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Neuer Anti-Korruptions-Minister: Das ist der Mann, den die reichen Griechen fürchten

Neuer Anti-Korruptions-Minister

Das ist der Mann, den die reichen Griechen fürchten

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    Der griechische Minister Panagiotis Nikoloudis will Steuersünder zur Kasse bitten.
    Der griechische Minister Panagiotis Nikoloudis will Steuersünder zur Kasse bitten. Foto: Louisa Gouliamaki, AFP (Archiv)

    Wer in Griechenland zum Arzt geht, einen Antrag bei einer Behörde stellt oder eine Prüfung bestehen will, bringt oft einen Umschlag mit. Da sind im Idealfall ein paar Scheine drin – und schon läuft die Sache wie geschmiert. „Fakelaki“ heißt der kleine Umschlag auf Griechisch. Was so niedlich klingt, ist eines der größten Probleme des heillos verschuldeten Landes: Durch Bestechung und Steuerhinterziehung gehen dem Staat noch immer Milliarden verloren – jedes Jahr. Noch. Denn jetzt kommt Panagiotis Nikoloudis.

    Der Herr ist 65 und damit in einem Alter, in dem andere lieber an den Ruhestand denken. Doch er hat noch eine Mission. Als neuer Anti-Korruptions-Minister will er nicht nur die unschöne Tradition der kleinen Umschläge brechen, sondern auch endlich das Geld eintreiben, das dem Staat zusteht. Im Visier hat er dabei vor allem die Reichen.

    Steuerhinterziehung: Nikoloudis meint es offenbar ernst mit Gutverdienern

    Schon viele Regierungen in Athen wollten den Gutverdienern mit der schlechten Steuermoral an den Kragen – oder taten zumindest so. Nikoloudis meint es offenbar so ernst wie kein Politiker vor ihm.

    Dieser Mann ist ein Kämpfer. Er wurde auf der Peloponnes geboren. Die Menschen dort gelten als speziell. Die Form der Halbinsel erinnert an eine Hand. Und die Region, aus der Nikoloudis stammt, bildet den Mittelfinger. Ist natürlich Zufall. Passt aber irgendwie ins Bild. Wer hört, wie rigoros der Minister sämtlichen Betrügern den Kampf ansagt, braucht jedenfalls nicht viel Fantasie, um gedanklich zum ausgestreckten Mittelfinger zu kommen. „Nichts kann mich stoppen“, sagt der frühere Staatsanwalt. Es ist ein Versprechen an das Volk. Und eine Drohung an jene, die das Land seit Jahrzehnten aussaugen. Doch auch ihnen will Nikoloudis eine Brücke bauen. Steuerhinterzieher, die sich freiwillig melden, sollen Strafminderung bekommen. All die anderen will der neue Minister mit zusätzlichen Fahndern aufspüren. Diese sollen die Bankdaten der Griechen mit deren Steuererklärungen abgleichen. „Es ist im Grunde so einfach, es hat bisher nur niemand gemacht“, sagt Nikoloudis in einem Interview.

    Nikoloudis will 2,5 Milliarden Euro an nicht gezahlten Steuergeldern eintreiben – mindestens

    Er kennt sich aus, schließlich hat er in den letzten Jahren die Behörde zur Geldwäschebekämpfung geleitet. Während dieser Zeit sammelte er tausende Datensätze. Noch in diesem Jahr will er damit 2,5 Milliarden Euro an nicht gezahlten Steuergeldern eintreiben – mindestens.

    Nikoloudis weiß, dass es auch unter den Ermittlern Leute gibt, die gerne mal einen Umschlag in der Sakkotasche verschwinden lassen. Doch er findet, jeder habe eine zweite Chance verdient. Aber nicht nur die oberen Zehntausend zittern vor dem Mann, den seine Mitarbeiter als streng, aber gerecht bezeichnen. Auch den Tabak- und Benzinschmugglern will er das Handwerk legen. Sollte ihm das gelingen, könnte er eines Tages dem telegenen Finanzminister Gianis Varoufakis den Rang als Superstar der Regierung ablaufen.

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