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Referendum in Italien: Alle gegen Matteo Renzi

Referendum in Italien

Alle gegen Matteo Renzi

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    Schnappt am 4. Dezember die selbstgestellte Falle zu? Die Zukunft für den italienischen Ministerpräsident Matteo Renzi hängt am seidenen Faden.
    Schnappt am 4. Dezember die selbstgestellte Falle zu? Die Zukunft für den italienischen Ministerpräsident Matteo Renzi hängt am seidenen Faden. Foto: Maurizio Brambatti, dpa

    Der Ton ist rauer geworden vor der Abstimmung über die Verfassungsreform in Italien am 4. Dezember. Beppe Grillo, Komiker und unbestrittener Chef der eigentlich basisdemokratischen 5-Sterne-Bewegung, holte zuletzt sogar zu einem derben Vergleich ins Tierreich aus. Matteo Renzi, der Ministerpräsident, verhalte sich inzwischen wie eine in die Enge getriebene, „verletzte Sau“. Zuvor hatte Grillo die Regierungsvertreter gar als „Serien-Killer“ bezeichnet, weil sie mit ihrer Reform den Italienern die Zukunft rauben würden. Auch Renzi ist nervös. Nach den letzten veröffentlichten Umfragen liegen die Gegner der Verfassungsreform vorne.

    Eigentlich sollen die Italiener beim Referendum darüber abstimmen, ob 47 Artikel der italienischen Verfassung geändert werden sollen oder nicht. Renzi und seine von Sozialdemokraten und einer kleinen, konservativen Splitterpartei getragene Regierung versprechen sich eine Vereinfachung und Beschleunigung des parlamentarischen Betriebs. Die Befugnisse des Senats, einer der beiden Parlamentskammern, sollen stark reduziert werden, um Stabilität und klare politische Verhältnisse in Italien zu fördern.

    Inhalt der Reform ist in den Hintergrund gerückt

    In der Diskussion ist der Inhalt der Reform weitgehend in den Hintergrund gerückt. Renzis Gegner haben im Referendum die Möglichkeit erkannt, den Ministerpräsidenten loszuwerden. Tatsächlich wäre eine Niederlage ein schwerer politischer Schlag für den 41-jährigen Premier, sein Rücktritt nicht ausgeschlossen. Neben der 5-Sterne-Bewegung, die bei Neuwahlen gute Chancen hätte, stärkste Kraft in Italien zu werden, haben sich auch die meisten anderen Parteien gegen die Reform ausgesprochen. Matteo Salvini, Parteichef der fremdenfeindlichen Lega Nord und bekennender Anhänger des gewählten US-Präsidenten Donald Trump, beschreibt den möglichen Sieg der Reformgegner gar als „nationale Befreiung“.

    Angesichts der scharfen Töne Salvinis wirken die eher plumpen Anschuldigungen durch Grillo beinahe harmlos. Mit Sorge hingegen blicken Anleger an den Finanzmärkten, aber auch die EU-Kommission in Brüssel oder die deutsche Bundesregierung auf die Entwicklung im Falle des Neins zur Reform. Zunächst müsste eine Übergangsregierung ein neues Wahlgesetz verabschieden, das gegenwärtige gilt nur für die Abgeordnetenkammer. Anschließend würden Neuwahlen folgen. Sollten dann tatsächlich Grillo und sein bunter Haufen an die Macht kommen, könnte Italiens Euro-Mitgliedschaft infrage gestellt werden. Das hat die 5-Sterne-Bewegung versprochen.

    Zu den Gegnern der Reform zählen außerdem Erzfeinde des Ministerpräsidenten wie der ehemalige linke Ministerpräsident Massimo D’Alema. Aber auch der gemäßigtere, christdemokratische Ex-Premier Mario Monti kündigte sein Nein an, obwohl er der Reform als Senator einst zugestimmt hatte. Zwar wäre die Verfassung nach der Reform „vielleicht etwas besser“, sagte Monti. Er verurteile aber die Wahlgeschenke der Regierung und den weiteren Anstieg der Staatsverschuldung auf Kosten der kommenden Generationen.

    Renzi hatte in den vergangenen Monaten verschiedene Steuererleichterungen versprochen. Kritikern zufolge versucht der Ministerpräsident, die Italiener auf diese Weise vor dem Referendum gnädig zu stimmen. „Wenn das Nein gewinnt, werden die ausländischen Investoren aber nicht verschwinden“, beruhigte Monti. Italien werde nicht wie vor fünf Jahren kurz vor dem Abgrund stehen. Im November 2011 hatte Monti Silvio Berlusconi als Ministerpräsident abgelöst. Berlusconi, der sich von einem Sturz Renzis wieder mehr Einfluss im politischen Kräftemessen verspricht, kündigte ebenfalls sein Nein beim Referendum an.

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