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Essen: Buh-Rufe beim Parteitag: Die AfD ist tief gespalten

Essen

Buh-Rufe beim Parteitag: Die AfD ist tief gespalten

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    Der Afd-Vorsitzende Bernd Lucke steht in Essen beim Parteitag der AfD auf dem Podium.
    Der Afd-Vorsitzende Bernd Lucke steht in Essen beim Parteitag der AfD auf dem Podium. Foto: Federico Gambarini, dpa

     Mit Pfeifkonzerten und Buh-Rufen haben Teilnehmer des Bundesparteitages der Alternative für Deutschland (AfD) ihren Vorsitzenden Bernd Lucke empfangen. Anhänger seiner Rivalin Frauke Petry unterbrachen den Parteigründer am Samstag während seiner Begrüßungsansprache in der Essener Gruga-Halle mehrfach mit Zwischenrufen. 

    Petrys kurze Ansprache, in der sie den Parteirechten Avancen machte, wurde von den rund 3000 versammelten Mitgliedern freundlicher aufgenommen. "Das heißt aber nicht unbedingt, dass die Anhänger von Frau Petry zahlreicher sind, vielleicht sind sie auch einfach nur lauter", sagte der Vorsitzende der Bayern-AfD, Andre Wächter.

    Einen möglichen Hinweis auf Petrys Chancen bei der anstehenden Wahl der neuen Parteispitze lieferte eine Abstimmung am Mittag. Mit einer Mehrheit von 61 Prozent beschloss der Parteitag, die von Lucke ausdrücklich gewünschte Wahl eines Generalsekretärs von der Tagesordnung zu nehmen. 

    Streit seit einem halben Jahr bei der Alternative für Deutschland

    Teil desselben Antrags war allerdings auch der Vorschlag, die Wahl des neuen Vorstandes auf der Grundlage der Anfang Februar in Bremen verabschiedeten Satzung abzuhalten. Diese Satzung hatte Petry damals vehement bekämpft, weil sie eine schrittweise Verengung der Parteispitze von heute drei auf dann nur noch einen Vorsitzenden vorsieht.

    In der AfD tobt seit einem halben Jahr ein erbitterter Machtkampf zwischen dem liberalen und dem rechten Flügel. Der liberal-konservative Flügel steht mehrheitlich hinter Lucke. Rechte und Nationalkonservative unterstützen die Co-Vorsitzende Petry aus Sachsen.

    Lucke, der von Parteikollegen oft als notorischer Besserwisser bezeichnet wird, übte in Essen Selbstkritik. Zu den Führungsquerelen der vergangenen Monate sagte er: "Statt parteiintern sachlich und problemorientiert zu diskutieren, ist uns die Sache entglitten, bis wir uns in aller Öffentlichkeit stritten, dass die Fetzen flogen."

    AfD-Parteitag in Essen - Applaus für Konrad Adam

    Konrad Adam, der im alten Vorstand neben Lucke und Petry der Dritte im Bunde war, erntete von den Parteimitgliedern viel Applaus für den Satz: "Als rechts gilt heute, wer einer geregelten Arbeit nachgeht, seine Kinder pünktlich zur Schule schickt und der Ansicht ist, dass sich der Unterschied von Mann und Frau mit bloßem Auge erkennen lässt."

    Das sind die Ziele der AfD

    Währung: Die Alternative für Deutschland fordert die Abschaffung des Euros. Stattdessen soll jedes Land wieder eine eigene Währung bekommen. Im Parteiprogramm heißt es: "Die Wiedereinführung der DM darf kein Tabu sein."

    Europa: Die AfD setzt sich für eine Reform der EU ein. Sie fordert vor allem, dass weniger in Brüssel entschieden wird und mehr in Berlin.

    Demokratie: Auch Volksabstimmungen gehören zu den Forderungen der AfD. Die Partei wünscht sich nach eigenen Angaben allgemein mehr direkte Demokratie.

    Finanzen: Die AfD unterstützt den Kurs der Bundesregierung, Schulden abzubauen. Bei den Steuern fordert die Partei vor allem ein verständlicheres System. Sie schreibt in ihren Leitlinien: "Der Bürger muss verstehen können, warum er in welcher Höhe besteuert wird."

    Rente: Die Höhe der Rente solle gesetzlich garantiert werden. Die AfD bezeichnet vor allem die Eurokrise als Gefahr für die Altersvorsorge.

    Bildung: Die AfD wirbt beim Schulsystem für einheitliche Standards in ganz Deutschland. An den Universitäten solle die Rückkehr zu Staatsexamen und zum Diplom möglich sein.

    Energie: Die Energiewende unterstützt die AfD zwar - aber nicht deren Finanzierung. Sie halte es für unfair, Sonnen- und Windenergie über die Strompreise zu fördern. Stattdessen solle das Geld dafür aus den allgemeinen Steuereinnahmen kommen.

    Integration: Die AfD sieht nach eigenen Angaben die Zuwanderung in das deutsche Sozialsystem als Gefahr. Sie wolle das mit neuen Regeln unterbinden. Ernsthaft politisch verfolgte Menschen hätten aber ein Recht auf Asyl und sollten auch arbeiten dürfen.

    Vor der Halle demonstrierten einige Dutzend Angehörige linker Gruppen gegen die AfD. dpa/AZ

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