.

    Der erste Fall beim Menschen wurde nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1952 bekannt.

    Dengue- und Chikungunya-Fieber werden durch die Tigermücke übertragen. Auch das Zika-Virus wird durch Stechmücken übertragen.

    Das Zika-Virus kam bislang nur im tropischen Afrika, in Südostasien und auf den pazifischen Inseln vor. Experten vermuten, dass es durch die Fußball-WM nach Brasilien gelangen konnte und sich von dort ausgebreitet hat.

    In bis zu 80 Prozent der Fälle bleibt die Infektion unbemerkt. In den anderen Fällen ähneln die Symptome einer Grippe: Die Infizierten leiden unter Fieber, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen. Häufig treten auch Hautausschlag und Bindehautentzündungen auf.

    In einigen Fällen kann es nach einer Zikavirus-Infektion zu einem Guillain-Barré-Syndrom kommen, einer entzündlichen Nervenerkrankung. Dabei können Empfindungsstörungen und Lähmungserscheinungen in Beinen und Armen auftreten. In den meisten Fällen bilden sich die Symptome wieder zurück.

    Besonders gefährlich kann das Virus für Schwangere sein: Es kann sich offenkundig auf das ungeborene Kind übertragen und zu Hirnfehlbildungen führen, einer sogenannten Mikrozephalie.

    Sowohl das Robert-Koch-Institut (RKI) als auch Tropenmediziner und Viren-Experten sehen keine Gefahr, dass sich das Virus auch hierzulande verbreitet. Es fehlen die klimatischen Bedingungen; die Gelbfiebermücke als Hauptüberträgerin kommt hier gar nicht vor. Und bei der vereinzelt in Süddeutschland auftauchenden Asiatischen Tigermücke ist gar nicht klar, ob sie das Virus tatsächlich überträgt.

    Es gibt bislang weder einen Impfstoff noch ein gezieltes Medikament zur Behandlung Erkrankter.

    Der Erreger wird von bestimmten Stechmücken übertragen. Er steht im Verdacht, bei einer Infizierung von Schwangeren Fehlbildungen bei Babys im Mutterleib auszulösen (Mikrozephalie). Die Kinder kommen mit einem zu kleinen Schädel auf die Welt. Normalerweise verursacht das Virus grippeähnliche Symptome. Nicht jeder Infizierte erkrankt. Besonders stark betroffen vom aktuellen Ausbruch ist Brasilien.

    Im Zusammenhang mit dem Zika-Virus sind in Rio de Janeiro auch mehrere schwere Fälle der Lähmungskrankheit Guillain-Barré bekannt geworden. Wie die Zeitung "O Globo" berichtete, behandelte das Hospital Universitário Antônio Pedro seit Januar 16 Fälle. Zwei Patienten, die sich mit Zika infiziert hatten, befänden sich in sehr ernstem Zustand. Normalerweise habe man fünf Fälle pro Jahr. 

    Zika-Virus: mysteriöser Anstieg des Guillain-Barré-Syndroms

    Schon ein Zika-Ausbruch 2013/2014 in Französisch-Polynesien ging einher mit einem Anstieg des Guillain-Barré-Syndroms. Typische Symptome dieser entzündlichen Erkrankung der Nerven sind Lähmungen, die meist an den Händen oder Füßen beginnen. Auch die Atemwege können lahmgelegt werden. Die Ursache für die Erkrankung ist unklar. Häufig tritt das Guillain-Barré-Syndrom nach einer Infektion auf. Bei den meisten Patienten bilden sich die Symptome zurück.

    «Verschwindend gering»: Die Übertragungs-Gefahr des Zika-Virus durch die Asiatische Tigermücke sei in Deutschland sehr unwahrscheinlich, sagt ein Virologe der Universität Bonn.
    «Verschwindend gering»: Die Übertragungs-Gefahr des Zika-Virus durch die Asiatische Tigermücke sei in Deutschland sehr unwahrscheinlich, sagt ein Virologe der Universität Bonn. Foto: Dr. Erik Lattwein/EUROIMMUN AG/dpa

    Einige Behörden hatten in Lateinamerika Frauen geraten, jetzt nicht schwanger zu werden. Dies stieß auf Kritik bei UN-Menschenrechtlern. Es sei nun besonders wichtig, dass Frauen über Schwangerschaften entscheiden könnten, sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad Al-Hussein, in Genf. In mehreren betroffenen Ländern sei sexuelle Gewalt gegen Frauen ein weit verbreitetes Problem. Da genüge der Ratschlag nicht, Schwangerschaften zu vermeiden. 

    Im Kampf gegen die Mückenart Aedes aegypti, die das Zika-Virus überträgt, sollen allein im Bundesstaat Rio de Janeiro 71 000 Soldaten zum Einsatz kommen. Wie das Verteidigungsministerium mitteilte, werden die Soldaten am 13. Februar vor allem an Bewohner der Olympiastadt Informationsmaterial zum Schutz gegen die Moskitos verteilen. Insgesamt sollen bei dem Aktionstag nach Karneval 220 000 Soldaten landesweit im Einsatz sein. Ziel ist es, drei Millionen Menschen in 356 Städten und Gemeinden zu erreichen. In einer zweiten Etappe sollen 50 000 Militärs in besonders betroffenen Gegenden in Häusern mit Insektiziden Moskitos und Eiablageplätze zerstören. 

    Zika-Virus: USA wollen Kampf gegen Zika-Virus vorantreiben

    Zika war auch Thema bei einem Treffen von US-Präsident Barack Obama mit seinem kolumbianischen Amtskollegen Juan Manuel Santos. Das Weiße Haus kündigte am Donnerstagabend an, beide Länder würden ihren Kampf gegen das Virus verstärken. Gemeinsame Forschung an einem Impfstoff solle ebenso vorangetrieben werden wie der Austausch von Daten.

    Brasilianische Behörden nutzen eine Methode zur Diagnostik, die in Deutschland entwickelt wurde. In nur wenigen Monaten hat sich das Zika-Virus explosionsartig in Lateinamerika ausgebreitet.
    Brasilianische Behörden nutzen eine Methode zur Diagnostik, die in Deutschland entwickelt wurde. In nur wenigen Monaten hat sich das Zika-Virus explosionsartig in Lateinamerika ausgebreitet. Foto: Daniel Bockwoldt/Symbolbild (dpa)

    Das Zika-Virus kann möglicherweise auch durch Speichel übertragen werden. Wie das Institut Fundação Oswaldo Cruz (Fiocruz) mitteilte, habe man das Virus in Speichel- und Urinproben nachgewiesen. Nach Angaben von Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin ist der Nachweis von Erbsubstanz in Urin und Speichel schon bekannt. "Nur wenn das Virus angezüchtet werden kann, wäre das eine Neuigkeit." Dann wäre das ein Beleg für neue Übertragungswege. 

    Im Kampf gegen Zika will Brasilien auf neue Diagnosetests aus Deutschland setzen. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde Anvisa wird man landesweit Antikörper-Tests des Unternehmens Euroimmun aus Lübeck zulassen. Es hat nach eigenen Angaben das "weltweit erste Komplett-Paket für den serologischen Nachweis von Zika-Virus-Infektionen entwickelt". Damit sollen auch das Dengue- und das Chikungunya-Fieber schneller festgestellt werden können. AZ/dpa

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