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Berlin: 460 Millionen für Erweiterung: Was aus dem Bundeskanzleramt wird

Berlin

460 Millionen für Erweiterung: Was aus dem Bundeskanzleramt wird

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    Was wird aus dem Bundeskanzleramt? Für 460 Millionen Euro soll das Gebäude erweitert werden. Unklar ist, ob es bei diesem Betrag bleibt.
    Was wird aus dem Bundeskanzleramt? Für 460 Millionen Euro soll das Gebäude erweitert werden. Unklar ist, ob es bei diesem Betrag bleibt. Foto: Paul Zinken, dpa (Archiv)

    Die „Waschmaschine“ der Kanzlerin ist zu klein geworden, drum wird sie jetzt um ein „Fragezeichen“, gegenüber der „Schwangeren Auster“, erweitert. Wer das nicht gleich versteht, kennt die Neigung der Berliner nicht, markanten Gebäuden Spitznamen zu verpassen, oft solche der eher respektlosen Art. Seit Jahrzehnten ist das „Haus der Kulturen der Welt“ etwa als „Schwangere Auster“ bekannt, „Waschmaschine“ nennen viele Hauptstädter das würfelförmige Bundeskanzleramt mit seinen runden Ausschnitten. Letzteres platzt aus allen Nähten, weil die Zahl der Mitarbeiter von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist.

    Nun soll in den kommenden Jahren ein mindestens 460 Millionen teurer Erweiterungsbau errichtet werden, für den sich aufgrund seiner prägnanten Form sofort nach der Vorstellung der Entwürfe bei Beobachtern der Spitzname „Fragezeichen“ aufdrängte. Mit ein wenig Fantasie erschließt sich das durchaus: Bogenförmig verläuft das Gebäude, das Platz für 400 Büros bieten soll, durch den sogenannten Kanzlerpark, eine Grünfläche, die durch die Spree vom bestehenden Bundeskanzleramtsgebäude getrennt wird.

    In 22 Meter Höhe ist ein Helikopterlandeplatz vorgesehen

    Ein 22 Meter hoher, kreisrunder Helikopterlandeplatz wirkt wie der Punkt unter dem Fragezeichen. Zwei Brücken über die Spree verbinden den sechsgeschossigen Erweiterungsbau mit dem Bestandsgebäude. Bezogen werden kann der Neubau wohl frühestens 2028. Angela Merkel, die kein weiteres Mal als Bundeskanzlerin kandidieren will, wird dann nicht mehr im Amt sein. Doch laut Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) ist die heutige Hausherrin eng in die Überlegungen für die Erweiterung eingebunden.

    Gerade einmal 18 Jahre alt ist das Bundeskanzleramt, doch schon seit langem ist es zu klein. Nach Angaben von Helge Braun ist die Zahl der Beschäftigten seit 2001 von 410 auf derzeit rund 750 angewachsen. Denn das Kanzleramt habe immer mehr Aufgaben übernommen: von der Energiewende und Migration über die Bekämpfung von Terrorismus und Cyberkriminalität bis hin zur Digitalisierung. Das Hauptgebäude, ausgelegt für höchstens 460 Arbeitsplätze, ist überbelegt, rund 200 Mitarbeiter müssen in anderen Liegenschaften des Bundes untergebracht werden.

    Entworfen haben den Erweiterungsbau die Berliner Architekten Axel Schultes und Charlotte Frank, die bereits das Kanzleramt gezeichnet hatten. Aufgrund ihrer Urheberrechte kommen sie nun auch beim Neubau zum Zug, auf einen Architektenwettbewerb wurde verzichtet. Das Duo Schultes/Frank hatte zudem 1992 den Wettbewerb zur Gestaltung des Spreebogens als Regierungsquartier gewonnen, ihr „Band des Bundes“ erhält mit der Kanzleramtserweiterung seinen westlichen Abschluss. Architekt Axel Schultes sprach von einem „nüchternen, auf Funktionalität ausgerichteten Zweckbau“, auch als Gegensatz zum opulenten, im Überschwang der deutschen Wiedervereinigung großzügig geplanten „Mutterhaus“.

    Im Jahr 2028 sollen Mitarbeiter in den neuen Trakt einziehen 

    Das federführende Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung hatte zuvor den Kanzlerpark unter mehreren möglichen Standorten in unmittelbarer Nähe des Kanzleramts ausgewählt. Auf der Grundlage der jetzt vorgestellten Entwürfe wird nun in den kommenden vier Jahren der Bauplan erstellt, zudem muss ein aufwendiges Genehmigungsverfahren durchlaufen werden. Anschließend wird weitere vier Jahre gebaut, 2028 sollen dann die Kanzleramtsmitarbeiter in ihre neuen Büros einziehen.

    Die Architekten gehen von Baukosten in einer Gesamthöhe von rund 460 Millionen Euro aus. Diese Schätzung beziehe sich allerdings auf die Baukosten des Jahres 2018, so Charlotte Frank. Bis zur Fertigstellung sei damit zu rechnen, dass die Kosten noch beträchtlich steigen. Auch vom Risiko „nicht vorhersehbarer Ereignisse im Bauablauf“ ist die Rede.

    Baupannen sind in Berlin ein heikles Thema

    Teure Baupannen sind in Berlin bekanntlich ein heikles Thema. Die Kosten des neuen Hauptstadtflughafens BER haben sich von ursprünglich kalkulierten zwei Milliarden Euro auf wohl mindestens sieben Milliarden erhöht, die Eröffnung, ursprünglich für 2012 geplant, lässt weiter auf sich warten.

    Ein neuer Flügel des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses des Bundestages hätte bereits 2014 fertig sein sollen, doch in den Bau dringt Wasser ein, die ursprünglich erwarteten Kosten von 190 Millionen Euro sind bereits auf mindestens rund 250 Millionen Euro geklettert, ohne dass eine Fertigstellung in Sicht wäre. Sogar über einen möglichen Abriss wird diskutiert.

    So steht hinter den tatsächlichen Baukosten für die Kanzleramtserweiterung letztlich ein dickes Fragezeichen. Genauso wie hinter der Frage, ob sich bei Einheimischen und Touristen für den Erweiterungsbau der „Waschmaschine“ wirklich der Spitzname „Fragezeichen“ durchsetzen wird.

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