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USA: Amateure mit Machogehabe? Secret Service-Chefin tritt nach Kritik zurück

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Amateure mit Machogehabe? Secret Service-Chefin tritt nach Kritik zurück

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    Sie war die erste Frau an der Spitze des Secret Service. Nun ist Julia Pierson zurückgetreten.
    Sie war die erste Frau an der Spitze des Secret Service. Nun ist Julia Pierson zurückgetreten. Foto: Jim Lo Scalzo, dpa

    Sie verstehen sich als die Besten der Besten, die muskelbepackten Herren vom Secret Service mit dem Knopf im Ohr, die den US-Präsidenten bewachen. Ständig hellwach, ausgestattet mit feinen Antennen, eben echte Profis, von Hollywood bisweilen zu Supermännern verklärt. Im Alltag, der oft sehr langweilig sein kann, häufen sich dagegen die Pannen.

    Nun auch noch das. Als Barack Obama Mitte September die Seuchenschutzbehörde CDC in Atlanta besuchte, um mit den Ärzten dort über den Kampf gegen Ebola zu beraten, fand er sich im Fahrstuhl neben einem Mann wieder, den weder er noch seine Leibwächter kannten. Ihre Nachlässigkeit begriff die Entourage erst, als der Fremde sein Smartphone zückte und munter zu fotografieren begann.

    Obamas Secret Service kehrt Vorfälle unter den Tisch

    Beschäftigt bei einer privaten Sicherheitsfirma, trug er eine Waffe. Aber auch das hatten die Beamten zunächst nicht bemerkt. Später stellte sich heraus, dass er dreifach vorbestraft war, unter anderem wegen Körperverletzung. Und: Statt dem Staatschef reinen Wein einzuschenken, schien der Secret Service den Zwischenfall unter die Decke kehren zu wollen.

    „Dies wäre heute ein anderes Land, hätte der Bursche im Aufzug seine Pistole gezogen“, poltert Jason Chaffetz, ein Republikaner aus Utah, dessen Ausschuss den Elitetrupp parlamentarisch kontrolliert. Julia Pierson, die erste Frau an der Spitze des Secret Service – eigentlich angeheuert, um Ordnung in den Laden zu bringen – wird zur Zielscheibe beißenden Spotts. Warum sie nicht einfach Bewegungsmelder im Weißen Haus installieren lasse, fragt Chaffetz‘ Kollege John Mica. Das käme billiger als die Leibgarde, und effektiver wäre es auch.

    Julia Pierson tritt zurück

    Letzteres hat mit Omar Gonzalez zu tun, einem Irak-Veteranen, der mit einem Klappmesser in der Hosentasche über den Zaun der Residenz sprang, quer über den Rasen lief und sich durch den Haupteingang Zugang verschaffte. Erst im kronleuchterbeladenen East Room, im Inneren des Gebäudes, wurde er überwältigt. Das Alarmsystem neben der Eingangstür war auf lautlos gestellt worden, nachdem sich Bedienstete über das störende Piepsen beschwert hatten.

    Nun steht seit ein paar Tagen ein zweiter Zaun an der Pennsylvania Avenue 1600, genauer gesagt, eine Kette niedriger Zäune, die an Fahrradständer denken lassen. Noch eine Barriere, noch mehr Distanz zum „Haus des Volkes“, zu dem Washingtoner Folklore die Machtzentrale gerne verklärt.

    Doch damit nicht genug. Am Mittwoch folgte die nächste Konsequenz: Secret-Service-Chefin Julia Pierson trat zurück. Sie hatte zuvor bei einer Anhörung im Repräsentantenhaus erklärt, die "volle Verantwortung" für das Eindringen des bewaffneten Mannes in den Präsidentensitz zu übernehmen.

    Secret Service sorgte mit Saufgelage für Gerede

    Seit 1865 gibt es den Secret Service, ursprünglich gegründet, um Geldfälschern auf die Schliche zu kommen. Erst 1901, nach dem Mord am Präsidenten William McKinley, wurde der Schutz des Staatsoberhaupts zu seiner Aufgabe.

    Doch diesem Anspruch genügt die Truppe in Obamas Amtszeit längst nicht immer: 2009 schafften es zwei Hochstapler, sich bei einem Galadiner zu Ehren des indischen Premierministers einzuschleichen. Angereist aus dem nahen Virginia, taten die beiden einfach wichtig, was ausreichte, um sämtliche Kontrollen zu überlisten. 2011 feuerte ein geistig Verwirrter mindestens sieben Mal auf die Privatgemächer im zweiten Stock, wo Sasha, die jüngere der beiden Obama-Töchter, gerade aus der Schule zurückgekehrt war.

    Fensterglas splitterte, die Bodyguards stellten sich ahnungslos, bis eine Putzfrau die Scherben fand. Im Jahr darauf geriet Obamas Garde im kolumbianischen Cartagena ins Gerede. Angetrunkene Muskelmänner hatten Prostituierte mit auf ihre Hotelzimmer genommen, was aufflog, als einer glaubte, für die Liebesdienste nicht zahlen zu müssen.

    Amateure mit Machogehabe – das Image werden sie so schnell nicht wieder los. mit dpa

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