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München: Festnahmen bei "Bagida"-Demo: Gegner werfen mit Mülltonnen

München

Festnahmen bei "Bagida"-Demo: Gegner werfen mit Mülltonnen

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    Gegendemonstranten protestieren am Montagabend gegen die islamkritische Bewegung der Bagida (Bayern gegen die Islamisierung des Abendlandes).
    Gegendemonstranten protestieren am Montagabend gegen die islamkritische Bewegung der Bagida (Bayern gegen die Islamisierung des Abendlandes). Foto: Andreas Gebert, dpa

    In München, Würzburg und Nürnberg sind am Montag fast 15.000 Menschen für eine offene und tolerante Gesellschaft auf die Straße gegangen. In der Landeshauptstadt versammelten sich am Abend rund 12.500 Demonstranten. Einzelne folgten dem Aufruf der Veranstalter und trugen unter dem Motto "Tanz den Pediga - ein Arbeiterfasching" Karnevalsperücken oder Kostüme.

    Auf der anderen Seite demonstrierten etwa 1100 Menschen des Pegida-Ablegers Bagida mit Deutschland-Flaggen gegen "eine Islamisierung des Abendlandes". Unter ihnen befanden sich laut Polizei auch einige "polizeibekannte Rechtsextreme". Die Kundgebung am Stachus wurde mit Eiern und Glasflaschen beworfen. Zudem hätten "aggressive Gegendemonstranten" mehrfach versucht, die Absperrungen zu durchbrechen, so die Polizei, die mit rund 1000 Beamten im Einsatz war.

    Wie die Polizei am Dienstag bestätigte, kam es später am Abend auch noch zu mehreren Festnahmen. Veranstaltungsbesucher sowie Polizisten seien angegriffen worden, heißt es im Bericht. Die Festgenommenen hatten aus einer Höhe von etwa fünf Metern Gegenstände auf die Beamten geschmissen, darunter Holzpaletten und Mülltonnen. Ein Mann musste daraufhin ins Krankenhaus gebracht werden.

    Insgesamt wurden an diesem Abend in München nach Polizeiangaben 13 Menschen festgenommen.

    Anti-Pegida-Demos auch in Nürnberg und Würzburg

    Das ist Pegida

    DER NAME: "Pegida" steht für "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes". Im Kern handelt es sich um ein Demonstrationsbündnis, das sich gegen eine angeblich drohende Ausbreitung des Islamismus in Deutschland und Europa einsetzt.

    DIE DEMOS: Das Bündnis führt an Montagen Proteste in Dresden durch. Zur ersten Demonstration im Oktober kamen etwa 500 Menschen. In Spitzenzeiten waren es 17.000. Inzwischen ist der Trend rückläufig.

    DER ORGANISATOR: Initiator der Proteste ist Lutz Bachmann, Inhaber einer Werbeagentur. Bachmann ist mehrfach vorbestraft, unter anderem wegen Körperverletzung sowie Einbruch und Diebstahl. 1998 floh er nach Südafrika, um einer fast vierjährigen Haftstrafe in Deutschland zu entgehen.

    DIE ZIELE: Die Teilnehmer des Bündnisses protestieren unter anderem für eine „Null Toleranz“-Politik gegenüber „straffällig gewordenen Zuwanderern", für den "Schutz der deutschen Identität“ und gegen "Asylmissbrauch".

    DIE GRUPPEN: Mittlerweile gibt es nicht nur in Dresden ein solches Bündnis, sondern auch in Magdeburg, Rostock, Würzburg und München. Der bayerische Ableger nennt sich "Bagida" ("Bayern gegen die Islamisierung des Abendlandes").

    DIE KRITIK: Experten sehen in Pegida eine Gruppierung mit rechtsextremistischen Tendenzen. Der Politikwissenschaftler Hajo Funke beschreibt die Proteste als "rechtsextreme, rechtspopulistische und rechtsnational motivierte Massenbewegung".

    Auch von CDU und SPD kam Kritik an den Protesten. Bernd Lucke, Vorsitzender der Alternative für Deutschland (AfD), bezeichnete Pediga hingegen als "gut und richtig".

    Am Nürnberger Kornmarkt versammelten sich laut Polizei annähernd 2700 Menschen zu einer Kundgebung gegen Rechtsextremismus, zu der mehrere linke Gruppen aufgerufen hatten. Eine Kundgebung von Pegida-Anhängern gab es nicht.

    In Würzburg nahmen etwa 1200 Bürger an einem Demonstrationsmarsch für eine offene, tolerante Gesellschaft vom Hauptbahnhof zum Unteren Markt teil. Ein Schweigemarsch von etwa 300 Pegida-Anhängern wurde von der Polizei vor Gegendemonstranten geschützt, die mit Trillerpfeifen, Musikinstrumenten und Sprechgesängen ihre Meinung kundtaten.

    Schlappe für Bagida vor dem Verwaltungsgericht

    An der Münchner Anti-Pegia-Kundgebung nahmen einige Demonstranten mit bunten Hüten und Perücken teil. Während Künstler wie Michael Mittermeier oder Friedrich Ani auf der Bühne ein buntes München forderten, flogen mancherorts Seifenblasen und Konfetti durch die Luft. Neben den zahlreichen obligatorischen "München ist bunt"-Schildern waren Transparente wie "Muslime sind willkommen - Nazis nicht" und "ruhig Brauner" zu lesen. Ein Demonstrant hatte sich als Zebra verkleidet und trug ein Schild mit der Aufschrift: "Ich bin aus Afrika und trotzdem haben mich alle lieb."

    Indes musste Bagida vor dem Verwaltungsgericht München am Montag eine Schlappe einstecken. Sie hatte dem Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) untersagen lassen wollen, zu Demonstrationen gegen Kundgebungen des Pegida-Ablegers in München aufzurufen. Das Gericht lehnte den Eilantrag ab, weil rechtlich nicht ausreichend geklärt ist, ob der Oberbürgermeister in seiner amtlichen Funktion zu Gegendemonstrationen dieser Art aufrufen darf oder nicht. Reiter hatte auf seiner Facebook-Seite zu einer Gegendemonstration am Sendlinger Tor aufgerufen. drs, fla, dpa

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