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US-Wahl 2016: Clinton-Fans freuen sich über unfreiwillige Hilfe von Trump

US-Wahl 2016

Clinton-Fans freuen sich über unfreiwillige Hilfe von Trump

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    Am Tag nach dem Fernsehduell trafen sich Hillary Clinton und Donald Trump beim traditionellen Galadiner des Erzbischofs von New York.
    Am Tag nach dem Fernsehduell trafen sich Hillary Clinton und Donald Trump beim traditionellen Galadiner des Erzbischofs von New York. Foto: Mandel Ngan, afp

    Es ist noch nicht allzu lange her, da konnte Donald Trump im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf nichts falsch machen. Seine Attacken auf politische Gegner und auf Minderheiten machten ihn bei seinen Anhängern zum Helden. Doch zweieinhalb Wochen vor der Wahl am 8. November hat Trump eine Pechsträhne erwischt: Selbst seine Schimpftiraden über Hillary Clinton nützen seiner Rivalin, die in den Umfragen weit vorne liegt. Jetzt hat er Clinton sogar dabei geholfen, endlich als Kämpferin für Frauenrechte anerkannt zu werden.

    Hillary Clinton wird das "Nasty Woman" gefeiert

    „So eine garstige Frau“, hatte Trump am Mittwochabend beim dritten und letzten Fernsehduell über die ehemalige Außenministerin gesagt. Wobei man Trumps englischen Begriff „nasty“ nicht nur mit garstig übersetzen kann – es bedeutet auch eklig, scheußlich, widerlich oder fies. Das Wetter, Überraschungen, Brokkoli, Flecken in der Kleidung, all das kann „nasty“ sein.

    Doch Trump hätte das Wort sicher nicht gebraucht, wenn er gewusst hätte, was er damit auslösen würde: „Nasty Woman“ wird zur neuen Solidaritätsformel für Clinton. Auf T-Shirts oder im Internet – Clinton wird als „Nasty Woman“ gefeiert. Kein anderes Produkt werde so stark nachgefragt wie ihr „Nasty Woman Vote“-T-Shirt, sagte die Designerin Naheed Snyder. Auf Twitter bekennen sich unzählige Frauen unter dem Kennwort „Nasty Woman“ zu der Präsidentschaftskandidatin.

    Bei einem Wahlkampfauftritt deutete Donald Trump am Dienstag an, dass nur Waffenfreunde seine Rivalin Hillary Clinton aufhalten könnten. Das Wahlkampfteam des Republikaners versuchte, diesen Verdacht zu zerstreuen. Trump habe lediglich gesagt, dass die Waffenfreunde in hoher Zahl in November zur Wahl gehen und geschlossen gegen Clinton und für Trump stimmen würden.
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    In Donald Trumps jüngster Äußerung sehen viele einen Gewaltaufruf gegen Hillary Clinton. Es ist aber nicht die erste provokante Äußerung des Republikaners.

    Für Clinton, die sich lange vergeblich bemüht hat, die Abneigung der Amerikaner gegen sich zu überwinden, hätte Trump nichts Besseres sagen können. „Nasty Woman“ verleiht Clinton das Image einer Frau, die sich nichts sagen lässt, die selber austeilt, die mit allen Wassern gewaschen und zäh genug ist, um in der rauen Männerwelt der amerikanischen Spitzenpolitik zu bestehen: Man muss als Präsidentin „nasty“ sein können, wenn man etwas erreichen will.

    Trump holte indes zum nächsten Schlag gegen Clinton aus – und langte wieder daneben: Am Tag nach dem Fernsehduell trafen sich die beiden Kontrahenten bei einem traditionellen Galadiner des Erzbischofs von New York, bei dem die katholische Kirche Spenden für Kinder in Not sammelt. Das Diner ist seit Jahrzehnten zu einer Bühne für humorvolle Reden von Politikern geworden – doch Trump nutzte die Gelegenheit für brachiale Attacken auf Clinton: „Hillary findet es besonders wichtig, die Leute zu betrügen“, sagte Trump – und erntete Buhrufe. Nie zuvor habe er eine solch negative Reaktion auf eine Rede bei dem Diner gehört, sagte ein Teilnehmer. Andere Gäste hätten Erzbischof Timothy Dolan, aufgefordert, Trump das Mikrofon abzunehmen.

