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Mohammed-Karikaturen: Charlie Hebdo-Ausgabe empört Muslime weltweit

Mohammed-Karikaturen

Charlie Hebdo-Ausgabe empört Muslime weltweit

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    Nach Anschlag: Verkaufstriumph für "Charlie Hebdo". Doch in der muslimischen Welt regt sich Empörung.
    Nach Anschlag: Verkaufstriumph für "Charlie Hebdo". Doch in der muslimischen Welt regt sich Empörung.

    In der muslimischen Welt sorgen die neuen Mohammed-Karikaturen von "Charlie Hebdo" für Aufruhr. Es ist die erste Ausgabe der Satire-Zeitung nach den islamistischen Anschläge auf die Redaktion. Schnell war "Charlie Hebdo" vergriffen. Der Weltverband der muslimischen Religionsgelehrten nannte die Veröffentlichung am Mittwoch "unklug", andere forderten eine Entschuldigung der Satire-Zeitung. Türkische Behörden verfügten die Sperrung von Internetseiten, die das Titelbild zeigen.

    Bei den von Islamisten verübten Anschlägen und Geiselnahmen im Großraum Paris waren in der vergangenen Woche 17 Menschen getötet worden. Zu den Zielen gehörte auch die Zeitung "Charlie Hebdo", die mit der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen den Zorn extremistischer Muslime auf sich gezogen hatte. Alle drei Attentäter wurden von der Polizei getötet.

    Zu dem Anschlag auf "Charlie Hebdo" bekannte sich am Mittwoch in einem Internet-Video Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (Aqap). Angeordnet wurde das Attentat demnach von Al-Kaida-Chef Aiman al-Sawahiri.

    In Frankreich erschien die erste "Charlie Hebdo"-Ausgabe seit den Gewalttaten. Der Ansturm war so groß, dass viele Interessenten leer ausgingen. Die Auflage wurde auf fünf Millionen Exemplare erhöht. In Deutschland sollen nach Angaben des Zeitungsverlegerverbands ab Samstag etwa 10.000 Exemplare im Verkauf sein.

    Türkei: Sperrung der Internetseiten mit Mohammed-Karikatur

    Für Empörung sorgte in der muslimischen Welt das Cover der neuen Ausgabe: Es zeigt einen weinenden Propheten Mohammed, der ein Schild mit der mittlerweile weltbekannten Solidaritätsbekundung "Je suis Charlie" in den Händen hält. Über der Mohammed-Zeichnung steht: "Alles ist vergeben."

    In der Türkei ordnete ein Gericht die Sperrung von Webseiten an, die das Titelbild zeigten. "Worte, Schriften, Karikaturen und Veröffentlichungen, die religiöse Werte und den Propheten schmähen, sind eine Beleidigung der Anhänger dieses Glaubens", begründete das Gericht die Entscheidung. 

    Als einzige Zeitung in einem islamischen Land druckte die linke türkische "Cumhuriyet" Auszüge aus der "Charlie Hebdo"-Ausgabe. Der Chefredakteur erhielt Drohanrufe, die Redaktion musste von der Polizei abgesichert werden.

    Die Veröffentlichung neuer Karikaturen sei "weder sinnvoll noch logisch noch klug", erklärte der als Graue Eminenz der Muslimbrüder geltende katarische Prediger Jussef al-Karadaui, Leiter des Weltverbands der muslimischen Religionsgelehrten.

    In Jordanien fordert man eine Entschuldigung von "Charlie Hebdo"

    Der Großmufti von Jerusalem, Mohammed Ahmed Hussein, erklärte, "die Veröffentlichung der Karikaturen verunglimpft den Propheten und beleidigt die Gefühle von fast zwei Milliarden Muslimen in aller Welt". In Jordanien forderte die islamistische Oppositionspartei FAI eine Entschuldigung der "Charlie Hebdo"-Macher.

    Die in Ägypten ansässige, einflussreiche islamische Lehranstalt Al-Ashar forderte hingegen Muslime auf, die Veröffentlichung zu ignorieren. Der Prophet sei "zu erhaben", um durch diese "hasserfüllte Frivolität Schaden zu erleiden".

    Die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) bezeichnete die Zeichnungen in einer über einen eigenen Rundfunksender verbreiteten Nachricht als "extrem dumm".

    In Frankreich wurden nach Angaben aus dem Justizministerium mehr als 50 Ermittlungsverfahren wegen "Verherrlichung des Terrorismus" eingeleitet. Dem Antivirus-Hersteller McAfee zufolge wurden seit dem Anschlag tausende Internetseiten von selbsternannten "Cyber-Dschihadisten" lahm gelegt. Premierminister Manuel Valls kündigte neue Maßnahmen im Anti-Terror-Kampf an.

    Ein Teil der Waffen der Pariser Attentäter wurde womöglich in Belgien gekauft. Die Kalaschnikow und der Raketenwerfer, die bei dem Angriff auf "Charlie Hebdo" verwendet wurden, seien "in der Umgebung des Südbahnhofs in Brüssel für weniger als 5000 Euro gekauft worden", berichtete die Zeitung "La Dernière Heure" unter Berufung auf "sehr gute Quellen". Auch das bei der Geiselnahme in einem Supermarkt verwendete Sturmgewehr stamme aus Brüssel.

    In der belgischen Hauptstadt wurden vier Buchhändler in anonymen Briefen mit Repressalien bedroht, sollten sie die neue "Charlie Hebdo"-Ausgabe verbreiten. Die Staatsanwaltschaft nehme die Drohungen sehr ernst, sagte ein Sprecher der Behörde. afp/AZ

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