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Finanzen: Banken haben beim Dispo-Zins für Girokonten weiter freie Hand

Finanzen

Banken haben beim Dispo-Zins für Girokonten weiter freie Hand

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    Die Dispo-Zinsen für Girokonten werden auch in den nächsten fünf Jahren nicht gedeckelt.
    Die Dispo-Zinsen für Girokonten werden auch in den nächsten fünf Jahren nicht gedeckelt. Foto: Andrea Warnecke, dpa

    Die Dispo-Zinsen für Girokonten werden auch in den nächsten fünf Jahren nicht gedeckelt. Ein Gesetzentwurf, den das Kabinett gestern beschlossen hat, verpflichtet die Banken nur dazu, auf ihren Internetseiten gut sichtbar über die Höhe der Zinssätze zu informieren und Kunden, die ihr Konto längere Zeit überzogen haben, ein Beratungsgespräch anzubieten. „Damit machen wir es den Banken schwerer, unangemessen hohe Dispo-Zinsen zu verlangen“, betonte Justizminister Heiko Maas (SPD).

    Verbraucherschützer halten die Neuregelung für wenig hilfreich. „Die Zinsen werden deshalb nicht sinken“, kritisierte die Finanzexpertin der Verbraucherzentralen, Dorothea Mohn, gegenüber unserer Zeitung. Da ein Kontowechsel sehr aufwendig und für Kunden im Dispo oft unmöglich sei, versagten die Kräfte des Marktes hier.

    Bei den Beratungsgesprächen müssten die Banken überdies gegen ihre eigenen ökonomischen Interessen beraten, wenn sie einem Kunden einen günstigeren Ratenkredit zum Ausgleich des Dispos empfehlen: „Das wird nicht funktionieren.“ Verbraucherschützer plädieren deshalb für eine Deckelung der Zinsen und einen Ausbau der Schuldnerberatung. Auch die Grünen-Expertin Nicole Maisch kritisierte: „Die Dispo-Zinsen sind weiter zu hoch und stehen in keinem Verhältnis zu den Zinsen, zu denen Banken sich Geld leihen.“

    Die Dispo-Zinsen schwanken zwischen 4,49 und 12,75 Prozent

    Nach den Plänen von Maas muss die Bank einem Kunden eine Beratung anbieten, sobald dieser seinen Dispo ein halbes Jahr lang zu 75 Prozent ausschöpft. Bei einem Überziehungsrahmen von 5000 Euro wären das also 3750 Euro. Für geduldete Überziehungen gilt eine ähnliche Regel, wenn das Konto eines Kunden mit der Hälfte seiner Einnahmen ins Minus rutscht. Bei einem Monatsgehalt von 3000 Euro und 376 Euro Kindergeld müsste die Bank ihm eine Beratung anbieten, sobald er drei Monate lang mit 1688 Euro in den roten Zahlen steht. Dieses Angebot ist aber unverbindlich, kein Kunde muss es annehmen.

    „Viele Menschen wissen oft gar nicht, dass es preisgünstigere Alternativen gibt“, betonte Maas, der die neue Regelung nach fünf Jahren überprüfen lassen will. Im Wahlkampf hatte der Spitzenkandidat der SPD, Peer Steinbrück, noch eine staatlich festgelegte Obergrenze für Dispo-Zinsen gefordert. Danach hätten sie maximal sieben Prozentpunkte über dem Leitzins der Zentralbank liegen dürfen – im Moment also bei 7,05 Prozent.

    Nach einer Marktanalyse der Frankfurter Finanzberatung FMH schwanken die Dispo-Zinsen bei 50 untersuchten Banken gegenwärtig zwischen 4,49 Prozent bei der Skatbank und 12,75 Prozent bei der Targobank. Ein Ratenkredit über 5000 Euro mit vier Jahren Laufzeit kostet danach zwischen 3,99 und 7,99 Prozent.

    Mit der Neuregelung für den Dispo hat das Kabinett auch die Richtlinien für die Vergabe von Immobilienkrediten verschärft. Danach müssen die Banken unter anderem die Bonität ihrer Kunden strenger prüfen.

    Dispokredit: Schnelles Geld, hoher Zins

    Dispo- und Überziehungszinsen werden fällig, wenn ein Kunde kein Geld mehr auf dem Girokonto hat, es aber weiter belastet wird. Zunächst gewährt die Bank in der Regel einen Dispositionskredit – Limit sind oft zwei oder drei Monatsgehälter. Wird das Konto noch darüber hinaus überzogen, fallen bei den meisten Banken Überziehungszinsen an. Diese liegen oft noch höher. Wenn die Zinsen abgerechnet werden, häufig zum Ende eines Quartals, müssen die Konditionen auf dem Kontoauszug abgedruckt werden. mit afp

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