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Porträt: Assange schöpft wieder Hoffnung

Porträt

Assange schöpft wieder Hoffnung

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    Die Vereinten Nationen werten die Botschaftszuflucht von Julian Assange als Freiheitsberaubung. (Archivbild)
    Die Vereinten Nationen werten die Botschaftszuflucht von Julian Assange als Freiheitsberaubung. (Archivbild) Foto:  Facundo Arrizabalaga (dpa)

    Der Wikileaks-Gründer Julian Assange dankte gegen das Blitzlichtgewitter anblinzelnd den Vereinten Nationen. Ein Gremium hatte am Freitag das Zwangsexil des 44-jährigen als willkürliche Inhaftierung eingestuft. Assange sollte erlaubt werden, sich frei zu bewegen, appellierten die Rechtsexperten an die Regierungen Großbritanniens sowie Schwedens.

    Das Gutachten gilt im Königreich jedoch nicht als rechtlich bindend, was wiederum Assange und seine Anhänger komplett anders sehen, wie er gestern verlautbaren ließ. Doch Vertreter aus London und Stockholm weisen die Schlussfolgerungen der Vereinten Nationen zurück. Sollte der blasse Mann mit den weißen Haaren jedoch tatsächlich aus seinem Zufluchtsort heraus- marschieren, würde er sofort von den britischen Beamten festgenommen und aufgrund eines Haftbefehls nach Schweden ausgeliefert. Dort wird gegen ihn wegen des Verdachts auf Vergewaltigung ermittelt. Also bleibt Assange weiter in seinem 20 Quadratmeter großen Zimmer, das vollgestellt mit Möbeln ist und ausgestattet mit Computer und einer Lampe, die das Sonnenlicht imitiert.

    Julian Assange kommt nur selten ans Tageslicht

    Seit dem 19. Juni 2012 kam er nur für kurze Momente in den Genuss echten Tageslichts. Die hell gestrichenen Wände des Apartments im ersten Stock müssen wie dicke Mauern für den gebürtigen Australier wirken, es gibt keinen Garten. Sport macht er an Fitnessgeräten. „Ich vermisse meine Familie“, sagte der Computer-Nerd, der bereits in jungen Jahren online unter dem Pseudonym Mendax (lateinisch für lügnerisch) unterwegs war, gestern. Angeblich soll er vier Kinder haben. Als gesichert gilt jedoch nur, dass Assange Vater eines Sohnes ist. Seine Mutter Christine sorgt sich derweil um den Gesundheitszustand ihres Sohnes: Sein Körper gebe langsam auf. Er habe Herzprobleme, eine chronische Lungenentzündung und schlimme Schulterschmerzen. Laut jener wenigen Freunde, die ihn noch regelmäßig besuchen, arbeitet der Hacker unaufhörlich an seiner Wikileaks-Plattform und gleichzeitig an Möglichkeiten für einen Weg aus seinem Asyl.

    Wikileaks-Gründer Assange klagte lange gegen seine Auslieferung

    Assange, der Physik studiert hat, gilt als intelligente, aber auch schwierige Person. Der PR-Profi strotzt vor Selbstbewusstsein, nicht wenige nennen es Arroganz. „Es herrscht ein Ungleichgewicht zwischen dem, was wir von Menschen erwarten, die anders als die Norm und mutig genug sind, um gegen die Mächtigen aufzustehen und zu kämpfen“, sagte sein Freund Vaughan Smith einmal. Nachdem Mitte 2010 die Vorwürfe der sexuellen Belästigung von zwei Schwedinnen laut wurden, kämpfte der Wikileaks-Gründer monatelang von der britischen Hauptstadt aus gegen seine Auslieferung, bekam unter Auflagen Hausarrest und verbrachte mehr als ein Jahr auf dem Landgut seines Freundes Vaughan Smith, von wo aus er weiter bis zur höchsten Instanz klagte. Doch er verlor. Seine letzte Chance, Asyl zu erhalten, war in der ecuadorianischen Botschaft.

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