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MH17: Abschuss von Flug MH17: War es eine tragische Verwechslung?

MH17

Abschuss von Flug MH17: War es eine tragische Verwechslung?

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    Angehörige trauern um die Verunglückten von Flug MH17.
    Angehörige trauern um die Verunglückten von Flug MH17. Foto: Jeroen Jumelet, afp

    Noch sind viele Fragen offen. Die Hinweise auf einen Abschuss der über der Ostukraine abgestürzten Passagiermaschine MH17 mit 298 Menschen an Bord verdichten sich. Wer aber das Flugzeug der Malaysian Airlines am Donnerstag beschossen haben könnte, ist unklar. Die Konfliktparteien in der Ukraine machen sich in einem regelrechten Propaganda-Krieg gegenseitig für die Katastrophe verantwortlich. Von der ukrainischen Regierung verbreitete Informationen legen nahe, dass prorussische Separatisten die Passagiermaschine mit einem ukrainischen Militärflugzeug verwechselt und deshalb abgeschossen haben könnten.

    Vier Deutsche sind unter den Opfern der MH17

    Niemand der 283 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder überlebte am Donnerstag den Absturz aus etwa 10 000 Meter Flughöhe. Unter den Opfern sind 154 Niederländer, 43 Menschen aus Malaysia (einschließlich der 15 Besatzungsmitglieder und zwei Kinder), 27 Australier, 12 Indonesier (darunter ein Kind), 9 Personen aus Großbritannien, 4 Deutsche, 4 Belgier, 3 Philippiner sowie ein Kanadier. Von 41 Menschen konnte die Nationalität noch nicht festgestellt werden.

    Flug MH17 verschwand um 15.20 Uhr vom Radar

    Der in Amsterdam gestartete Flug MH17 befand sich gerade über der Region um Donezk, als das Flugzeug um 15.20 Uhr (MESZ) vom Radar verschwand. Nur 17 Minuten später schrieb der Verteidigungsminister der von den Separatisten ausgerufenen "Republik Donezk", Igor Strelkow, auf der russischen Internetplattform VKontakte: "Wir haben gerade eine An-26 abgeschossen" - ein Transportflugzeug aus sowjetischer Produktion, das auch im Dienst der ukrainischen Luftwaffe steht.

    Neben dem Eintrag auf dem sozialen Netzwerk war Videomaterial zu sehen, das stark den Aufnahmen vom Absturzort der malaysischen Maschine ähnelte. Zudem schrieb Strelkow, das von den Rebellen abgeschossen Flugzeug sei nahe der Mine Progress niedergegangen - unweit der Absturzstelle von MH17.

    MH17: Auch eine Antonow-26 soll abgeschossen worden sein

    Diese Passagier-Flugzeuge wurden abgeschossen

    In der Geschichte der zivilen Luftfahrt sind seit dem Zweiten Weltkrieg mehrere Abschüsse von Passagierflugzeugen bekannt geworden. Zu ihnen gehören:

    21. Februar 1973: Über dem Sinai wird ein libyscher Passagierjet von einem israelischen Kampfflugzeug abgeschossen. Dabei kommen 108 der 113 Insassen der Boeing 727 des Flugs 114 ums Leben.

    1. September 1983: Ein Jumbo-Jet der Korean Airlines wird wegen angeblicher Verletzung des damaligen sowjetischen Luftraums von einem Kampfflugzeug über internationalen Gewässern westlich der Insel Sachalin abgeschossen. Alle 269 Menschen an Bord von Flug KAL 007 kommen ums Leben.

    3. Juli 1988: Eine iranische Linienmaschine wird auf einem Kurzstreckenflug nach Dubai über dem Persischen Golf vom US-Kriegsschiff USS Vincennes mit einer Rakete abgeschossen. Alle 270 Menschen an Bord der Maschine des Flugs 655 kommen ums Leben.

    4. Oktober 2001: Eine Tupolew Tu-154 der russischen Fluggesellschaft Sibir wird auf dem Weg von Tel Aviv nach Nowosibirsk in der Nähe von Sotschi von einer Flugabwehrrakete getroffen.

    Untersuchungen ergeben, dass die Maschine von einer ukrainischen Flugabwehrrakete getroffen worden war, die sich bei einem Übungsschießen auf der Krim selbstständig gemacht hatte. Alle 78 Insassen des Flugzeugs sterben. (dpa)

    Kiew hatte zuletzt mehrfach beklagt, dass die Separatisten ukrainische Militärflugzeuge abgeschossen hätten, darunter Mitte Juni auch eine Antonow-26. Am Montag hatte das ukrainische Militär dann Russland vorgeworfen, eine Transportmaschine vom Typ An-26 abgeschossen zu haben. Am Donnerstag meldete die Kiew dagegen keinen derartigen Verlust.

    Strelkows Eintrag auf VKontakte wurde kurze Zeit später wieder gelöscht. Die  ukrainische Armee hatte den Post da aber schon aufgezeichnet und in einer englischsprachigen Übersetzung an die Presse weitergeleitet.

    Zudem verbreitete der ukrainische Geheimdienst SBU Telefonmitschnitte zwischen zwei Rebellenführern, die abgehört worden seien. In den Tonaufnahmen sagt einer der beiden Abgehörten: "Es waren die Jungs von der Straßensperre Tschernuchin, die das Flugzeug abgeschossen haben, Major." Am anderen Ende der Leitung fragt jemand: "Ja und, Grek?" Die Antwort: "Es war ein zu hundert Prozent ziviles Flugzeug."

    Die Separatisten bestreiten, dass sie überhaupt in der Lage gewesen wären, eine in zehn Kilometern Höhe fliegende Maschine abzuschießen. Doch einige Stunden vor dem Absturz hieß es noch auf dem Twitter-Konto der "Republik Donezk", die Rebellen hätten der ukrainischen Armee Boden-Luft-Raketen vom Typ Buk entwendet. Auch dieser Eintrag wurde wieder gelöscht. Die ukrainische Armee hatte noch vor dem Absturz der Boeing 777 bestätigt, dass die Separatisten über Buk-Raketen verfügten. Diese können nach Herstellerangaben Ziele in bis zu 25 Kilometern Höhe treffen. AZ/afp/dpa

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