    Trump und Clinton übten sich in Selbstironie

    Immerhin zeigte Trump Ironie, als er einen Witz auf Kosten seiner Frau Melania machte: „Michelle Obama hielt eine Rede, und alle sagten, die sei großartig“, sagte Trump. „Melania hielt exakt dieselbe Rede und wird kritisiert. Ich verstehe es nicht“, sagte er in Anspielung auf die Parteitagsrede seiner Frau, die in Teilen ein Plagiat war.

    Das ist Donald Trump

    Donald Trump ist der aktuelle Präsident der USA. Fakten und Zahlen zu ihm.

    Donald Trump, geboren am 14. Juni 1946, ist das vierte von fünf Kindern des Immobilienunternehmers Frederick Trump Jr. und seiner Frau Mary Anne MacLeod.

    Trumps Großeltern Frederick Trump und Elisabeth Christ stammen aus Kallstadt in der Pfalz und waren nach Amerika ausgewandert.

    Trump studierte Wirtschaftswissenschaft an der Fordham University in New York und an der renommierten Wharton School in Philadelphia.

    Schon als Student machte Trump sich selbstständig, indem er mit einem vom Vater gestellten Startkapital von 200.000 Dollar preiswert marode Häuser erwarb, sanierte und teuer weiter verkaufte.

    1974 übernahm er das Unternehmen des Vaters und realisierte Bau- und Hotelprojekte in den USA und anderen Ländern. Zu den bekanntesten zählen in New York der Trump Tower, der Trump World Tower sowie das Trump Building.

    Die Geschäftsfelder des Donald Trump sind vielfältig: Er investierte in Aktien, besitzt eine Modelagentur und betreibt 18 Golfplätze. Aus dem Geschäft mit Spielbanken und einer eigenen Fluglinie zog er sich dagegen zurück.

    Trump veröffentlicht 16 Bücher, die als Ratgeberliteratur von Verhandlungs- und Geschäftspraxis handeln.

    Trump hatte immer wieder kurze Gastauftritte in Filmen und Fernsehserien, wie in Kevin – Allein in New York, Der Prinz von Bel-Air oder Sex and the City. 2004 und 2015 war Trump Gastgeber der US-amerikanischen Comedy-Show Saturday Night Live des Senders NBC.

    Donald Trump heiratete 1977 das tschechische Model Ivana Marie Zelníčková, mit der er drei Kinder hat. 1992 folgte die Scheidung. Trump war kurzzeitig mit Carla Bruni liiert, der jetzigen Gattin des ehemaligen französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy. Von 1993 bis 1999 hieß Trumps Ehefrau Marla Maples. Mit der Schauspielerin hat er eine Tochter.

    2005 heiratet er das Model Melania Knauss, mit der er einen weiteren Sohn hat. Inzwischen ist er achtfacher Großvater.

    Trump ist ein politisches Chamäleon: 1987 registriert er sich bei den Republikanern, wechselt 1999 zur Independence Party, 2001 zu den Demokraten und 2009 wieder zu den Republikanern.

    Im Wahlkampf um die US-Präsidentschaft im Jahr 2016 provozierte Trump mit rassistischen und sexistischen Aussagen. Er beleidigte Behinderte und drohte, seine Konkurrentin Hillary Clinton ins Gefängnis zu schicken.

    Bei der US-Wahl am 8. November 2016 gelang es ihm dennoch, eine deutliche Mehrheit der Wahlmänner hinter sich zu vereinen.

    Auch Clinton übte sich in Selbstironie. „Das ist hier ein Geschenk für Sie“, sagte sie auf der Spendengala: „Normalerweise nehme ich viel Geld für solche Reden“, sagte sie und spielte auf den Vorwurf ihrer Kritiker an, sie lasse sich von Wall-Street-Bossen für Reden teuer bezahlen. (mit dpa)

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