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Interview: Hirnforscher warnt vor "Digitaler Demenz"

Interview

Hirnforscher warnt vor "Digitaler Demenz"

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     Auf der Gamescom, die am Mittwoch beginnt, finden die Spieler die neusten Trends. Für den Ulmer Hirnforscher und Psychiatrieprofessor Manfred Spitzer sind Computerspiele ein gefährliches Hobby.
    Auf der Gamescom, die am Mittwoch beginnt, finden die Spieler die neusten Trends. Für den Ulmer Hirnforscher und Psychiatrieprofessor Manfred Spitzer sind Computerspiele ein gefährliches Hobby. Foto: dpa

    Der Computer wird für viele Jugendliche immer wichtiger. Auf der Gamescom, die am Mittwoch beginnt, finden die Spieler die neusten Trends. Für den Ulmer Hirnforscher und Psychiatrieprofessor Manfred Spitzer sind Computerspiele ein gefährliches Hobby. Und er geht noch weiter: In seinem neuen Buch „Digitale Demenz“ warnt er vor den dramatischen Folgen einer übertriebenen Mediennutzung für das Gehirn.

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    In Ihrem Buch „Digitale Demenz“ aber schreiben Sie, dass die Leistung des Gehirns abnimmt, wenn wir Hirnarbeit in digitale Medien auslagern. Haben Sie selbst keine Angst vor dieser Digitalen Demenz?

    Spitzer: Ich kenne die Risiken und Nebenwirkungen der Geräte und nutze sie bewusst. Ich fahre ja auch nicht nur Auto, sondern laufe, damit meine Beinmuskeln nicht verkümmern. Genauso ist es mit dem Gehirn. Benutzt man es nicht, schrumpft es.

    Und bei weniger verantwortungsvollem Umgang? Verstärkte Mediennutzung kann man doch nicht wirklich mit Alkoholsucht oder Demenz vergleichen…

    Spitzer: In Deutschland sind 250.000 junge Leute süchtig nach digitalen Medien und Computerspielen. Der Ausdruck „Digitale Demenz“ stammt übrigens von koreanischen Ärzten. Denn in Südkorea werden digitale Medien noch stärker genutzt als bei uns. Diese Ärzte berichten von Menschen Mitte 30, die sich nichts mehr merken können. Das zeigt, dass Computer dem Gehirn schaden. Bei der digitalen Demenz findet ein geistiger Abstieg statt, der durch digitale Medien verursacht wird.

    Was passiert da mit dem Gehirn?

    Spitzer: Wenn Sie wissen, dass Sie googeln können, merken Sie sich nichts mehr. Wenn Sie alles auslagern, benutzen Sie ihr Hirn weniger. Das Gehirn ist wie ein Muskel, den man durch Training stärkt.

    Sie schreiben, dass Kinder besonders gefährdet sind. Was können Eltern dagegen tun?

    Spitzer:Einfach mal Nein sagen. Man füttert seine Kinder ja auch nicht pausenlos mit Süßigkeiten. Und Spielkonsolen würde ich überhaupt nicht erlauben. Die schaden eigentlich allen Menschen.

    Was ist für Erwachsene so schädlich daran, wenn sie sich vor eine Spielkonsole setzen, und warum sind etwa Filme Kunst und Computerspiele nicht?

    Spitzer:Da geht es natürlich auch um die Inhalte. Ein Horrorfilm ist genauso wenig etwas Gutes wie ein Ballerspiel. Auch Horrorbücher würde ich nicht gutheißen. Der generelle Vorteil bei einem Buch ist aber: Wenn Sie lesen, benutzen Sie Ihr Hirn. Die digitalen Medien hingegen verleiten zu Unkonzentriertheit und Oberflächlichkeit.

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